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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Barde sich zu uns gesellen konnte, entwickelte sich noch eine unangenehme Szene. MacDuffnet erschien nämlich und verwickelte Arthur in ein Gespräch. Seine abweisenden Gesten deuteten seinen Unwillen über dessen Absicht, uns mit den alten Gesängen zu unterhalten, an.
    Ich schubste Valentine an.
    »Komm, wir müssen eingreifen. Mit unserer Cousinenkomödie waren wir auch schon mal erfolgreich.«
    Man konnte sich auf sie verlassen.
    »Wie wundervoll, Mr. MacDuffnet. Ich meine, dass Sie Arthur Dougal überreden konnten, uns heute Abend etwas vorzuspielen. Wir haben schon sooo viel von ihm gehört. Ich war ganz und gar hingerissen, als meine Cousine mir erzählte, dass er abends auch auftritt. Einfach so in einem ganz kleinen Kreis. Mr. MacDuffnet, dass Sie ein solches Programm bieten, also, das werde ich all unseren Freunden weitererzählen...«
    »Kann bitte jemand diesen Teppich anheben, ich möchte darunter verschwinden«, hörte ich Carl leise flüstern.
    »Warum, das macht sie doch wunderbar.«
    »Diese Frau ist eine rostige Nervensäge.«
    »Valentine ist göttlich. Da kommt unser Barde.«
    Wir spendeten gedämpften Beifall, als Arthur sich am Kamin zurechtsetzte.
    Die Klänge der Harfe ließen mein Herz erzittern. Melancholische Balladen von Ehre und Liebe spannen ihre Fäden um uns. Ken legte den Arm um mich und zog mich zu sich heran. Valentine hatte sich an ihren Carl gekuschelt und schwieg zur Abwechslung. Und Tante Henrietta? Meine Tante saß stocksteif und aufrecht in ihrem Sessel.
    So aufrecht und starr, als ob sie gleich zerbrechen würde. Da stimmte doch etwas nicht!?
    Ich beobachtete sie alarmiert. Und dann entdeckte ich, dass ihr Tränen in den Augen standen. Ach du liebe Zeit. Die Risse in der Fassade verbreiterten sich mit unaufhaltsamer Geschwindigkeit.
    Wieder waren die meisten Gäste gegangen, und kurz vor Mitternacht saßen nur wir noch beieinander. Arthur spielte eine sanfte, tröstende Melodie ohne Worte, das Feuer im Kamin sank zu einem Gluthaufen zusammen, es war fast dunkel im Raum. Und in die schwebenden Töne hinein berichtete er:
    »›Der Wanderer wird finden eine Gefährtin und sie
begleiten für ein Stück seines Weges. Er wird sie nicht
halten, er wird sie verlieren, doch vergessen wird er sie
nie.
    Es bleibt selbst den Blicken der Wissenden verborgen,
ob sie einander noch einmal begegnen.‹
So sagt ihm der alte Druide, als er sich aufmacht,
um Abschied zu nehmen. Um den Weg zu wählen,
das Ziel zu suchen, das er selbst noch nicht erkennt.
Er verließ die einsame Insel,
wo raue Stürme das graue Meer
gegen felsige Klippen trieben.
    Er verließ das Haus, das die Seinen seit ewigen Zeiten
bewohnten, wo alte Geschichten erzählt wurden und
die Weisheit der Vorderen das Dasein bestimmte.
Er verließ das Land der mageren Wiesen,
auf der Suche nach Gärten und wärmendem Licht.
Auf der Suche nach besserem
Leben und ruhmreichem Tun.
    Er folgte dem Locken und dem Verheißen jener,
die sein Streben erkannten. Und er verschloss seine
Ohren vor der Stimme, die von den fernen Inseln her
warnend rief. Denn er wollte die Alten vergessen.
Sah mit Spott auf die Worte zurück, die in stillen
Nächten sein Gewissen zu rühren suchten.
Er wanderte lange, und fern von der Insel wurde die
Weisung der Alten wahr.
    Er fand die Gefährtin und schloss sich ihr an.
Doch dann kam die Nacht, in der Wollust und Taumel
die Menschen ergriff, und er traf eine andere,
vergaß sein Weib.
    Denn sie tanzte den alten Reigen mit
flammenloderndem Haar um das Feuer.
Sie tanzte den ewigen Tanz, der keine Musik benötigt.
Sie tanzte ihn, bis der Morgen erblühte,
doch blieb sie die Tänzerin ohne Namen.
Als die Feuer erloschen, die Asche verweht,
stand er allein. Und sein trostloser Weg verirrte sich
in der Stille. Dort aber, lauschend,
kam endlich die Hoffnung zurück.«
    Ich hatte die Augen geschlossen und ließ mich von den Harfenklängen einhüllen. Schließlich verwehten die leisen Töne, und Arthur räusperte sich leicht.
    »Es war nicht recht, Euch diese traurigen Geschichten zu erzählen. Geht nun zu Bett.«
    Noch immer verzaubert blinzelte ich in das spärliche Licht der beiden Kerzen auf dem Kaminsims. Ken neben mir reckte sich und gähnte. Val und Carl setzen sich aufrecht hin.
    Tante Henriettas Stuhl war leer.
     
    Sehr nachdenklich war ich zu Bett gegangen. Irgendetwas hatte Arthur mit seiner Geschichte bewirken wollen. Nur was? Und wem sollte sie etwas sagen? Wollte er Tante Henrietta damit eine Botschaft

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