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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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fast so wie in
jener letzten Nacht in der Küche in Ireson’s Landing, der einzigen Nacht in
ihrer Ehe, in der sie und Alexander wirklich glücklich miteinander gewesen
waren. Sie vergrub ihr Gesicht in Bittersohns Hemd und brach in Tränen aus.
    »Um Gottes willen, Sarah!« stieß er
durch seine zusammengebissenen Zähne hervor. »Soll das immer so bleiben?«
    Sie trocknete sich die Augen und legte
ihren Kopf in den Nacken, so daß sie ihm ins Gesicht sehen konnte. »Jetzt hör
mir mal genau zu, Max Bittersohn. Ich werde nächsten Monat 27 Jahre alt, und
Alexander wäre im September 51 geworden. Wir haben nie eine richtige Ehe geführt,
jedenfalls nicht im eigentlichen Sinn. Aber wir haben uns geliebt, und — und
was wäre ich in deinen Augen für eine Frau, wenn ich ihn einfach weglegen würde
wie ein altes Buch, das ich ausgelesen habe, und nie mehr an ihn denken würde?
Ich will gar nicht so tun, als ob ich dich nicht begehre, weil es einfach nicht
wahr ist. Aber wenn du nicht solange warten kannst, bis ich soweit bin, dann
habe ich eben Pech gehabt. Es hat jedenfalls keinen Zweck, wenn du mich
bedrängst, weil ich wirklich mein Bestes tue, und mehr kann ich einfach nicht.«
    Bittersohn küßte sie noch einmal,
diesmal noch sanfter als zuvor. »Ich bin immer für dich da, Sarah. Du brauchst
mir nur zu sagen, wann du soweit bist, in Ordnung?«
    Jetzt brachte sie sogar ein Lächeln
zustande. »Das werde ich wohl müssen, nicht? Gute Nacht, Max. Paß auf deine
Knöpfe auf.«

Kapitel 15
     
     
     
     
     
     
     
    D ie Tatsache, daß jetzt zwischen ihnen
alles geklärt war, machte die Situation für Sarah und Max Bittersohn einerseits
einfacher, andererseits jedoch schwieriger. So war es beispielsweise nicht
leicht, vor Mrs. Gates und Mrs. Sorpende ein gelassenes und sittsames Gesicht
aufzusetzen, wenn man gerade an einer empfindlichen Stelle gezwickt wurde, und
Mariposa zeigte nur allzu deutlich, daß sie überhaupt nicht bemerkte, was sich
hinter den Stühlen abspielte. Früher, als Alexander noch lebte, wäre so etwas
unvorstellbar gewesen, denn Tante Caroline hatte ihren Sohn völlig unter der
Fuchtel, und Edith machte immer ein Riesentheater um das Abräumen, weil sie
angeblich so schrecklich überarbeitet war. Aber man konnte sich durchaus
umgewöhnen. Man gab einfach seinem liebeskranken Verehrer einen zärtlichen
Tritt vor den Knöchel und widmete sich wieder den täglichen Pflichten.
    Wenn man abends zeitig in seinem besten
Kleid nach unten eilte, um seinen Pensionsgast mit einem Gläschen Sherry zu
bewirten, wollte man damit lediglich die Versäumnisse vom letzten Abend
wiedergutmachen. Wenn die erste Person, der man unten begegnete, dann
allerdings nur Cousin Brooks war, versuchte man einfach, nicht enttäuscht
auszusehen.
    »Hallo, Sarah, wo sind denn die
anderen?« begrüßte er sie.
    »Sie ziehen sich höchstwahrscheinlich
gerade zum Abendessen um. Sie müßten eigentlich jeden Moment eintrudeln. Suchst
du jemand Bestimmten?«
    »Ja, Bittersohn. Ich habe die Fotos
mitgebracht.«
    »So schnell? Mariposa, würde es Ihnen
wohl etwas ausmachen — «
    Aber Mariposa brauchte sich gar nicht
erst zu bemühen. Bittersohn, der normalerweise immer als letzter eintraf,
stürmte bereits ins Zimmer. »Ich dachte mir doch gleich, daß Sie es sind, als
ich oben das Getrippel von kleinen Füßen hörte. Wie hat es denn geklappt,
Kelling?«
    »Ziemlich gut, würde ich sagen.« Brooks
reichte ihm die winzigen Abzüge.
    Bittersohn warf einen Blick darauf und
verfiel in Lachkrämpfe. Als er wieder in der Lage war zu sprechen, gab er die
Schnappschüsse an Sarah weiter. »Schauen Sie sich Palmerstons Experten einmal
genau an!«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein!«
    »Die Gürtelschnalle eines Onkels
siebten Grades kann sich nicht irren!« sagte Bittersohn. »Es ist Lupe, wie er
leibt und lebt. Sehen Sie sich bloß seine kleinen Wieselaugen und den Bart an!«
Trotz seiner Kleidung, die ihn wie einen Botschafter aussehen ließ, und der
ungewöhnlichen Veränderung, die offenbar ein kürzlich genommenes Bad und ein
Besuch beim Friseur bewirkt hatten, handelte es sich bei dem Mann auf den
Bildern eindeutig um ihren neuen Bekannten aus Brookline Village. »Wie er das
wieder angestellt hat, weiß ich nicht, aber vielleicht finde ich es noch
heraus. Ich habe nämlich vor, ihn zu treffen, wissen Sie.«
    »Ach ja, heute abend sollte doch
Rembrandts Katze fertig sein, oder? Ob er es wohl geschafft hat?«
    »Todsicher.

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