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Madame Butterflys Schatten

Madame Butterflys Schatten

Titel: Madame Butterflys Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Langley
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glückliches Ende finden konnte? Wenn es hier in Nagasaki doch den sichtbaren Beweis für eine Mischehe gab, die den Fährnissen der Zeit standgehalten hatte?
    Er bestellte die Samen.

Kapitel 5
    PINKERTON HATTE DAS Haus vom ersten Augenblick an als kalt und abweisend empfunden: keine Blumenvasen, keine gerahmten Fotografien, keine Teppiche … Er suchte nach Worten, einfachen Worten, um ihr das zu erklären. Als er am nächsten Tag nach Hause kam, stand sie an der Tür, die Hände ineinander verschränkt, ein erwartungsvolles Lächeln im Gesicht. Sie hatte eine kleine Ansprache vorbereitet: »Überraschung für dich, glücklicher Pinkerton!«
    Er sah sich mit hochgezogenen Augenbrauen um, bevor er den Blick verwirrt wieder auf sie richtete.
    Ihr Lächeln verschwand. Mit ihrer kleinen weißen Hand deutete sie auf die Wand. Die Schriftrolle hatte ihrem Vater gehört, und sie hütete sie wie einen Schatz, doch jetzt hatte sie sie aus ihrem karmesinroten Schrein geholt und in der Nische in der Mitte der Wand aufgehängt, auf dem Ehrenplatz, tokonoma , der einem kostbaren Gegenstand vorbehalten war.
    »Von meiner Familie.«
    Pinkerton musterte die Rolle belustigt; ein paar seltsame Federstriche, dunkelgrau auf weiß, und dazu ein einzelnes rotes Zeichen.
    »Ach so, verstehe. Hübsch. Sehr hübsch.«
    In seinen Augen trug die Schriftrolle nicht viel zur Verschönerung des Raumes bei, er fand, dass er immer noch ziemlich kahl aussah.
    Und dann das, was sich die Leute hier alles in den Mund schoben. Sharpless hatte ihn vorgewarnt: »Zu Hause essen Sie auch rohe Sachen, stellen Sie sich einfach vor, es wäre eine Art Salat.«
    Überzeugen konnte ihn das nicht. »Roher Fisch? Kommt gar nicht in Frage!«
    Am nächsten Tag kam er nach Hause und überreichte Cho-Cho die milden Gaben eines mitfühlenden Schiffskochs. Sie wickelte die Päckchen aus und beäugte misstrauisch die rätselhaften, kaum unterscheidbaren bräunlichen Speisen.
    Er zeigte der Reihe danach darauf und sagte: »Hackbraten. Röstkartoffeln. Apfelkuchen wie bei Muttern.« Sie brach ein Stückchen von dem Hackbraten ab und steckte es sich in den Mund. Das Gesicht zu einem Lächeln verzogen, nickte sie, aber er merkte, dass es ihr schwerfiel, den kleinen Bissen hinunterzuschlucken.
    »Okay, probier das hier – Apfelkuchen.«
    »Apfel-ku-chen«, wiederholte sie und knabberte daran.
    »Ja!«
    Sie kaute vorsichtig weiter.
    »Gut?«
    »Gut.«
    Nein, hätte sie am liebsten gesagt, nicht gut, ekelhaft, aber das wäre unhöflich gewesen. Stattdessen machte sie sich daran, ihn für richtiges Essen zu erwärmen.
    Er beobachtete sie dabei, wie sie es mithilfe des Dienstmädchens zubereitete: Auf den Fersen hockend, schwang sie mit ihren blassen Händen geschickt das Messer, schnitt blitzschnell ein zartes Fischfilet in dünne, beinahe durchscheinende Scheiben, schnitzte zierliche Blüten aus Gemüse, schob kleine Schüsseln mit rätselhaftem Inhalt von einem niedrigen Tisch auf einen anderen. Zu guter Letzt drehte sie sich um und sah ihn mit einem aufmunternden Lächeln an.
    »Bitte, probier.«
    Der Thunfisch und der Schwertfisch, der Essigreis, der gebratene Aal und das scharfe eingelegte Gemüse schmeckten besser, als er gedacht hatte, und im Lauf der Zeit lernte er sogar, mit den kurzen polierten Essstäbchen umzugehen und einen guten saké zu schätzen.
    Bei Rossmakrele zog er die Grenze, aber er musste widerstrebend zugeben, dass selbst die Gerichte, die er nicht hinunterbrachte, hübsch anzusehen waren – man hätte sie fast im Museum ausstellen können. Nichtsdestoweniger sandten ihm seine Geschmacksknospen von Zeit zu Zeit unmissverständliche Botschaften, und dann brachte er ein Paket aus der Vorratskammer seines Schiffs mit nach Hause:
    »Fleischbällchen! Apfelkuchen wie bei Muttern!«
    Das Mädchen bereitete ihm in seiner dienstfreien Zeit angenehme Stunden; sie ließ sich stets etwas einfallen, um ihn zu erfreuen, und es gab sogar Momente, in denen er – flüchtig – eine gewisse Unsicherheit empfand, Unentschlossenheit. Er hatte das Gefühl, in gänzlich fremden Gewässern zu treiben, nichts in seinem bisherigen Leben hatte ihn auf diese beunruhigende Mischung aus Distanz und Nähe vorbereitet: Cho-Cho war fügsam, ihm bedingungslos ergeben, doch bei aller Unterwürfigkeit schaffte sie es, dass er sich vorkam wie jemand, der ganz von vorn begann. Sein bisheriges Leben war einfach und unkompliziert gewesen, er hatte unbekümmert in den Tag hinein gelebt

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