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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Fall! In Ordnung, Max, gib mir fünf Minuten Zeit zum
Umziehen, dann können wir gehen.«
    »Du kommst diesmal nicht mit, Fischele.
Denk an deine Pflichten als Pensionswirtin.«
    Sarah wußte, daß es besser war, nicht
auf ihrer Absicht zu bestehen, und gab nach. Sie ging zurück zu ihren
Pensionsgästen und fand die ganze Gesellschaft in der Bibliothek. Alle waren
bester Laune. Cousin Brooks demonstrierte gerade, wie er eine Geburtstagsparty
für Kinder feierte. Er selbst imitierte eine Schleiereule, und Mrs. Sorpende
spielte mit viel Elan die Rolle einer Feldmaus auf der Flucht. Professor Ormsby
war eine Scheune, Miss LaValliere eine Wetterfahne, Mrs. Gates eine Kuh im
Stall, und Mr. Porter-Smith war aus irgendeinem mysteriösen Grund zum Dachs
befördert worden.
    Alle kicherten und verhielten sich
höchst albern, bis Cousin Brooks endlich Mrs. Sorpende zu fassen bekam und
erklärte, die Eule habe jetzt die Feldmaus gefangen, und der Dachs müsse zurück
in seinen Bau neben der Scheune. An dieser Stelle bringe man bei einem
richtigen Kindergeburtstag normalerweise immer das Eis und den
Geburtstagskuchen. Er zog eine Handvoll Kronen aus Papier aus der Tasche und
verteilte sie an die Anwesenden. Alle setzten sich eine Krone auf und sangen
»Happy birthday to you«.
    Charles, der vom allgemeinen Übermut
angesteckt worden war, kam mit einem Tablett voller Drinks ins Zimmer. Mrs.
Sorpende bestand darauf, eine Kerze für Brooks anzuzünden, die er ausblasen
mußte, bevor er seinen Crème de menthe trinken durfte. Alles war so zauberhaft
verrückt, daß Sarah beinah vergaß, sich um Max zu sorgen, bis es plötzlich laut
an der Tür klingelte.
    Charles stellte sein Tablett auf die
niedrige Chippendale-Kommode und ging nachsehen, wer es war. Dann kam er zurück
und flüsterte Sarah zu: »Mr. Fieringer wünscht Sie zu sprechen, Madam.«
    »Um Himmels willen, lassen Sie ihn bloß
nicht hier herein.« Die gesamte Gruppe, immer noch mit Papierkronen auf dem
Kopf, spielte inzwischen Mariechen-saß-auf-einem-Stein, mit Mrs. Gates als
Mariechen, da sie zu alt und zerbrechlich war, um wie die anderen wild
umherzuhüpfen. »Führen Sie ihn nach oben in mein Arbeitszimmer. Ich erwarte ihn
dort.«
    Sie begrüßte den Impresario, hatte
allerdings völlig vergessen, daß sie noch immer die Papierkrone trug. Fieringer
sah niedergeschlagen aus, und Sarah wußte, daß er damit rechnete, daß sie wegen
Bittersohns Entlassung wütend auf ihn war. Womit er auch völlig recht hatte, wie
ihr jetzt wieder einfiel. Leider fiel ihr aber auch jetzt erst die Papierkrone
ein. Sie riß sie sich vom Kopf und verlangte zu wissen: »Handelt es sich um
einen Freundschaftsbesuch, oder haben Sie vor, sich genauso unverschämt zu
verhalten wie Ihr Chef?«
    »Ich bin gekommen, um zu sehen, ob mein
alter Freund Maxie auf mich böse ist«, erwiderte er freimütig.
    »Es steht mir nicht zu, für Mr.
Bittersohn zu antworten.«
    »Schöne Dame, was hätte ich denn sonst
tun sollen? Palmerston kommt mit einem Problem zu mir. Alle kommen mit ihren Problemen
zum alten Nick. Palmerston fragt mich: ›Wen kann ich dafür engagieren?‹ Ich
sage, daß Bittersohn der Beste ist. Er sagt: ›Bittersohn ist von Harvard, ich
bin von Yale, Jahrgang ‘32, wie könnte ich also Bittersohn trauen?‹«
    »Sind Sie sicher, daß er das gesagt
hat? Bittersohn hat nämlich an der Boston University studiert.«
    »Kann auch sein. Dann war Palmerston
eben in Harvard und Bittersohn an der BU, und deshalb traut er ihm nicht. Ich
bin nur ein alter Mann, ich kann mir das nicht alles merken. Und Bill Jones — «
    »Oh, Sie kennen Bill Jones?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt,
schöne Lady, daß ich jeden kenne. Ich sehe also Bill Jones, wie er bei der
Madam herumschnüffelt, und weiß sofort, daß Maxie ihn geschickt hat. Bill Jones
ist ein Experte für gestohlene Originale, also erzählt er Maxie von gestohlenen
Originalen und nicht von Kopien, die im Umlauf sind.«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß Bill
Jones lügt?«
    »Bill Jones und lügen?« Nick war
entsetzt. »Bill würde niemals lügen. Nicht einmal, um seine eigene Mutter zu
retten, würde Bill lügen. Darum kommt er ja auch mit Gaunern so gut zurecht.
Ich sage nicht, daß Bill lügt, er hat sich bloß geirrt.«
    »Und Mr. Bittersohn und der Kurator vom
Metropolitan haben sich demnach auch geirrt? Ein Irrtum, der sich auf viele
Millionen Dollar beläuft. Das wäre aber ein ganz schön schwerwiegender Irrtum,
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