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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Die Welt der Gesandten wandelte auf glänzenden Parketts, in spiegelverkleideten Salons, rund um ovale Tische, auf denen Samtdecken mit Goldfransen lagen. Da gab es Kleider mit Schleppen, große Geheimnisse, unter einem Lächeln verborgene Ängste. Dann kam die Gesellschaft der Herzoginnen; hier war man bleich; um vier Uhr hieß es aufstehen; die Frauen, arme Engel! trugen englische Spitze am Saum ihrer Unterröcke, und die Männer, verkannte Talente hinter der Maske des Leichtsinns, ritten ihre Pferde zuschanden aus purer Lust, verbrachten die Sommerzeit in Baden und heirateten zu guter Letzt, so um die vierzig, reiche Erbinnen. In den Extrazimmern der Restaurants, wo man nach Mitternacht soupiert, lachte im Kerzenschein die buntschillernde Menge der Literaten und Schauspielerinnen. Sie waren verschwendungssüchtig wie Könige, voll ehrgeiziger Ideale und phantastischer Träume. Das war ein Leben hoch über den anderen, zwischen Himmel und Erde, in den Gewitterstürmen, etwas Sublimes. Was den Rest der Welt anging, so war er verloren, ohne festen Ort, als existiere er nicht. Je näher die Dinge ihr standen, desto entschiedener wandte ihr Denken sich von ihnen ab. Alles, was sie direkt umgab, langweiliges Ackerland, schwachsinnige Kleinbürger, Mittelmaß des Lebens, schien ihr eine Ausnahme auf der Welt, ein besonderer Zufall, in dem sie gefangen saß, und jenseits davon erstreckte sich ins Unendliche das weite Land von Seligkeit und Leidenschaft. Sie verwechselte in ihrem Begehren die sinnlichen Genüsse des Luxus mit den Freuden des Herzens, die Eleganz der Lebensart und die Feinheiten des Gefühls. Brauchte die Liebe nicht, indischen Pflanzen gleich, vorbereitete Böden, eine besondere Temperatur? Die Seufzer im Mondenschein, die langen Umarmungen, die Tränen, die auf hingegebene Hände fallen, all der Aufruhr des Fleisches und die Sehnsüchte inniger Zuneigung waren also nicht zu trennen vom Balkon der großen Schlösser, die voller Zerstreuungen sind, von einem Boudoir mit Seidengardinen, einem dicken, weichen Teppich, gefüllten Blumenschalen, einem erhöht stehenden Bett, auch nicht vom Glitzer der Edelsteine und den Nestelschnüren der Livree.
    Der Bursche von der Poststation, der jeden Morgen kam, um die Stute zu striegeln, schlurfte mit seinen derben Holzpantinen durch den Flur; sein Kittel war löchrig, seine Füße steckten nackt in Schlappen. Das war der Groom in kurzer Hose, mit dem sie vorliebnehmen musste! Sobald seine Arbeit fertig war, ließ er sich für diesen Tag nicht mehr blicken; wenn Charles heimkehrte, stellte er sein Pferd nämlich selbst in den Stall, nahm den Sattel ab und zog den Halfter über, während das Dienstmädchen ein Bund Stroh brachte und, so gut es ging, in die Futterkrippe warf.
    Als Ersatz für Nastasie (die Tostes endlich unter Tränenströmen verließ) nahm Emma ein vierzehnjähriges Mädchen in Dienst, eine Waise mit sanftem Gesicht. Sie verbot ihr, baumwollene Häubchen zu tragen, brachte ihr bei, dass man die Herrschaft in der dritten Person anredet, ein Glas Wasser auf einem Teller serviert, vor dem Eintreten klopft, lehrte sie bügeln, stärken, beim Ankleiden helfen, wollte aus ihr eine Kammerzofe machen. Das neue Dienstmädchen gehorchte ohne Murren, denn es mochte nicht fortgeschickt werden; und da Madame immer den Schlüssel am Küchenschrank stecken ließ, nahm sich Félicité jeden Abend ein Häufchen Zucker und aß ihn allein in ihrem Bett, nachdem sie gebetet hatte.
    Nachmittags ging sie manchmal auf die andere Straßenseite und plauderte mit den Postillionen. Madame blieb oben auf ihrem Zimmer.
    Sie trug ein weit geöffnetes Hauskleid, das unter dem Schalkragen seines Oberteils ein Plisseehemd mit drei Goldknöpfen sehen ließ. Ihr Gürtel war eine Kordel mit dicken Troddeln, und ihre granatroten Pantöffelchen zierte ein Bausch breiter Schleifen, der sich über dem Spann wölbte. Sie hatte sich eine Unterlage gekauft, Papierbögen, einen Federhalter und Umschläge, obwohl es niemanden gab, dem sie hätte schreiben können; sie wischte den Staub von ihrer Etagere, betrachtete sich im Spiegel, griff nach einem Buch und ließ es dann, zwischen den Zeilen vor sich hin träumend, in den Schoß fallen. Sie hätte gern Reisen unternommen oder wieder in ihrem Kloster gelebt. Sie wollte zugleich sterben und in Paris wohnen.
    Charles galoppierte bei Regen bei Schnee über bucklige Wege. Er aß Rührei am Tisch der Bauern, schob den Arm in feuchte Betten, bekam bei

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