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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Wasserglas auf meinem Nachttisch begann leise zu klingeln, eine Blumenvase klirrte sacht, die gläsernen Tropfen an dem Lampenschirm schlugen mit einem zarten Klimpern aneinander, der Spiegel des Frisiertisches summte, und die Fensterscheiben vibrierten in ihren Rahmen. Und inmitten dieses gigantischen Schnurrens schlief ich ein.
    Ich träumte. Und ich wusste, dass ich träumte.
    Ich lief neben dem schwingenden braunen Wollrock her. Das Heidekraut reichte bis über meine Nase. Der Boden war sonnenwarm, doch an manchen Stellen musste ich schlammigen, morastigen Pfützen sorgsam ausweichen. Nichts war schlimmer, als den klebrig-feuchten Matsch hinterher mit der Zunge wieder entfernen zu müssen. Ein bunter Falter lenkte kurzzeitig meine Aufmerksamkeit ab. Er gaukelte anmutig über einer gelben Blüte. Ein Sprung, ein Platsch. Falter weg, Pfote nass. Unwillig schüttelte ich sie. Dann warf ich einen suchenden Blick nach vorn. Ja, da lief sie. Ich eilte hinterher.
    Der Rock hielt an und drehte sich einmal im Kreise. Ich konnte die nackten Beine und die bloßen Füße darunter sehen. Ob das schon der rechte Augenblick war, sich auf die Suche nach einem Mauseloch zu machen? Nein, das war es noch nicht. Der Rock setzte sich wieder in Bewegung, und ich stromerte hinterher. Ah, durch den Eichenhain sollte es gehen. Na, das kannte ich schon. Dort, wo die Steinriesen hoch aufgerichtet im Kreis standen, dort würde sie auf ihn warten.
    Ich folgte ihr, obwohl ich die Stelle seltsam fand. Und auch das Verhalten meiner Menschenfreundin hielt ich nicht für richtig. Da war dieser junge Mann, nicht sehr groß, aber kräftig und zäh. Seine schwarzen Locken fielen ihm bis auf die Schultern, sein Kilt flatterte, als er auf uns zugelaufen kam. Nein, das wollte ich nicht weiter mit ansehen. Nein, es war nicht recht, dass sie ihn so zärtlich ansah. Nein, sie sollte nur mich streicheln und kosen und nicht diesen fremden Mann.
    Empört vergnügte ich mich stattdessen mit den langohrigen Bewohnern eines Kaninchenlochs.
    Aber dann, als die Sonne lange Schatten in den Steinkreis warf, da hörte ich sie nach mir rufen, und Kaninchen konnte Kaninchen bleiben. Sie hob mich hoch, und - mhhhh - ich durfte meinen Kopf an ihren weichen Busen betten. Ich vergrub meine Nase in dem Wollstoff und schnurrte …
     
    »Es hat ein Erdbeben heute Nacht gegeben, und du hast es verschlafen?«
    Ungläubig schaute mich Valentine an.
    »Ich habe es nicht nur verschlafen, ich habe sogar ganz wundervoll geträumt.«
    »Du meine Güte. Dabei haben stundenlang die Fensterscheiben geklirrt und gerappelt.«
    »Na, stundenlang ist etwas übertrieben, Val. Aber ich habe es auch gemerkt, bei mir ist ein Glas von der Fensterbank gefallen.«
    Ken hatte sich auch in der Frühstücksrunde eingefunden, und ich sah ihn plötzlich mit ganz anderen Augen. Woran erinnerten mich denn nur diese schwarzen Locken?
    »Ken, sind deine Vorfahren eigentlich schottischer Herkunft?«, platzte ich heraus.
    »Was hat das denn mit dem Erdbeben zu tun?«
    »Nichts, aber ich... Na, ich glaube, am besten erzähle ich euch meinen Traum. Aber nicht hier. Gehen wir ein Stückchen spazieren.«
    »Gut, aber wir sollten Regenjacken mitnehmen, es sieht unbeständig aus.«
     
    Eine halbe Stunde später hatten wir den Golfplatz erreicht, und meine drei Begleiter sahen mich teils fassungslos, teils begeistert an. Carl, der Nüchternste in der Runde, tat alles weitgehend als Traum ab, Valentine, die Romantischste, spann sogleich die Geschichte weiter. Sie sah das Mädchen schon nachts mit den Feen tanzen.
    Und Ken wirkte sehr nachdenklich.
    »Du glaubst, du stehst in einer Verbindung zu dieser Margaret, und dieser komische Geisterkater hat zu ihr gehört?«
    »Ich denke schon. Ich kann mir nur nicht erklären, wie die Verbindung aussehen könnte. Meine Familiengeschichte ist verhältnismäßig langweilig. Soweit ich weiß, gibt es keine schottischen Verwandten. Meine Großmutter stammte aus London, aber ihre Familie hat früher in Cornwall gelebt. Es gab Zinngruben dort, und irgendein Ururururgroßvater ist dabei richtig zu Geld gekommen. Aber das hat sich über die Generationen hin leider verloren. Es gibt noch ein altes Haus dort. Meine Großmutter erzählte immer davon, sie habe ihre Großtante dort besucht. Man kann also an den Fingern abzählen, wie weit das zurückreicht.«
    »Na, dann zeig deine hübschen hundertsechzig Fingerchen vor.«
    »Sind das bloß hundertsechzig Jahre?«
    »Ohne Computer

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