MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
durchtrennte den Strick, mit dem ihre Handgelenke gefesselt waren. Die gleichen zarten, schlanken Fußknöchel, die in der Kathedrale sein Blut bereits in Wallung gebracht hatten, weckten nun grenzenlose Wut in ihm, als er die argen Schürfwunden sah, die der grobe Strick auf ihrer empfindlichen Haut hinterlassen hatte.
»Herrgott noch mal!«, fluchte er unterdrückt und verkniff sich eine noch viel schlimmere Verwünschung, als er den Strick so vorsichtig entfernte, wie er konnte.
»Wer seid Ihr, Sir? Ich möchte mich bei Euch bedanken«, sagte sie schließlich, mit einer Stimme, die noch ganz schwach war von der überstandenen Qual, aber süß genug, um ihn mit ihrem wohlklingenden, melodiösen Tonfall... und ihrer Weichheit zu bezwingen.
Sie war ein Mädchen aus den Highlands.
»Nein, Mylady, ich muss mich bei Euch bedanken«, gelang es ihm zu sagen, seinen Blick noch immer auf ihre Fußgelenke gerichtet. »Ein Mann auf Pilgerfahrt hat nicht oft die Ehre, einer schönen jungen Dame aus der Not zu helfen.«
Und ich möchte dir dafür danken, dass ich mich durch dich wieder lebendig fühle.
Lebendig auf eine Art und Weise, die weit über die Hitze, die sie in seinen Lenden entfacht hatte, hinausging.
Gott, aber er wünschte, sie würde wieder sprechen ... und wenn auch nur um des Vergnügens willen, ihre melodiöse, weiche Stimme zu vernehmen.
Iain straffte die Schultern, als ihm der Ernst und die Bedeutung dessen, was er über den >Ruin der MacLeans< gehört hatte - die Legende, über die er sich sein Leben lang lustig gemacht hatte -, so nachhaltig seinen Kopf durchfluteten, als stünde ein ganzes Dutzend Bänkelsänger mit volltönenden Stimmen da und flötete diesen romantischen Unsinn direkt in sein Ohr.
Er hob die Hand und berührte die schon fast vollständig zurückgegangene Beule an seiner Stirn, deren beharrliches Pochen weit weniger gewichtig war als seine inbrünstige Hoffnung, die schöne Fremde möge sie nicht bemerken.
Er konnte nur hoffen, dass die Beule sein Aussehen nicht zu stark beeinträchtigte. Sein ansprechendes Äußeres hatte ihm nämlich immer geholfen, die Gunst der Frauen zu gewinnen - damals, in einer anderen Zeit, bevor er vergessen hatte, wie man lächelte.
»Ihr seid sehr ritterlich, Sir«, sagte sie, und ihr Kompliment ging ihm geradewegs unter die Haut und ließ noch ein weiteres Stück von dem Eis zerschmelzen, das sein Herz umgab.
»Aber ich möchte gern mehr über Euch erfahren«, setzte sie hinzu, und das leise Zittern ihrer Stimme bewegte ihn weit mehr, als er geglaubt hätte.
»Und ich über Euch, Mylady«, gab Iain zurück, während er mit einem Streifen Leinen, den er von seinem Hemd abgerissen hatte, behutsam das Blut an ihren Fußgelenken abtupfte. »Werdet Ihr mir die Gunst erweisen, mir zu verraten, wer Ihr seid?«
»Ich bin Madeline«, antwortete sie mit einem Hauch von Traurigkeit in ihrer Stimme.
»Nur Madeline?«, beharrte Iain, denn er wollte, musste mehr erfahren über sie.
»Aye, einfach nur Madeline«, erwiderte sie in einem entschiedenen Ton, der keinen Raum für weitere Fragen ließ.
Iain runzelte die Stirn, unterdrückte aber das Bedürfnis, mehr über sie zu erfahren, und bedrängte sie nicht weiter. Schließlich hatte auch er Geheimnisse und andere, unschöne Dinge zu verbergen, die besser unaufgedeckt blieben.
Und so legte er das blutbefleckte Tuch beiseite und riss einen weiteren Streifen Stoff von seinem Hemd ab, um auch das Blut von ihren wunden Handgelenken abzutupfen. Und obwohl sie zum Glück nicht ganz so wund wie ihre Fußgelenke waren, behandelte er sie mit der gleichen Sorgfalt.
Und wappnete sich dabei innerlich, um ihr endlich - wirklich - ins Gesicht zu sehen.
Als er den Mut endlich aufbrachte, verlor er sich beinahe in ihrem ruhigen, prüfend auf ihm ruhenden Blick.
Noch nie hatte er so schöne Augen gesehen.
Noch nie hatte allein der Blick einer Frau ihm das Gefühl vermittelt, in das Land der Träume und Fantasien versetzt worden zu sein ... oder als bebte und schwankte selbst der Boden unter seinen Füßen.
Sie sah ihn an und erwiderte seinen Blick aus unfassbar großen Augen, die vom gleichen hellen Grün waren wie das Gras zu Beginn des Frühlings. Dichte, dunkelbraune Wimpern ließen diese Augen sogar noch größer wirken, und die winzigen goldenen Sprenkel in ihnen fingen das Sonnenlicht ein und schienen seine Wärme direkt in jeden dunklen Winkel seines Herzens zurückzustrahlen.
Aber auch alles andere an ihr
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