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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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konnte ein solcher Mann es schaffen, jahrelang eine schwere
Diebstahlserie zu vertuschen, wenn er nicht einmal in der Lage war, einen
einzigen Abend lang überzeugend zu lügen? Sarah seufzte innerlich und klingelte
nach mehr Bier.
    »Was ich dich übrigens noch fragen
wollte, Nick«, erkundigte sich Bittersohn ein oder zwei Flaschen später. »Hast
du eigentlich Lydia in der letzten Zeit gesehen?«
    Fieringer rülpste und entschuldigte
sich dafür ein wenig zu ausführlich. »Welche Lydia?« Offenbar hatte er
beschlossen, sich dumm zu stellen.
    »Die Gräfin Ouspenska. Palmerstons
ehemalige Freundin.«
    »Tatsächlich? Das wußte ich ja gar
nicht. Kaum zu glauben.« Nicks Stimme klang unbeteiligt, aber er verschüttete
ein wenig Bier auf den hübschen alten chinesischen Läufer, den Anora Protheroe
Sarah während der Renovierung ihres Hauses geschenkt hatte.
    »Das sagt sie jedenfalls«, beharrte
Bittersohn.
    »Sie sagt auch, daß sie eine Gräfin
ist.«
    »Sie nennt ihn Schnucki!« warf Sarah
ein.
    »Wann hat sie ihn Schnucki genannt?«
Urplötzlich war Fieringer stocknüchtern.
    »Gestern abend, als sie beide hier zu
Besuch waren.«
    Der Impresario verschüttete noch mehr
Bier. »Was hat Lydia denn bei Ihnen gewollt?« —
    »Hat sie nicht gesagt. Ich nehme an,
sie war vielleicht gerade in der Gegend und wollte nur kurz vorbeischauen.«
    »Aber wie ist es möglich, daß eine Frau
wie Lydia eine Frau wie Sie kennt?«
    Sarah verabreichte ihm eine Dosis
seiner eigenen Medizin. »Ach, ich kenne so gut wie jeden. Und die Gräfin finde
ich einfach bezaubernd.«
    »Ich habe sie in der letzten Zeit nicht
gesehen.« Er klang nicht sehr glaubwürdig. »Ich habe sie schon lange nicht mehr
gesehen.« Wenige Minuten später stand Fieringer auf und ging.
    »Was zum Henker ist denn in den
gefahren?« fragte Bittersohn.
    »Er befürchtet wohl, daß du ihn nicht
mehr liebst.«
    »Das tue ich wohl wirklich nicht. Ich
bin mir nicht einmal sicher, ob ich das je getan habe.«
    »Ich frage mich allmählich, ob das
überhaupt jemand tut.«
    »Ganz bestimmt. Nick hat überall — ach
so, jetzt verstehe ich, was du meinst.«
    »Es ist wirklich tragisch, findest du
nicht? Man kann ihn doch nicht dafür verantwortlich machen, daß er so ist, wie
er ist.«
    »Ich kann das sehr wohl«, erwiderte
Bittersohn grimmig. »Mein toller alter Kumpel Nick fällt mir derart in den
Rücken, bloß um sich bei diesem Mistkerl Palmerston lieb Kind zu machen.«
    »Hast du dich noch nicht gefragt, ob er
die Jagd vielleicht nicht wegen Palmerston abblasen wollte?«
    »Wenn du ihn wirklich für den
Drahtzieher der Diebstähle hältst, hättest du aber auf keinen Fall hier oben
allein mit ihm sitzen dürfen.«
    »Er hätte doch gar nicht gewagt, mir
etwas zu tun. Er wußte ganz genau, daß ich bloß die Klingel zu berühren
brauchte, und schon wäre Charles erschienen, denn ich habe die ganze Zeit
geklingelt, damit er mehr Bier bekam. Ich wußte, daß ich durchhalten mußte, bis
du zurückkamst. Und eins kannst du mir glauben, aus Spaß habe ich es bestimmt
nicht getan.«
    »Das nenne ich wahre Liebe!« Bittersohn
streckte zögernd seine Hand nach ihr aus, besann sich aber dann eines Besseren.
»Danke, Sarah, aber sei bitte um Gottes willen vorsichtig.«
    »Das bin ich schon, keine Sorge. Aber
jetzt erzähl mir mal, wie es in Brookline gelaufen ist.«
    »Eins habe ich herausgefunden: Egal,
wer diese Kopien für den Palazzo gemacht hat, Lupes Freund Bengo ist es
jedenfalls todsicher nicht gewesen.«
    »War es etwa nicht Rembrandts Katze?«
    »Mit Rembrandt hatte das Bild auch
nicht das geringste zu tun. Dieser Idiot muß absolut stoned gewesen sein. Er
hat sich die falsche Postkarte geschnappt und mir einen Botticelli kopiert.«
    »War der Botticelli wenigstens gut?«
    »Es gibt keine guten Botticellis.«
Bittersohn hatte ziemlich drastische Ansichten, was sein Fachgebiet betraf,
auch wenn er seine Meinung den Klienten gegenüber nur selten kundtat.
    »Tu doch nicht so überlegen. Du weißt
ganz genau, was ich meine.«
    »Ich nehme an, mit genügend schmutzigem
Firnis und einem abgenutzten Goldrahmen könnte man damit einen Blinden bei sehr
schlechten Lichtverhältnissen täuschen. Wenigstens brauchte ich das Bild nicht
zu kaufen. Ich war allerdings sehr verärgert und habe ihm erzählt, daß ich nur
Rembrandts Katze wollte und sonst keine, und bin wutentbrannt abgezogen.«
    »Hat Lupe dir denn nicht versprochen,
daß er die Katze in ein paar Tagen doch noch

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