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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vermitteln? Mit der Geschichte von Margaret hatten seine Worte doch nichts zu tun. War er selbst der Wanderer? Ich glaubte es fast. Doch wer war die Tänzerin ohne Namen? Tante Henrietta bestimmt nicht. Auch in ihren besten Zeiten hatte sie nie flammende Haare gehabt. Eher dunkelblonde. Und sie war früh ergraut.
    Die Gefährtin konnte sie auch nicht sein, denn sonst hätte sie ihn doch längst erkannt.
    Ob sie es mir sehr übel nehmen würde, wenn ich sie morgen danach fragte? Sie hatte irgendetwas mit der Erzählung zu tun - denn nur ein paar rührselige Balladen reichten üblicherweise nicht aus, ihr die Tränen in die Augen zu treiben.
    Ich schlug meine Bettdecke zurück und schlüpfte darunter. Noch einmal sah ich mich im Zimmer um, dann löschte ich das Licht.
    Dann sah ich ihn.
    Der Katzengeist saß auf dem Kaminsims.
    Ganz deutlich schimmerte er wie ein blasser Nebel. Seine Augen glommen rötlich und waren auf mich gerichtet. Die Ohren waren furchtsam angelegt, und der Schwanz wischte nervös hin und her. Aber er machte keine Anstalten, sich aufzulösen.
    »Hallo, Katze. Oder bist du ein Kater? Schön, dass du mich besuchst.«
    Der Geist zuckte zusammen, als ich ihn anredete, blieb aber immer noch in seiner alarmierten Pose sitzen. Dann schien er sich ein wenig zu entspannen. Ich ahnte, was ihn bewegte. Es mag für einen Geist ungewöhnlich oder gar peinlich sein, wenn er einfach so entdeckt wird. Ich konnte mich im Grunde gut in ihn hineinversetzen. Wahrscheinlich war er auch in seinem irdischen Leben eine scheue Katze gewesen. Sein Schicksal, körperlos zwischen den Welten umherirren zu müssen, machte ihn besonders bedauernswert. Aber was war denn das? Er stand auf und tastete mit der Pfote am Kaminsims herum. Dann sah er mich wieder so eindringlich an.
    »Katze, willst du mir tatsächlich etwas mitteilen?«
    Er stupste zusätzlich die Nase auf den Sims. Ich schob die Decken beiseite und tapste langsam und vorsichtig zu dem Kamin. Oje, das arme Geistertier! Ganz ängstlich kauerte es sich zusammen und schien halb in der Wand zu verschwinden.
    »Ich tu dir doch nichts, alter Freund.«
    Komisch, diese Worte wirkten Wunder. Er kam wieder ein Stück aus dem Mauerwerk heraus. Dann tupfte die Pfote noch einmal auf den Stein in der Mitte des Simses. Genau an die Stelle, wo das Motiv der Silberdistel eingemeißelt war. Sehr interessant. Hatte der Katzengeist mein Interesse an der Distel herausgefunden? Oder hatte auch er etwas mit ihr zu tun? Wenn ich mich doch bloß mit ihm verständigen könnte.
    »Du verstehst mich doch, Katze. Kannst du nicht auf irgendeine Art ›ja‹ und ›nein‹ antworten? Zum Beispiel mit dem Schwanz wedeln, wenn du ›ja‹ meinst?«
    Er hatte mich verstanden, ganz klar. Aber das mit dem Schwanz war kein prämierungswürdiger Vorschlag. Der arme Geist zuckte und waberte, aber den Schwanz bekam er nicht unter Kontrolle. Natürlich, damit hatten Katzen auch zu Lebzeiten Probleme. Daran hätte ich eigentlich denken können.
    »Nein, nicht mit dem Schwanz. Kratz dich am Ohr, wenn du ›ja‹ meinst, und schüttele den Kopf, wenn du ›nein‹ meinst.«
    Das geisterhafte Hinterbein kratzte wie wild an dem Geisterohr. Wunderbar.
    »Bist du eine Katze?«
    Verwirrt sahen mich die roten Augen an. Okay, eindeutiger formulieren.
    »Bist du ein Kater?«
    Heftiges Kratzen. Na also.
    »Dann komm, Kater, ich kriege allmählich kalte Füße und möchte ins Bett. Du darfst dich auf meine Decke legen.«
    Ich brauchte etwas Zeit, um mir weitere Fragen zu überlegen. Aber dann ergab sich eine Ablenkung, die ich nicht erwartet hatte. Kaum war ich wieder in meine warmen Kissen gekrabbelt, kam der Kater wirklich hinterher. Es war schon erheiternd, ihn durch die Luft gleiten zu sehen. Er lief nämlich wirklich, wie auf einer unsichtbaren Brücke setzte er Pfote vor Pfote. Dann senkte er sich etwa auf meiner Bauchhöhe ab, kreuzte die Vorderbeine unter sich und blieb mit dem Blick fest auf mich gerichtet liegen. Genauso, wie es früher meine Katzen auch gemacht hatten. Und ganz selbstverständlich hob ich meine Hand und begann, ihn im Nacken zu kraulen.
    Das war ulkig. Es war nicht ein ganz körperliches Gefühl, eher dieses starke Kribbeln. Aber sein Astralleib, oder wie immer man das nannte, war deutlich zu spüren.
    Und er fühlte es auch, denn plötzlich begann ein überaus erheiterndes Phänomen.
    Der Geist schnurrte.
    Der schimmernde Nebel schien wie in Wellen zu pulsieren. Und nicht nur das. Das

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