Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
schien
äußerst gut aufgelegt zu sein und hat sehr viel gegessen. Ich wußte, daß sie
unregelmäßige Eßgewohnheiten hat, also habe ich angenommen, sie hätte
vielleicht zuviel und zu schnell gegessen, als ihr plötzlich übel wurde.«
    »Hm. Bittersohn, wie lange waren Sie
mit dieser Ouspenska vor dem Abendessen zusammen? Sind Sie gemeinsam mit ihr zu
Mrs. Kellings Haus gegangen, oder wie?«
    »Wir sind zusammen in meinem Wagen
hingefahren. Vorher war ich etwa eine Stunde lang in ihrem Atelier.«
    »Was haben Sie da gemacht?«
    »Uns unterhalten. Sie ist zufällig
Expertin für byzantinische Ikonen.«
    »Was immer das ist. Haben Sie zusammen
etwas getrunken oder so?«
    »Nein. Ich habe eine Flasche Wein auf
dem Tisch stehen sehen, aber sie hat mir nichts davon angeboten. Vielleicht hat
sie etwas gegessen oder getrunken, als sie sich in ihrem hinteren Zimmer
umgezogen hat.«
    »Oder eine Tablette genommen«, warf
Sarah ein.
    »Wie kommen Sie denn auf Tabletten?«
fragte Fitzgibbon.
    »Das weiß ich auch nicht so genau. Es
ist mir bloß gerade eingefallen, wahrscheinlich, weil sie nicht mehr ganz so
jung ist. Ich habe nämlich ziemlich viele Tanten mittleren Alters, und die
nehmen alle ständig Pillen für irgend etwas. Ihre Tanten etwa nicht?«
    »Jesses, wirklich, da könnten Sie
irgendwie recht haben. Meine Tante Theresa stellt auch jedesmal, wenn sie uns
besucht, sechs verschiedene Pillendöschen gegen irgendwelche Beschwerden vor
sich auf den Tisch. Und schluckt eine Pille nach der anderen, als wenn es
Bonbons wären.«
    Max hatte eine Tante Fruma, die das
gleiche tat, und Fitzpatrick versuchte gerade, ihnen von seiner Tante Mary
Margaret zu erzählen, als Fitzgibbon ihn unterbrach.
    »Wer würde denn etwas über die
Tabletten wissen? Diese Nachbarin, von der Sie da eben gesprochen haben, ist
doch sicher eng mit ihr befreundet, wie?«
    »Ich weiß nicht, ob man das wirklich
als Freundschaft bezeichnen kann. Mrs. Tawne hat mir damals erzählt, die Gräfin
habe die Gewohnheit, immer zu den Mahlzeiten bei ihr hereinzuplatzen; ich nehme
also an, daß sie irgendwann sicher auch über ihre gesundheitlichen Probleme
gesprochen hat, falls sie überhaupt welche hat. Die Gräfin ist nicht gerade
das, was man als zurückhaltende Frau bezeichnen würde.«
    »Dann sollten wir wohl besser hingehen
und uns erkundigen.«
    »So spät noch?« Sarah weinte fast vor
Erschöpfung. »Mrs. Tawne ist auch nicht mehr die Jüngste, sie liegt bestimmt schon
seit Stunden im Bett.«
    »Ihr Pech«, sagte Fitzgibbon. »Aber für
mich sieht die Sache nach einem Mordversuch aus, und vielleicht hatte Mrs.
Tawne genug davon, sich anschnorren zu lassen. Wenn sie diese Ouspenska die
ganze Zeit durchgefüttert hat, hatte sie ja wohl auch genug Gelegenheit, ihr
was ins Essen zu mischen, oder nicht?«
    »Möglich wäre es schon.« Sarah stieß
einen tiefen Seufzer aus, folgte den beiden Detektiven hinaus zu deren Wagen
und war dankbar dafür, daß sie sich auf Max Bittersohns Arm stützen konnte.
    Wie sie erwartet hatte, war Dolores
Tawne nicht gerade entzückt, aus dem Schlaf gerissen zu werden. Sie erschien in
ihrer Ateliertür in einem rosafarbenen Plisseemorgenrock und hatte das Haar
voller Lockenwickler aus Metall, von denen Sarah bisher gedacht hatte, daß sie
heutzutage nur noch von Cousine Mabel benutzt würden.
    »Es tut mir so schrecklich leid«,
begann Sarah mit stockender Stimme.
    »Na, das sollte man ja wohl auch
erwarten, wenn man mitten in der Nacht mit einem Haufen Männer herumzieht und
einen solchen Höllenlärm veranstaltet! Brooks hat mir zu verstehen gegeben, daß
Sie eine anständige Frau wären.« Sie schüttelte drohend ihr
lockenwicklerbewehrtes Haupt gegen Max.
    Auch Fitzgibbon war müde. »Sind Sie
Mrs. Dolores Tawne?« schnauzte er sie an.
    »Die bin ich allerdings, und würden Sie
jetzt wohl endlich die Freundlichkeit besitzen, mir mitzuteilen, was Sie — «
    »Wir sind von der Polizei.« Er hielt
ihr seinen Ausweis und seine Dienstmarke unter die Nase. »Würden Sie mir bitte
sagen, wann Sie Ihre Nachbarin Mrs. Ouspenska zuletzt gesehen haben?«
    »Ich vermute, Sie meinen die Dame, die
sich selbst als Gräfin bezeichnet und, soweit ich weiß, immer noch eine Miss
ist. Ich bezweifle sehr, daß sie sich je die Mühe gemacht hat, einen von ihren
Kerlen zu heiraten. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Wir werden schon unsere Gründe haben,
Mrs. Tawne. Würden Sie jetzt bitte unsere Frage beantworten?«
    »Humph! Na ja, da

Weitere Kostenlose Bücher