MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
und Wind zu übertönen. »Hörst du das Unwetter, das draußen tobt, denn nicht?«
Bevor sie jedoch antworten oder den Wirt gar darüber aufklären konnte, dass Ians Behauptung, sie seien ein Ehepaar, eine schamlose Lüge war, wandte er sich dem Mann rasch wieder zu. Die Schultern straffend, warf er sich in Positur. »Selbst die bescheidensten Herbergen pflegen ein Nachtquartier für Leute freizuhalten, die Ungestörtheit wünschen«, sagte er steif.
Wie er bereits erwartet hatte, erschien ein Anflug von Interesse im Gesicht des Mannes. Dadurch ermutigt, hob Iain sein Plaid diskret ein wenig an, um dem Wirt einen Blick auf die prall gefüllte Lederbörse zu gestatten, die an seinem Gürtel hing. »Es wäre nicht zu deinem Schaden, wenn du uns ein solches Zimmer zur Verfügung stellen könntest.«
»Ich hätte da schon noch einen Raum ...«, räumte der Schankwirt mit einem gierigen Blick auf Iains Lederbörse ein.
Iain ließ sein Plaid an seinen Platz zurückfallen. »Ist es sauber?«
Der Mann zögerte und strich sich mit der Zunge über die Lippen. Dann warf er einen Blick auf die abgespannt wirkende Dienstmagd, die damit beschäftigt war, abgebrannte Kerzen auf den Tischen zu ersetzen. »Meine Tochter könnte das Bettzeug wechseln. Aber das Zimmer ist nicht billig...« Er beendete seine Erklärung nicht und spielte stattdessen mit einem Zipfel des schmutzigen Geschirrtuchs, das an seinem Gürtel hing.
Iain verstand den Wink und fischte ein paar Münzen aus seiner Börse. »Ich gebe dir das Doppelte, wenn du uns heißes Wasser für ein Bad hinaufbringen lässt, und das Dreifache, wenn du es so schnell wie mögli c h tust.«
Der Schankwirt nickte eifrig. »Ich werde mich persönlich darum kümmern, währenddessen könntet Ihr zu Abend essen, Mylord«, säuselte er entzückt, als er das Geld entgegennahm. »Ihr werdet in Rosenwasser baden und auf Schwanendaunen schlafen.«
»Es genügt, wenn du dafür sorgst, dass wir ungestört sind und das Zimmer sauber ist«, sagte Iain und nahm dann Madeline gegenüber Platz.
Beruhigend griff er nach ihrer Hand und versuchte, sich einzureden, es sei nicht sein Gewissen, das ihn so finster über ihre hübsche Schulter anstarrte ... und nicht seine Erwähnung eines Bads der Grund für ihre auffällige Blässe.
»Wir brauchen heißes Wasser, um die Torfmoostinktur zuzubereiten«, erklärte er, während er mit dem Daumen sanfte kleine Kreise über ihre Handfläche beschrieb. »Und ein Bad wird deine Beschwerden lindern.«
Sie zog ihre Hand zurück und vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen.
»Herrgott noeh mal, Mädchen, ich bin schließlich auch nur ein Mensch, und ein sehr hungriger noch dazu«, entfuhr es Iain, bevor er sieh eine etwas weniger plumpe Formulierung einfallen lassen konnte.
Dann kniff er sich in den Nasenrücken, unterdrückte einen Seufzer und versuchte es noch einmal.
»Es ist viel zu lange her, seit ich das letzte Mal...« Er brach ab, als die Tochter des Schankwirts ihnen einen braun glasierten Krug mit schäumendem Heidekrautbier und zwei hölzerne Becher brachte. Eine ältere Frau, ihre Mutter vielleicht, stellte eine Platte mit braunem Brot, Käse und einem halben, gebratenen Kapaun vor ihnen auf den kleinen Tisch.
Iain nickte dankend, war aber froh, als er sie gleich wieder davoneilen sah.
»Seit Ihr was , Sir?«
Ihre angenehme weiche Stimme drang ihm ins Ohr, und die leichte Koketterie ihrer Frage wäre ein Grund gewesen, um ihm die Röte ins Gesicht zu treiben - wenn er nicht schon vor langer Zeit gelernt hätte, seine Gesichtszüge eisern zu beherrschen und seine Gefühle vor anderen zu verbergen.
Aber dann blickte er in ihre goldgesprenkelten grünen Augen und vergaß seine Selbstbeherrschung um ein Haar.
Du liebe Güte, war er wirklich und wahrhaftig im Begriff gewesen zuzugeben, wie lange er schon nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen war? Dass er, wie er inzwischen wusste, immer nur seine erotische Begierde befriedigt hatte, aber nie auch nur nahe daran gewesen war, seine tieferen Bedürfnisse und Sehnsüchte zu stillen? Die Wünsche seines Herzens ?
Nicht einmal bei seiner verstorbenen Frau?
Während Iain sich bemühte, keine schmerzliche Grimasse zu schneiden, zog er seinen Dolch aus der Scheide und legte ihn neben die Platte mit den Speisen.
Er empfand die frische Nachtluft, die durch die Ritzen in den Fensterläden strömte, als sehr angenehm und füllte seine Lungen mit ihrer kühlen Feuchte. Dann sah er Madeline an,
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