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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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richtig. Aber ich habe mich bemüht. Wahrscheinlich ein bisschen zu sehr. Für dich muss es ein ziemlicher Schock gewesen sein, damals, als ich dich zu mir nahm. Meine Schwester war solch eine leidenschaftliche Natur, so überschwänglich und fröhlich. Ich war immer das vollkommene Gegenteil von ihr. Vielleicht war der Altersunterschied von acht Jahren, die zwischen uns lagen, ein Grund dafür. Unsere Mutter hat mir ziemlich früh die Verantwortung für sie übertragen, und ich habe mich oft in Situationen wiedergefunden, in denen ich für sie die Kastanien aus dem Feuer holen musste.«
    Tante Henrietta sah wieder in den Regen hinaus und schwieg. Die Risse in ihrer harten Schale waren aufgebrochen. Und nun hoffte ich, sie würde mir mehr erzählen. Darum murmelte ich: »Ja, und dann haben sie dir auch noch mich aufgebürdet, nicht wahr?«
    »Nicht aufgebürdet, Margita. Ich habe dich gerne zu mir genommen. Aber ich war nicht sehr geschickt im Umgang mit einem verstörten jungen Mädchen. Ich hatte die Absicht, dich unbedingt vor den Fehlern zu bewahren, die Angela in meinen Augen gemacht hat. Darum habe ich dich energisch zur Nüchternheit erziehen wollen. Das mag verkehrt gewesen sein. Ich habe deine wahre Natur damit unterdrückt. Und was das bedeutet, ist mir inzwischen viel klarer geworden.«
    »Ich glaube nicht, dass sich eine - wie nennst du sie - ›wahre Natur‹ einfach unterdrücken lässt. Was ist denn deiner Meinung nach meine Natur? Bin ich die Fantastin, die Träumerin? Diese Anlage habe ich zwar oft vor dir versteckt, aber du hast sie nie aus mir herausbekommen.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber ich habe sie zu etwas Negativem gemacht. Und das war nicht richtig.«
    »Was hat dich dazu gebracht, deine Meinung zu ändern, Tante Henrietta? Ist etwas geschehen?«
    »In gewisser Weise, ja.«
    »Du möchtest mir das nicht erzählen?«
    »Nein, Margita, noch nicht. Ich muss selbst noch eine Weile darüber nachdenken. Aber ich werde dir nichts vorenthalten, was dich betrifft. Das verspreche ich dir.«
    Ich nickte. Das war nur fair. Und auch verständlich, nicht immer kann man gleich über seine Erkenntnisse und wirren Gefühle sprechen. Also fragte ich nicht weiter nach, sondern nutzte die Gelegenheit, über die Dinge zu reden, die mich im Augenblick bewegten. Ich hatte den Eindruck, sie würde zumindest einigen der seltsamen Aspekte darin aufgeschlossener sein als bisher.
    »Tante Henrietta, ein ganz anderes Thema. Weißt du, ob irgendwelche Vorfahren unserer Familie aus dieser Gegend stammen?«
    Sie sah mich verdutzt und ein bisschen misstrauisch an.
    »Es ist alles möglich, warum fragst du das?«
    »Es... es passiert hier etwas Komisches. Du hast meine... mh... Visionen immer als Spinnerei abgetan, aber ich meine, du solltest dir trotzdem anhören, was mir begegnet ist.«
    Leicht fiel es mir nicht, darüber mit ihr zu sprechen. Aber wider Erwarten nickte sie mir aufmunternd zu. Ich berichtete also noch einmal von dem alten Liebespaar, jetzt unter Einbeziehung des Katers, und den beiden blutigen Szenen.
    »Im Garten befindet sich ein Grabstein, auf dem der Name Margaret steht. Und weil mich das so erschreckend persönlich getroffen hat, nehmen wir an, es könnte irgendeine Verbindung bestehen.«
    »Ein junges Mädchen, ein junger Mann, ein Kater und ein wütender Greis. Anschließend ein Blutbad, in dem das Mädchen den Tod findet.«
    »Vermutlich zusammen mit dem Kater.«
    »Ein unwichtiges Detail.«
    »Nein, Tante Henrietta. Aber dazu kommen wir später noch.«
    »Na gut. Also, wenn du mich fragst, ist der wütende Mann der Vater eines der beiden. Du sagst, Drumnadruid Castle ist 1744 geplündert worden. Liegt es nicht nahe, dass es einer der üblichen Clan-Fehden zum Opfer gefallen ist?«
    »Ich hatte zunächst vermutet, die Engländer seien hier eingefallen, weil zwischen den Clans angeblich ein Burgfriede geschlossen worden war.«
    »Das ist kein Garant für ein harmonisches Zusammenleben gewesen.«
    Einen Vorteil hatte es, sich mit Tante Henrietta zu unterhalten - sie half, die Dinge ins rechte Licht zu rücken.
    »Richtig. So betrachtet, wird es vermutlich eine Art Romeo-und-Julia-Drama gewesen sein. Der zornschnaubende Alte, den ich in Blair Rath Castle wahrgenommen habe, muss der Vater des jungen Mannes gewesen sein. Und wie die lokale Historie sagt, haben sich die MacLeods und die MacIains oft genug in der Wolle gehabt. Unter diesen Umständen mag eine solch unerwünschte Beziehung schon

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