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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Bibliothek angemacht. Dabei
habe ich Charles doch eingeschärft, daß er nicht auf uns warten soll.«
    Aber Charles war schon an der Tür,
bevor Sarah ihren Schlüssel ins Schlüsselloch stecken konnte, und er sah in
seinem Hausmantel so hinreißend aus wie der Held in einem Stück von Noel Pierce
Coward.
    »Gegrüßet seid Ihr, edler Herr«, sagte
Bittersohn. »Sagt an, was ist geschehen?«
    »Das Krankenhaus hat Bescheid gesagt,
daß die Gräfin Ouspenska wieder bei Bewußtsein ist.«
    »Verdammt! Dann hätte ich den Wagen
besser nicht abstellen sollen!«
    »So spät können wir sie sowieso nicht
mehr im Krankenhaus besuchen«, protestierte Sarah. »Sie werden uns nicht zu ihr
lassen.«
    »Oh doch, das werden sie. Ich habe dem
Direktor mal einen Gefallen erwiesen.«
    »Sie und Ihre Beziehungen! In Ordnung,
Charles, rufen Sie uns ein Taxi.«
    »Sie gedenken doch wohl nicht etwa, das
Massachusetts General Hospital in dieser Kleidung aufzusuchen, Madam?«
erkundigte sich der Butler frostig.
    »Warum nicht?«
    »Sie und Mr. Bittersohn sehen beide
aus, wenn ich mir die Freiheit gestatten darf, das zu sagen, als ob Sie in
einem Kohleneimer herumgekrochen wären.«
    »Wenn man es genau bedenkt, haben Sie
durchaus recht. Also gut, dann warten Sie noch fünf Minuten.«
    Nachdem sie sich in aller Eile
frischgemacht und umgezogen hatten, fühlten sich die beiden wieder etwas
besser. Eine Viertelstunde später wurden sie, immer noch übermüdet, ansonsten
aber wieder durchaus präsentabel, von einer reichlich unfreundlichen
Nachtschwester empfangen und in das Privatzimmer geführt, das Bittersohn für
die Gräfin Ouspenska organisiert hatte.
    Lydia sah furchtbar aus. Ihre Haut war
aschfahl und spannte sich so straff über ihre hohen Wangenknochen, daß sie zu
platzen drohte. Ihre Augen glühten wie zwei schwarze Löcher, und ihr Mund
wirkte wie ein schieferblauer Strich. Trotzdem versuchte sie zu lächeln.
»Hallo, ihr Schönen«, flüsterte sie. »Ich verstehe, Party zu verderben, was?«
    Sarah küßte sie auf die grauen Wangen
und nahm die eiskalten Hände der Gräfin in ihre eigenen. »Wir sind so dankbar,
daß Sie -« begann sie, nahm sich aber sofort zusammen. Wenn Lydia noch nicht
wußte, in welcher Gefahr sie geschwebt hatte, war jetzt sicher nicht der
geeignete Zeitpunkt, es ihr mitzuteilen. »Wenn Sie wieder gesund genug sind, um
uns zu besuchen, können wir alles nachholen.«
    »Ist gut. Das ich werde diesmal
wirklich auskosten.«
    »Ganz bestimmt, Lydia«, sagte
Bittersohn, befangen wie die meisten Männer in einem Krankenzimmer. Er schob
einen Stuhl für Sarah ans Bett und drückte sie sanft auf den Sitz. »Haben sie
dir schon erzählt, was passiert ist?«
    »Sie fragen, wie konnte ich machen
solche Wahnsinnstat. Welche Wahnsinnstat meinen sie, Max?«
    »Sie nehmen an, daß du dir selbst eine
Mischung aus Nembutal und Arsen verabreicht hast, als du mit deinen
Magenkapseln russisches Roulett gespielt hast.«
    »Aber ich habe nicht! Das ich habe
niemals getan! War nur Spaß, damit gute alte Dolores sich aufregt. Hat sie
gesagt, ich habe genommen Gift?«
    »Sie sagt lediglich, du habest ihr
erzählt, daß du es vorhattest.«
    »Dolores glaubt alles, auch wenn ich nur
mache Spaß. Keine Phantasie. Muß schrecklich sein, Künstlerin zu sein ohne
Phantasie.« Lydia ging es offensichtlich immer noch sehr schlecht. Sie schien
sich jedoch für ihre eigenen schrecklichen Erlebnisse nicht weiter zu
interessieren, denn sie redete weiter über ihre Nachbarin.
    »Seit ich kenne Dolores, und das ist
schon seit vielen Jahren, sie arbeitet, immer sie arbeitet. Wenn sie nicht bei
Madam häßliches Porzellan abstaubt, sie malt in Atelier mit Tür zu, und niemand
darf auch nur Blick werfen auf Meisterwerke. Ich sage: ›Zeig mir großes Werk,
das du malst. Immer arbeiten und arbeiten^ Sie zeigt mir Stilleben mit totem
Vogel. Nicht mal lebendiger Vogel, der flötet, wenn sie malt. Ist immer
Stilleben, das nie fertig wird. Gestern ich habe sie noch geärgert damit. War
gestern? Oder nicht gestern? Ich habe vergessen, wann ich -« Ihre Stimme wurde
immer schwächer, und die Schwester schickte sie aus dem Zimmer.
    »Das mit dem Bild stimmt«, sagte Sarah.
»Es stand auf Dolores’ Staffelei, als ich zum Tee bei ihr war. Max, glaubst du
etwa, daß — ?«
    »Komm, wir gehen.« Bittersohn
schüchterte die Schwester mit allerlei detaillierten und angsterregenden
Instruktionen ein und zog Sarah zu den Aufzügen.
    »Wie konnte ich bloß so

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