MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
berührte sie leicht mit einer Hand.
»Das ist die berühmte Silberdistel, nicht wahr?«
»Ja, das ist sie. Ein ausgesprochen hübsches Schmuckstück, wenn man bedenkt, wie alt sie ist.«
»Sie ist hübsch, ja. Aber noch hübscher ist ihre Trägerin. Auch wenn man bedenkt, wie alt die ist.«
»Bin ich in den letzten Stunden ergraut? Wundern würde es mich nicht.«
»Nein, nein, die Loderlocken sind rot wie vorher. Aber da ist ein neuer Zug in deinem Gesicht. Nicht älter, Liebste, eher ein wenig weiser. Dieser Urlaub stellt die wundersamsten Dinge mit uns an, scheint mir. Ich werde uns eine Flasche Champagner organisieren, denn ich möchte mit dir trotz alledem noch etwas bereden.«
»Und dazu braucht es Champagner?«
»Damit rutschen Kröten leichter.«
»Na, du machst mir Mut.«
Während er weg war, ging ich ins Badezimmer, um einen kritischen Blick in den Spiegel zu werfen. Zerzaust sah ich aus, graue Haare hatte ich wirklich nicht bekommen, obwohl die Erlebnisse Anlass genug gewesen wären. Aber von Weisheit erkannte ich ebenfalls keine Spur. Vielleicht war Ken klarsichtiger als ich?
Gläser klirrten. Ich war gespannt darauf, was als Nächstes kommen würde.
»Ich sehe nur Champagner, wo sind die Kröten?«
»Werden sofort serviert. Auf, süße Margita. Lass uns auf diesen Urlaub trinken.«
»Ist er das wert?«
»Auf jeden Fall.«
Wir tranken, und er legte den Arm um mich.
»Stell das Glas hin, ich möchte dich bitte küssen.«
»Und wenn ich das nicht mag?«
»Du magst nicht?«
»Du hast schon genügend Küsse von anderen Frauen bekommen.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Lüg nicht, Ken. Ich hab dich mit Morrigan herumturteln sehen.«
»Turteln? Ich habe sie heute Morgen gefragt, ob ich das Fax im Büro benutzen kann. Das nennst du turteln?«
»Es sah zumindest sehr turtelig aus. Gehst du mit Bürokräften immer auf diese Weise um? Das muss ein traumhaftes Arbeitsklima bei euch sein.«
»Sicher, wir knutschen uns am laufenden Band. Bist du ein bisschen eifersüchtig, mh?«
»Mh.«
»Zu diesem Thema habe ich doch eine Bemerkung eines kleinen Giftzahns in Erinnerung. Etwas wie ›Eifersucht lohnt sich doch nur, wenn man selbst ein Interesse hat‹. Hast du?«
»Mh.«
»Ein wenig einsilbig, die Dame. Darf ich nun, oder darf ich nicht?«
»Mmhh!«
So führte irgendwie eins zum anderen, und plötzlich lag ich neben ihm, fühlte seine Haut auf meiner, seine sanften, suchenden Hände, und wir versanken in den Wogen der Zärtlichkeit.
Viel später, eingewühlt in einem Knäuel von Decken, Armen und Beinen, angelte ich nach meinem Glas. Der Champagner war warm geworden, und das Sprudeln war ihm auch vergangen. Aber ich nahm dennoch einen Schluck und erinnerte mich an die Kröten.
»Ken?«
»Ja, Liebste?«
»Was wolltest du eigentlich mit mir besprechen? Ich meine, bevor diese grässliche Sache hier passiert ist?«
»Fandest du es so grässlich?«
»Aber ganz und gar. Ihhh, hör auf. Ich bin kitzelig!«
»Na gut. Werden wir ernst. Also...«, er holte tief Luft.
»Also? Du machst es spannend.«
»Na ja, so spannend ist es auch wieder nicht. Ich habe einfach in den letzten Tagen Zeit zum Nachdenken gehabt. Daran bist du natürlich nicht ganz schuldlos, denn du hast mir mein Verhalten und meine Situation ziemlich deutlich unter die Nase gerieben. Jedenfalls habe ich ein längeres Gespräch mit meinem Chef, Ermesmühle, geführt. Er wollte mal wieder irgendwelche Analysen ganz schnell und ganz dringend von mir haben. Ich bin, glaube ich, ziemlich wütend geworden. Ich habe ihm die Sachen aufbereitet, aber dann habe ich ihn noch einmal angerufen und ihm gesagt, für mich würden die beiden Wochen nicht als Urlaub gelten. Hat der Mann mir eine Predigt gehalten. Wenn ich weiterkommen wollte, dann müsse ich damit rechnen, auch in meiner Freizeit den einen oder anderen Gedanken an die Firma zu verschwenden, und solchen Käse. Weißt du, wenn es eine Ausnahme wäre, würde ich das sogar akzeptieren. Aber er hat jeden Tag eine neue Aufgabe angebracht, die ich unbedingt erledigen sollte. Ganz davon zu schweigen, dass ich kaum ein Wochenende freihabe und meine Abende in der Woche auch noch in diesen Besprechungen verbringen darf, die er immer erst für achtzehn Uhr ansetzt. Weil man da doch mehr Ruhe habe.«
»Ken, ich dachte, wenn man so denkt, bricht die Karriereleiter unter einem zusammen.«
»Soll sie doch. Ich habe ihm klipp und klar gesagt, dass er gerne meine Kündigung entgegennehmen
Weitere Kostenlose Bücher