MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Heiligen bestohlen hat«, rief eine feindselige Stimme, deren aufgebrachter Klang die Menge ihre Scheu vergessen ließ.
»Diebische Postulantinnen verdienen keine Gnade«, stimmte sodann auch schnell eine andere Stimme zu.
»Und um Gnade werdet ihr liehen, wenn ich euch die Zunge abschneide«, gab Iain kalt zurück, während sein Blick über die Menge glitt und nach dem ersten Mann suchte, der kühn genug war, vorzutreten.
Und natürlich auch nach dem schon lange überfälligen MacFie.
Er hätte nur wenige Minuten nach Iain erscheinen müssen, dieser Tölpel, selbst wenn er sein Pferd nur hatte traben lassen, um seine Verdrossenheit über Iains Plan zum Ausdruck zu bringen.
Eine Frau mit dünnem, mausbraunem Haar kam von dem heiligen Brunnen zu ihnen herübfergelaufen und warf ein kleines, versilbertes Bein vor Iains Füße. »Das ist's, was sie gestohlen hat«, schimpfte die Spitzmaus mit einem verächtlichen Blick auf die noch immer reglos am Boden liegende Schönheit. »Ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie sie die Figur gestohlen hat. Wir alle haben's gesehen.«
Iains Finger schlössen sich noch fester um den Griff seines beeindruckenden Schwerts.
Wieder blickte er sich um. Wenn MacFie nicht unverzüglich hier erschien, würde der rothaarige Inselbewohner der Erste sein, der eine Kostprobe von Iains ungebremster Wut bekam ... selbst wenn er dann die schönen Küsten Doons nie wiedersehen sollte.
Das unterschwellige Murren in der Menge steigerte sich, bis schließlich eine Hand voll stiernackiger Grobiane vortrat. Einer schwenkte eine Mistgabel, ein anderer ließ seine fleischigen Finger knacken, und die übrigen starrten Iain nur finster an.
Der am stämmigsten aussehende, ein großer, schwarzbärtiger Bär von einem Mann, zog eine seiner buschigen Augenbrauen hoch. »Und wer bist du, um dich Gottes eigener Gerechtigkeit zu widersetzen?«
»Jemand, der so von ihm im Stich gelassen wurde, dass er sich seine eigene macht«, gab Iain zurück, so durchdrungen von seiner Verachtung für den grobschlächtigen Hünen, dass er sie auf seiner Zunge schmecken konnte.
Sein Blick glitt zu dem kleinen silbernen Figürchen, das noch immer auf der Erde lag. »Diese Dame ist keine Diebin, sondern meine ... Gemahlin«, sagte er, und die Lüge klang verblüffend überzeugend. So glaubhaft, dass die Worte den Dunstschleier durchbrachen und sich so fest um Madelines Herz legten, dass es kaum noch in der Lage war zu schlagen.
Seine Gemahlin, hatte er sie genannt.
Die Seine.
O ja, das bist du, jubelten die Gespenster ihrer Hoffnungen und Träume. Eins nach dem anderen erhoben sie sich aus dem Dunkel, um ihre gierigen Arme nach ihrem Herzen auszustrecken. Sie machten Madelines Kühnheit so schnell zunichte, wie sie aufgetreten war, verbannten sie in ihre ursprüngliche Unterkunft, gefangen hinter gut verschlossenen Türen und ließen nichts außer Konfusion und Schmerz zurück.
Doch trotz ihrer anhaltenden Benommenheit war sie insgeheim wie elektrisiert von der Erkenntnis, dass die Rettung durch ihren Schattenmann sie beide in eine Situation gebracht hatte, aus der sie sich nicht so leicht würden befreien können.
»Deine Gemahlin, he?«, fragte einer der Strolche ungläubig.
»Ein komischer Ehemann bist du, Pilger«, mischte sich ein anderer ein, während er wie zufällig eine Streitaxt von einer Hand in die andere gleiten ließ. »Oder ist es für dich etwa nichts Ungewöhnliches, deine Frau allein und unbeaufsichtigt im Land herumlaufen zu lassen?«
Wieder warf Iain einen Blick auf das kleine, silberne Bein ... und verfluchte insgeheim MacFie.
»Wir wurden vor ein paar Tagen getrennt«, log er erneut, und auch diesmal fiel es ihm wieder erstaunlich leicht, die Unwahrheit zu sagen. Und deshalb warf er schließlich jede weitere Vorsicht über Bord und wandte den Blick gerade lange genug von den Gaffern ab, um ein paar Schr itte vorzutreten und das Figür chen aufzuheben.
Dann hielt er es in die Höhe. »Falls ihr das hier bei meiner Frau gefunden habt, dann lasst euch sagen, dass sie es nicht gestohlen hat, sondern nur auf der Suche nach mir ist. Mein Freund und Reisebegleiter ist gehbehindert, und ...«
»Du kannst nur beten, dass du ein paar Freunde hast, Bruder, wenn du einen solchen Unsinn redest«, fiel der Bursche mit der Streitaxt ihm ins Wort. »Ich zumindest glaube dir kein Wort.«
»Ich auch nicht«, ertönte ein Chor von Rufen aus der Menge.
»Er sagt die Wahrheit«, donnerte eine andere Stimme, und
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