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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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erwiderte Bengo voll Bewunderung und Ehrfurcht. »Wie kann ein
einziger Typ bloß so viel in der Birne haben, Mann?«
    »Wer hat, der hat. So, Mann, jetzt laß
uns aber mal schnell ein paar geile, lebensechte Bilder in bester Farbe von der
fetten Tussie mit den Riesentitten machen. Und du malst dann ‘ne Kopie auf die
große Leinwand, die wir auf Leroys Speicher gerade auf alt trimmen.«
    »Schon kapiert, Mann. Und dann
verkaufen wir die Kopie.«
    »Von wegen. Mensch! Dann kommen wir mit
der Kopie zurück, spannen das Ding hier in den Rahmen und klauen uns den echten
Tizian.«
    »Junge, Junge«, flüsterte Bengo
bewundernd. »Du bist wirklich echt schrill!«
    »Du sagst es, Mann. Steck die Dinger in
die Wand, und mach das Licht an. Und dann warten wir auf das Vögelchen.«
    »Und wenn die Bullen das Licht durchs
Fenster sehen?«
    »Na und? Wir sind schon längst wieder
abgezischt, bevor die Bullen überhaupt die Türklinke gefunden haben. Und jetzt
steck endlich die verdammten Dinger ein, Mann.«
    »Wie denn, eh?«
    »In die Steckdosen. So bescheuert kann
doch kein Mensch sein!«
    »Ich kann aber keine Steckdosen finden,
Mann!«
    »Was soll denn das schon wieder, du
kannst keine finden? Sogar in Leroys Bude gibt’s doch Steckdosen.«
    Brooks zog Sarah näher an den Kamin
heran, während die Taschenlampe der Verschwörer nervös über die Wände tanzte.
Sarah fühlte, wie sein drahtiger kleiner Körper zitterte, und dachte zuerst,
daß ihm die Nerven durchgegangen seien, doch dann erkannte sie, daß ihr Cousin
sich vor Lachen kaum noch halten konnte, und verstand plötzlich auch den Grund
seiner Heiterkeit.
    Als der Palazzo erbaut worden war,
hatte Madam Wilkins als notwendiges Zugeständnis an die harten Winter in Boston
zwar einen Kohlenofen installieren lassen, in anderen Punkten jedoch auf
absoluter Authentizität bestanden. Wenn die Medici kein elektrisches Licht
gehabt hatten, wollte sie auch keins.
    Brooks gelang es schließlich, sich
zusammenzunehmen, dann räusperte er sich und trat ins Licht. »Bengo hat vollkommen
recht, Dr. Ruy Lopez. Hier gibt es tatsächlich keine Steckdosen. Aber keine
Sorge, ich habe alle nötigen Vorkehrungen getroffen.«
    Die Explosion seiner winzigen
Leuchtpistole überraschte die beiden so sehr, daß sie mit offenem Mund
dastanden. Jetzt sprang auch Bittersohn aus dem Dunkel und packte sie mit einem
doppelten Polizeigriff. Lupe versuchte verzweifelt ohne Erfolg, sich zu
befreien. Bengo dagegen gelang es, sich Bittersohn zu entwinden, denn er hatte
seit Monaten nicht gebadet und war so speckig, daß er ohne weiteres
davonschlüpfen konnte.
    »Nimm die Kamera«, brüllte Lupe.
    Sarah stieß einen Schrei aus, als Bengo
auf Brooks losschoß, doch dieser einfallsreiche Gentleman streckte lediglich
seinen Fuß aus, woraufhin sein Angreifer der Länge nach auf den authentischen
venezianischen Fußbodenkacheln landete. Sie hob die Taschenlampe auf, die
ebenfalls zu Boden gefallen war, zog den alten Socken herunter, den die beiden
über das Glas gezogen hatten, und sorgte für besseres Licht. Jetzt konnte sie sehen,
wie Max Bittersohn Lupe 20 Zentimeter über dem Boden festhielt und ihn so lange
schüttelte, bis er keinen Widerstand mehr leistete. Brooks hockte gemütlich auf
Bengos Schulterblättern und hielt eine kleine Schachtel Streichhölzer in der
Hand.
    »Sei so lieb, Sarah, und zünde die
Kerzen in den Leuchtern an. Es wäre schön, wenn wir ein bißchen mehr Licht
hätten, während wir uns über die Ereignisse des Abends unterhalten.«
    »Ich sag’ keinen Ton«, keuchte Bengo.
    »Aber ich«, sagte Lupe. »Was immer Sie
auch zu hören wünschen, Gentlemen, ich singe wie das kleine Vögelchen im
Amfalulabaum. Vielleicht können wir ja irgendwie ins Geschäft kommen.«
    »Dazu werden Sie wohl kaum in der Lage
sein.« Bittersohn schüttelte Lupe noch einmal kräftig und ließ ihn dann auf den
Boden plumpsen.
    Jetzt konnte der Geschüttelte endlich
einen Blick auf den Mann werfen, der ihn erwischt hatte.
    »Sie?« keuchte er. »Ein Bulle? Mensch,
das ist echt nicht fair.«
    »Pech gehabt, Freundchen. Jetzt rück
mal raus, was du weißt. Wer hat dich angestiftet?«
    »Keiner, Mann.«
    »Bist du dir da wirklich sicher?«
    »Mann, wenn es hier jemanden zu
verpfeifen gäbe, würde ich das nicht sofort machen? Es war bloß so ‘ne
Inspiration von mir. Echt. Ist mir bloß so eingefallen, Mann.«
    »Ist dir das eingefallen, als du diesen
Dr. Aguinaldo Ruy Lopez gespielt hast, damit Mr.

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