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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sollten wir die Flasche dann holen? Außerdem, mein anbetungswürdiger
kleiner Wuschelkopf, nennt man das Unterdrückung von Beweismaterial.«
    »Oh.«
    Sie blieben noch eine Weile sitzen,
dann fragte Sarah: »Hat Brooks irgend etwas über Mr. Fitzroy herausgefunden?«
    »Hat er. An dem Sonntag, an dem
Witherspoon getötet wurde, hat Fitzroy an einem Familientreffen mit etwa 87
anderen Fitzroys in Topsfield teilgenommen. An dem Montag, an dem Brown
ermordet wurde, war Fitzroy jede verdammte Minute mit den Wächtern zusammen. Er
hat ihnen nämlich die Hölle heiß gemacht, wie so etwas passieren konnte,
während er weg war. Brooks nimmt stark an, daß er als Täter nicht in Betracht
kommt, und ich stimme ihm zu. Sein Kontostand und sein Lebensstil stehen in
völligem Einklang mit seiner Stellung, und sein Charakter ist so untadelig, daß
man ihn nur bedauern kann.«
    »Tut mir leid, Liebling.« Sarah
streichelte seine Hand und machte sich auf die Suche nach der Damentoilette.
Zuerst verbrachte sie eine geraume Zeit damit, sich frisch zu machen und ihre
Haare in Ordnung zu bringen, geriet aber dann in Panik, weil sie befürchtete,
den neuesten Bericht der Ärzte verpaßt zu haben, und rannte wieder hinaus auf
den Flur, ohne die letzte Strähne festgesteckt zu haben.
    »Warum frisierst du dich nicht fertig?«
meinte Bittersohn.
    Sie ging zurück und beendete ihr Werk.
Dann saßen sie wieder nebeneinander auf dem Flur. Endlich fragte Sarah: »Wo ist
sie denn gewesen, bevor du bei ihr warst?«
    Bittersohn zuckte zusammen. »Wo war
was?«
    »Tut mir leid, ich habe nicht gewußt,
daß du eingeschlafen warst.«
    »War ich auch nicht«, sagte er
verärgert. »Ich habe nachgedacht.«
    »Worüber denn?«
    »Mmh?«
    Sarah hob eine Zeitung auf, die irgend
jemand fortgeworfen hatte, und las einen Bericht über Leichen in einsamen
Straßen. Bittersohns Kopf ruhte schwer, aber angenehm auf ihrer Schulter. Sie
bettete ihn etwas bequemer, legte ihre Wange an sein dichtes, gewelltes
dunkelbraunes Haar und löste das Kreuzworträtsel. Schließlich las sie den
Sportteil und verfolgte den faszinierenden Gedanken, wie man einem Rennpferd
wohl ein Handicap verpassen konnte, als der Assistenzarzt herauskam.
    »Es war eine Mischung aus Arsen und
Nembutal«, teilte er ihr mit. »Dr. Fingerford sagt, Sie sollen hier warten, bis
die Polizei kommt.«
     
     

Kapitel
19
     
     
     
     
     
     
     
    I nzwischen kannten Sarah und Max
ungefähr jeden Polizisten in Boston. Als die uniformierten Beamten Moynahan und
Maloney in ihrem Streifenwagen vorfuhren, sagten diese daher auch nur »Mein
Gott, schon wieder ihr beiden!« und ließen die Zivilbeamten Fitzpatrick und
Fitzgibbon holen. Das zweite Gespann meinte bei seiner Ankunft etwa dasselbe.
    »Nun, Mrs. Kelling«, begann Fitzgibbon.
»Bitte erzählen Sie uns doch, wie Sie dazu kamen, diese angebliche Gräfin
Ouspenska einzuladen.«
    »Ich habe sie erst vorige Woche durch
Mrs. Tawne kennengelernt, eine Malerin, die mit meinem Cousin Brooks Kelling
befreundet ist. Die Gräfin und Mrs. Tawne sind Nachbarn in den Fenway-Studios
in der Ipswich Street. Mrs. Tawne hatte mich zum Tee gebeten. Als ich da war,
schneite die Gräfin herein und lud mich zu sich in ihr Atelier ein. Dann hat sie
uns neulich abends zu Hause besucht. Meine Pensionsgäste fanden sie alle sehr
amüsant, also fragte ich Mr. Bittersohn, ob er sie heute abend zum Essen
mitbringen wolle.«
    »Eine alte Freundin von Ihnen,
Bittersohn?« fragte Fitzpatrick.
    »Wenn Sie das so meinen, wie ich
vermute, lautet die Antwort nein. Ich kenne sie seit einigen Jahren flüchtig.
Heute nachmittag habe ich erwähnt, daß ich Lydia treffen würde, und daraufhin
hat mich Mrs. Kelling ganz spontan gebeten, sie doch einzuladen.«
    »Das stimmt«, bestätigte Sarah. »Ich
wußte nicht einmal genau, ob sie überhaupt kommen würde.«
    »Was hat sie bei Ihnen zu sich
genommen?«
    »Nur das, was wir alle gegessen haben.«
Sarah zählte die Gerichte auf. »Vor dem Abendessen treffen wir uns immer in der
Bibliothek. Ich selbst war zwar nicht dort, denn ich bin heute etwas später
gekommen — kurz nachdem die Gräfin eingetroffen war aber man hat mir
versichert, daß sie sofort dorthin geführt worden ist. Einige meiner
Pensionsgäste waren ebenfalls schon anwesend. Sie bekam Sherry aus derselben
Karaffe wie wir alle, und Horsd’oeuvres vom selben Tablett. Beim Essen hat sie
sich aus denselben Schüsseln bedient wie wir anderen auch. Die Gräfin

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