MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
sie und wollte ihr so nahe sein, dass keiner von ihnen mehr in der Lage sein würde, zu unterscheiden, wo der eine endete und der andere begann.
Das war es, was er wollte, und er würde auch alles dafür tun, dass sich sein Wunsch erfüllte.
Noch in dieser Nacht.
Vorausgesetzt natürlich, dass sein Zittern nachlassen würde, damit er sie nach allen Regeln der Kunst verführen konnte.
»Ihr müsst ihn überlisten, sag ich!« Cormac MacFies dröhnende Stimme riss Iain aus seinen lustvollen Überlegungen, und all die wundervollen Bilder verschwanden wie ein paar kleine, schwache Wellen in der hereinkommenden Flut.
Noch keineswegs bereit, sie so schnell aufzugeben, warf er einen Blick auf den stämmigen Clanchef der MacFies, der am anderen Ende der langen Tafel thronte. »Bernhard Logie ohne einen ansehnlichen Trupp Bewaffneter zu überwältigen dürfte sich als schwieriger erweisen, als den Regen dazu bringen zu wollen, dass er gen Himmel fällt!«, rief er und maß alle Anwesenden mit einem scharfen Blick, als wollte er sie herausfordern, ihm zu widersprechen.
Iain räusperte sich und hoffte, dass seine Stimme doch noch immer stark genug war, um bis ans Ende des langen Tischs vernommen zu werden. »Du kennst diesen schändlichen Halunken?«
Cormac MacFie schnaubte und lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Es genügt wohl, wenn ich sage, dass er ein schlauer Fuchs ist, der sich mit dem Teufel höchstpersönlich verbündet hat «, erklärte er und stürzte den Inhalt seines Bechers in einem Zug hinunter.
Krachend stellte er den Becher auf den Tisch und fuhr sich mit dem Ärmel über Mund und Kinn. »Bei Gott und allen Heiligen, ich wünschte, ich wäre dieser Schlange nie begegnet! Aber leider kam ich nicht umhin, seine Bekanntschaft zu machen. In dieser Gegend kennt ihn jeder.« Er beugte sich vor, und seine fleischigen Hände verkrampften sich um den Rand des Tischs. »Wisst ihr, seine eigene Burg liegt nämlich gar nicht weit von hier - oder das, was seine Burg einmal war, bevor der König sie ihm abnahm, als er Balliol und die Sassenachs unterstützte. Heute ist sie nur noch eine Ruine.«
»Allerdings war sie, schon bevor er sie verlor, kaum mehr als einen Blick wert«, warf jemand ein.
Beifälliges Gemurmel erhob sich unter den Anwesenden.
»Stimmt, Logies Wohnsaal war sogar noch bescheidener als meiner«, sagte Cormac. »Aber die Burg hatte Verliese, die so tief in den darunterliegenden Fels gehauen waren, dass es hieß, eine einzige Nacht in einem solchen Höllenloch würde selbst dem Teufel das Blut gerinnen lassen!«
»Er hatte Fallgruben, und die benutzte er auch regelmäßig«, erklärte einer der Männer von einem der anderen Tische.
»Er ließ dort unten sogar ein, zwei Frauen elendig krepieren«, sagte Cormacs Frau mit Abscheu in der Stimme.
»Es gab Gerüchte, dass er sie nur deshalb in das Verlies verbannte, weil ihm die Farbe ihrer Augen nicht gefiel!«, fügte Cormac hinzu und schüttelte seinen bärtigen Kopf.
»Er sollte sich mal über die Farbe seiner eigenen Augen Gedanken machen und sich fragen, ob sie den Dämonen in der Unterwelt gefallen wird, denn er wird ihnen schon bald gegenüberstehen«, rief Gavin von der anderen Seite des Saals und erhob seine tiefe Stimme über den allgemeinen Aufruhr. »Seine Stunden sind gezählt.«
Iain nickte ihm dankbar zu. Er wusste, warum Gavin Logies Untergang prophezeit hatte. Und ein schneller Blick auf Madeline bestätigte es ihm.
Sie hatte aufgehört zu essen, saß steif und kerzengerade da und hielt den Blick auf irgendeinen fernen Punkt auf der anderen Seite des Saals gerichtet.
Es wurde Zeit, sie hinaufzubringen.
Zeit für eine Menge Dinge.
Iain musterte ihren Gastgeber versonnen. Er brannte darauf, MacFie zu bitten, ihm ein paar kräftige Männer mitzugeben. Sie brauchten nicht einmal erstklassige Schwertkämpfer zu sein. Die, die er brauchte, um an Abercairns hinterer Burgmauer einen gewaltigen Lärm zu verursachen - einen Tumult zur Ablenkung der Wachen -, sollten nur kräftige Lungen haben und die Bereitschaft zeigen, irgendwelche Metallteile gegeneinander zu schlagen, um einen höllischen Aufruhr zu veranstalten.
Aber Gavin hatte ihn bereits vorgewarnt, dass Cormac MacFie, obwohl er ein tapferer Mann und stets bereit war, Gott und jedermann an seinem Tisch willkommen zu heißen, schlecht über die Reihe in den letzten Jahren erlittener schrecklicher Verluste hinweggekommen war.
Fieber, Überschwemmungen und Missernten hatten
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