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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Müsst ihr jetzt auch schon Asylanten aufnehmen?«
    »Nein, Frau Liebmann.«
    »Sieht mir aber ganz so aus. Ich finde, ihr solltet auf mehr Niveau achten. Auch wenn ihr ein bisschen knapp dran seid.«
    »Ja, Frau Liebmann.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Tante Henrietta das gut finden würde. Ist sie eigentlich auch noch hier?«
    »Ja, Frau Liebmann. Da kommt sie gerade.«
    Tante Henrietta, mit einem Blumenkübel im Arm, schwankt durch die Eingangstür. Ihre Erscheinung kann Frau Liebmann nur darin bestätigen, dass es mit uns steil bergab ginge. Die Haare zerzaust, die Hosenbeine feucht, an den Knien Gartenerde, ein ausgeleierter Pullover und schmutzige Gartenhandschuhe sind heute Morgen die Aufmachung meiner Tante.
    »Henrietta.«
    »Mh?«
    »Mein Gott, Henrietta! Lassen sie dich hier die Drecksarbeit machen?«
    »Margita, wer ist das?«
    »Oh, eine gemeinsame Bekannte. Erinnerst du dich nicht an Hilde Liebmann?«
    »Oh, die! Margita, diese Margeriten wollte ich in die Halle stellen. So halten sie länger als Schnittblumen. Ist das da deine unordentliche Freundin Valentine?«
    »Ja, Tante Henrietta.«
    »Dann sag ihr, sie darf das Zelt aber nicht wieder in der Badewanne trocknen.«
    »Ja, Tante Henrietta.«
    »Gut, ich hole auch noch die andern Kübel rein.«
    Frau Liebmann sieht aus wie ein Schaf kurz vor seiner Verarbeitung zu Scotch Haggis , und Valentine plumpst neben ihrem Gepäckberg auf den Boden und lacht Tränen.

Gespenstische Sehnsucht
    Meine Trübsal hielt an bis spät in die Nacht. Ich mochte noch nicht einmal meine Pfote in das Kribbelfeld des Radiorekorders strecken, den die Tochter eines neuen Gästepaares mitgebracht hatte, um ihre schrille Musik zu hören. Ich geisterte stattdessen im Garten herum. Und meine Laune hob sich auch dadurch nicht, dass ich unter dem Rosenbusch den freigekratzten Stein fand, der das Grab meiner liebsten Freundin bezeichnete. Und meines.
    Ach, damals... Menschen aus dem Dorf waren gekommen und hatten uns alle gefunden. Flora, Rory, Margaret, die tapferen Mannen und die treuen Frauen. Hingemeuchelt unter den Trümmern des Schlosses liegend. Sie hatten sogar meinen schlaffen, blutigen Pelz entdeckt, und die alte Gwen, die unter Tränen meine Margaret in das flache Grab legte, hatte meinen Körper in ihre Arme gebettet, bevor die Männer Steine und Erde auf die toten Leiber häuften.
    Heulen könnte ich. Heulen tat ich! Erschreckt fuhr ein Paar auseinander, das sich an der Eibenhecke knutschte.
    »’Tschuldigung, wollte nicht spuken. Mir ist viel zu elend.«
    Ich verdrückte mich durch die Hecke und landete in Arthurs Häuschen. Silver lag vor dem Kamin und schnurrte. Ahh, Silver. Ich nahm alle Energie zusammen und versuchte, mich ihr zu zeigen. Aber sie war völlig versunken in das Putzen ihres Schwanzes. Ich weiß, wie das ist, wenn man sein Fell bürstet. Nichts ist dann wichtiger.
    Ach, hätte ich wieder Fell zum Bürsten!
    Gab es denn gar keine Möglichkeit... Oder gab es vielleicht doch eine Möglichkeit?
    Konnte nicht - Wunder über Wunder - Margita mich sehen? Könnte ich ihr nicht klarmachen, dass sie die Erbin der Silberdistel ist? Wenigstens versuchen konnte ich es. Sie liegt oft genug schlaflos in ihrem Bett herum. Ein kleines bisschen munterte der Gedanke mich auf. Heute, wenn sie zu Bett gegangen war, wollte ich ihr erscheinen.
    Bis dahin würde es aber noch etwas dauern, denn es war wieder Spektakel im Schloss angesagt. Und Arthur war mit seiner Harfe unterwegs. In diesem Fall hielt ich mich besser aus der Halle heraus.
    Ich nistete mich also am Dachsparren über seinem Kamin ein und bewunderte Silver, die dazu übergegangen war, ihr flauschiges Bauchfell zu putzen - and my eyes have all this seeming of a demon that is dreaming... 20

Wanderer zwischen den Welten
    Das Erstaunlichste an diesem Tag war die Rückkehr von Tante Henrietta. Sie war kurz vor uns eingetroffen, und als ich in ihr Zimmer kam, um mich nach ihrem Ergehen zu erkundigen, erwies sie sich als überaus gesprächig. Wahrscheinlich war sie ganz froh, die selbst aufgebürdete Last der Verantwortung für mich abgelegt zu haben. Sie erklärte sich sogar bereit, an diesem Abend an der folkloristischen Belustigung teilzunehmen, die wieder einmal angekündigt war. Auch wenn sie dann doch nicht den Beiträgen der fiedelnden Künstler lauschte, sondern stattdessen mit einigen Gästen Whist spielte.
    Erst als Arthur mit seiner Harfe in die Halle kam, tauchte sie wieder auf.
    Bevor der

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