Madam Baeurin
übriglassen.«
Die Rätin ist gerührt.
»Du bist so gut, Adele. Aber, laß nur! Sobald Rosalie untergebracht ist, ersetze ich dir alles. Und ich hoffe, daß ich das Mädel bald unterbringe. Ich habe bereits zu dem Zweck Schritte getan. Die Angel ist ausgeworfen, und einer, glaube ich, hängt bereits. Ich meine den Assessor von Rödern. Er ist wohlhabend, hat eine sehr ehrenvolle Laufbahn vor sich, und, was die Hauptsache ist, er liebt Rosalie sehr. Laß mich nur machen, liebe Adele. Daß Rosel nicht so lieblos gegen mich sein wird wie ihre Schwestern, davon bin ich überzeugt. – Und sollte das mit dem Assessor nicht werden, so habe ich ja noch den Rittmeister, den Baron. Also. Daß ich dir einmal alles auf Heller und Pfennig gutmachen kann, das weiß ich bestimmt. Heute schon.«
Die Schwägerin wendet sich zum Gehen.
»Es ist schon recht. Ich weiß schon. Und das weiß ich auch, daß für unsere Rosel weder ein Rittmeister noch ein Assessor, noch sonst so ein geschniegelter Herr paßt. Daß die was anderes braucht. Was Kerniges, Bürgerliches oder so. Na ja, kommt Zeit, kommt Rat. Und auch der richtige Eheherr, hoff' ich. – Und jetzt geh ich und back einen Kuchen für die Teegesellschaft.«
Damit verläßt sie das Zimmer und läßt die Rätin verblüfft und gekränkt zurück.
Rosalie Scheuflein ist ein großes, gesundes und resolutes Mädchen und fesselt gar manchen Mann durch diese Tugenden wie auch durch ihr rassiges Gesicht und ihre stattliche Figur.
Trotzdem ist sie noch ohne geheime Wünsche und ohne jenen Kummer, an dem andere dreiundzwanzigjährige Mädchen gemeiniglich leiden und der seinen Ursprung in der Liebe hat. Höchstens, daß sie sich manchmal den einen oder anderen »Kavalier« vorstellt und nüchtern abwägt, was ihn ihr gefällig machen könnte und was ihn ihr lächerlich macht.
Die mißliche Vermögenslage ihrer Mutter verhindert sie auch, jene Orte aufzusuchen, an denen sonst junge Mädchen ihre Natürlichkeit und Anmut verlieren; nämlich Pensionate, Tanzschulen, Damenkränzchen und dergleichen mehr. Dagegen steht sie von früh bis spät in der Küche und werkt und kocht und sorgt für das Wohl ihrer Mutter und der Tante.
Sie findet nichts Beschämendes darin, daß sie nicht wie andere Mädchen ihres Standes Hände so weiß wie Alabaster und Fingernägel gleich einer Haremsdame hat; aber sie würde es als eine Schande erachten, wenn andere Hände als die eigenen die Federn ihres Bettes schüttelten oder ihre Stube fegten.
Eben ordnet sie die Wäsche für den Sommeraufenthalt zu Berganger in die Reisekörbe; da kommt Tante Adele in die Küche.
»Roserl! Hast net ein Viertelstünderl Zeit für mich?« ruft sie. »Ich möcht gern mit dir ein bissel was zum Tee backen.« Rosalie nickt.
»Einen Augenblick. Gleich habe ich's.«
Im Nu ist die Wäsche in den Körben, und gleich darauf steht das Mädel schon mit der Teigschüssel und dem Kochlöffel am Küchentisch.
»So, ich bin schon da, Tante!« meint sie. »Aber, kannst du mir vielleicht sagen, mit was ich dieses Teezeugs machen soll? Das bissel Mehl und Butter und die paar Eier brauch ich morgen fürs Mittagessen. Wenn du mir jetzt das Zeugs verbrauchst, kann ich euch morgen nicht mehr füttern!«
Tante Adele schmunzelt.
»Schlimm, mein Mädel! Recht schlimm! Da muß ich denn doch nachschaun, ob sich nicht in einer Geldbeutelfalte noch irgendein verkrüppelter Zwanz'ger findet. Die Mama muß doch ihren Abschiedstee kriegen und du deinen Hochzeiter!«
Rosalie runzelt die Stirn. »Wieso? Ich versteh dich nicht, Tante!« Adele erklärt es ihr näher.
»Soviel ich weiß, hat die Mama auch ein paar heiratslustige Angelgoldhechte eingeladen, und nun meint sie, daß bestimmt einer anbeißt, sobald er zwei Tassen Tee und ein Wurstbrot vertilgt hat. Ich fürcht' aber, daß wir unbedingt auch noch etliche Teebrezeln und einen Guglhupf mit Zibeben an die Angel binden müssen. Was sagst du dazu?«
Ihre Nichte steht mit hochrotem Kopf da. »Hör doch auf mit deinen schlechten Witzen, Tante!« ruft sie ärgerlich. »Du weißt genau, daß ich keinen mag von diesen Rittern!«
»Freilich weiß ich das!« lacht Adele. »Aber deine Mama weiß es nicht. Wills nicht wissen. Die baut fest auf den Rittmeister und auf den Assessor! Da kannst halt nichts machen. Blaublütige Mütter denken halt so, und wir simpeln Bürgergreteln denken anders.«
Rosalie rührt verlegen einen Teig an. »Ich weiß schon. Sie möcht halt, daß ich auch versorgt
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