MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
als Iain herumfuhr, sah er Gavin MacFie in den Kirchhof reiten.
Mit einem Gesichtsausdruck, der nicht minder finster war als Iains, wenn auch wahrscheinlich aus einem völlig anderen Grund, saß Gavin ab und gab vor, schmerzhaft zusammenzuzucken, als seine Füße auf dem Boden aufkamen.
Eine überwältigende Erleichterung durchflutete Iain.
Dem stets so ehrlichen MacFie war es also anscheinend doch gelungen, seine Skrupel zu überwinden.
Gavin zog übertrieben auffällig sein linkes Bein nach, als er nun zu ihm hinüberhinkte. Dabei winkte er den glotzäugigen Zuschauern mit einem Figürchen, das ein kleines, silbernes Bein darstellte. »Die Damen wissen, dass ich an jeder Gedenkstätte, die wir besuchen, ein solches Votiv zurücklasse«, gab er die vorher zwischen ihnen abgesprochenen Worte wieder. »Sie wird nur versucht haben, zu ihrem Gemahl zurückzufinden, und benutzte meine Opfer gaben, um unsere Spur zurückzu verfolgen.«
Das Murren in der Menge ließ nach, bis irgendein freches Weibsbild rief: »Und die andere? Ist sie deine Frau?«
Iain erschrak.
Er hatte nicht weit genug vorausgedacht, um auch die große, etwas mollige Freundin der rothaarigen Postulantin in seine Pläne mit einzuschließen.
Tatsächlich hatte er sie bis zu ihrem plötzlichen Erscheinen neben dieser Schönheit sogar vollkommen vergessen.
Das Blut gefror in Iains Adern, und etwas beklommen richtete er den Blick auf die nicht allzu fern liegenden Ausläufer der Highlands. Er brachte es nicht über sich, schaffte es einfach nicht, MacFie jetzt anzusehen.
Oder die beiden Frauen.
Ein drückendes Schweigen legte sich über die ungemütliche Versammlung, bis die ebenfalls recht gut aussehende Begleiterin der Schönheit plötzlich aufsprang und zu Gavin MacFie hinüberlief, um ihn mit einer übertrieben stürmischen Begrüßung beinahe umzuwerfen.
Ein kollektives Nachluftschnappen ertönte aus der Menge.
Iain hielt den Atem an.
Und Gavin MacFie spielte mit, indem er die Frau behutsam von sich schob, aber dann wie ein aufrichtig besorgter Ehemann einen Arm um ihre wohl geformten Hüften legte.
»Zweifelt noch jemand daran, dass diese Dame meine Frau ist?«, fragte MacFie die Umstehenden herausfordernd und zog das Mädchen sogar noch fester an sich ... wofür Iain ihm unendlich dankbar war.
Fast schwindlig vor Erleichterung - und einer anderen Emotion, die besser ungenannt blieb - ließ Iain seinen eisigsten Blick über die Menge gleiten. »Und ich, meine Damen und Herren, würde mich jetzt gern um meine eigene Gemahlin kümmern«, sagte er und ließ sich auf ein Knie neben ihr nieder.
»Ohne Zuschauer«, fügte er mit einem Blick auf das Mädchen hinzu, und sein Herz zog sich zusammen, als er die beinahe wächserne Blässe ihrer cremefarbenen, ein wenig sommersprossigen Haut sah.
Sanft strich er ihr eine lockige Strähne blutbefleckten Haars aus dem Gesicht und tat es mit mehr Zärtlichkeit, als er seit Jahren einer Frau entgegengebracht hatte - einschließlich jener, die einmal seine wahre Ehefrau gewesen war.
Es war eine Geste, von der er hoffte, sie würde sie beruhigen ... und ihre Fragen bremsen, bis die Menge sich zerstreut hatte.
Und damit die Leute endlich verschwanden, erteilte er ihnen noch eine weitere Warnung. »Geht jetzt«, rief er ihnen über die Schulter zu, »und denkt ja nicht, nur weil ich knie, könnte ich mein Schwert nicht in Sekundenschnelle an eure Kehlen führen, falls ihr noch länger hier herumlungert.«
Seine Drohung zeigte Wirkung.
Sogar MacFie und die Freundin der Schönheit entfernten sich und schlenderten zu einer steinernen Bank an der fernen Kirchenmauer hinüber, wobei der rothaarige Inselbewohner noch immer sein Bein nachzog, wenn auch nicht mehr ganz so übertrieben wie zuvor.
Und zu Iains Überraschung schienen die beiden sich sogar ausgesprochen freundschaftlich zu unterhalten.
Wie er es gern getan hätte mit der Schönheit, die zu seinen Füßen lag, wenn sie ihm in einem anderen, längst vergangenen Leben begegnet wäre.
Zu einer Zeit, als er sie noch mit Stolz hätte begrüßen und mit Eleganz hätte umwerben können, statt mit einer läppischen Zurschaustellung von Muskeln und einem albernen, auf Lügen aufgebauten Plan.
Ein Hauch ihres sauberen, nach Erika riechenden Duftes stieg ihm plötzlich in die Nase, und Iain schluckte und begann bereits die ersten Risse in seinem wiedergewonnenen Selbst bewusstsein zu spüren.
Um diese nicht noch zu vertiefen, nahm er seinen Dolch und
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