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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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tastete sie sich vorsichtig vor. Ich wollte aber nicht darüber sprechen, also zog ich mich auf mein ursprüngliches Benehmen zurück und antwortete nüchtern: »Ja, Tante Henrietta.«
    Sie nickte und schien das zu akzeptieren.
    »Du hast heute Nachmittag wieder sehr unüberlegt gehandelt. Bei Nebel ins Moor zu gehen. Zumindest hast du wenigstens so viel Verstand bewiesen, mir eine Nachricht auf den Nachttisch zu legen.«
    »Als ich aufbrach, schien noch die Sonne, Tante Henrietta.«
    »MacDuffnet war entsetzt, als ich ihm sagte, du seist zum Steinkreis gegangen. Dieser Nebel kann völlig unerwartet einbrechen.«
    »Armer MacDuffnet. Ich bin ein Nagel zu seinem Sarg.«
    »Na, die Whiskyflasche und sein cholerisches Temperament werden dazu noch eine größere Handvoll Nägel beisteuern. Der Mann hatte eine Fahne.«
    »Dabei hat er gar keine Brennerei besichtigt, wie zum Beispiel seine Gäste...«
    »Margita!«
    »Schon gut, schon gut.« In friedvollem Schweigen schlenderten wir am Seeufer entlang, bis Tante Henrietta bemerkte: »Wir wollen zurückgehen, es wird doch etwas kühl.«
    Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden, und die kahlen Felsgipfel ragten schwarz und drohend vor dem lavendelfarbenen Himmel auf. Ein Schauder kroch über meine Arme. Was war nur los mit mir? Noch vor kurzer Zeit hatte ich gedacht, der Aufenthalt im Hain hätte meine Nervosität gemildert, trotzdem fühlte ich mich wieder unruhig und seltsam überreizt.
    Ken unterhielt sich mit einer Gruppe jüngerer Gäste, er nickte mir kurz zu. Aber ich setzte mich mit Tante Henrietta und den Halbachers zusammen, die noch eine vierte Person für ihr Kartenspiel suchten. Vielleicht würde diese öde Beschäftigung mein aufgewühltes Gemüt besänftigen.
    Aber die drei hatten keine große Freude an mir als Partnerin. Ich war fahrig, machte dumme Fehler und vergaß die Hälfte der Regeln. Schließlich gab ich auf und setzte mich zu den anderen Gästen an den Kamin. Es war vielleicht von den Temperaturen her nicht mehr unbedingt nötig, das Feuer brennen zu lassen, aber der glosende Torf hatte unbestreitbar eine Ausstrahlung von Gemütlichkeit. Ich starrte in die Glut und lauschte dem Stimmengewirr im Raum. Auf dem Kaminsims standen zwei dicke weiße Kerzen, und ihr Licht spiegelte sich in dem Stahl des mächtigen Breitschwerts wider, das darüber aufgehängt war. Die Luft wurde schwer und dumpf, und vor meinen Augen flimmerte es.
    Die Leute um mich herum legten plötzlich höchst unpassende und ungehobelte Manieren an den Tag. Flegelten sich über Bänke und Tische, stopften sich mit dem Brot und dem Fleisch voll, das von dem großen Braten auf dem derben Holztisch geschnitten wurde, tranken schlürfend und rülpsend den Whisky, der aus dem Fass am Ende das Saals ausgeschenkt wurde. Es war laut, raue Stimmen übertönten den Dudelsack, das Klappern der tönernen Teller und der Zinnbecher. Aber es war kein fröhliches Gelage. Ja, ich erinnerte mich. Wir waren erstaunt, als Vater die Besucher ankündigte. Lagen wir doch seit Jahren im Streit mit den MacLeods. Aber der Burgfriede machte einen Nachbarschaftsbesuch möglich, hatte Mutter gesagt und mir aufgetragen, mein bestes Gewand anzuziehen. Es bestand aus einem langen Rock aus unserem handgewebten blauen Tartan mit den hellen Querfäden und einer spitzenverzierten weißen Bluse. Darüber eine Schärpe aus dem gleichen Tartan-Stoff, die an der Schulter mit einer Brosche befestigt war. Heute hatte Mutter mir diese wunderschöne Silberdistel übergeben, die zu ihrem Trousseau gehört hatte. Sie selbst, in ihrem dunklen Gewand mit ihren langen schwarzen Haaren, hatte würdevoll die unerwarteten Gäste begrüßt und die Küche beauftragt, ein reiches Gastmahl zu richten.
    Als ich dem alten MacLeod vorgestellt wurde, musterte er mich mit harten Augen, die so gar nichts mit den sanften Blicken seines Sohnes Alasdair gemeinhatten. Mary, der kleine Feuerkopf, versteckte sich ungewöhnlich schüchtern hinter meinen Röcken. Und MacTiger hatte sich hurtig vor den vielen unachtsamen Füßen in Sicherheit gebracht. Ich konnte mir allerdings denken, wo er sich aufhielt. Oben, in der Kornkammer, lauerte er auf seine Beute.
    Schon Stunden dauerte das Gelage, doch ich spürte, wie die Höflichkeit zwischen unserem Gast und meinem Vater immer gezwungener wurde. MacLeod trank Becher um Becher, sein grobes Gesicht rötete sich, seine Augen glitzerten böse.
    Und dann brach es plötzlich aus ihm heraus. Er habe gehört,

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