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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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Ungezwungenheit des Auftretens und eine Spur Formlosigkeit. Es ist das Gegenteil von bombastischem Zeremoniell und steifer Etikette.

    So beschreibt ein Historiker den Lebensstil des vierunddreißigjährigen Ludwig XIV . im Schloß von Saint-Germain-en-Laye, zwölf Meilen westlich von Paris. Es war die Hauptresidenz des Hofes seit 1666, als Ludwig dem unvollendeten Louvre für immer den Rücken gekehrt hatte.
    Die gotischen Ursprünge von Saint-Germain waren längst verwischt worden, zunächst durch plündernde englische Ar
meen und dann durch die behutsameren Legionen italienischer Architekten, und jetzt erhob es sich als elegantes Renaissancegebäude in prachtvollen geometrischen Gärten im neuen französischen Stil, die der große André Le Nôtre für Louise de la Vallière, die damalige Favoritin des Königs, entworfen und genau 1673 vollendet hatte. Zwischen den Gartenparterres und Hainen erstreckt sich eine fast zwei Meilen lange steinerne Terrasse, die einen Ausblick auf das schöne Seinetal und in der Ferne die große Lichterstadt gewährte. So beeindruckend das Schloß auch war, hatte der König es sich doch nicht verkneifen können, es nach seinem recht überschwenglichen Geschmack umzumodeln. Zu diesem Zweck waren jetzt drinnen und draußen Scharen von Bauarbeitern und Handwerkern am Werk, unter der Leitung von Louis Le Vau, der Fouquets Vaux-le-Vicomte entworfen hatte, und Jules Hardouin-Mansart – sowie des Königs selbst, wann immer er einzugreifen wünschte.
    Françoise kannte Saint-Germain gut. Drunten im Hof, unter ihren Fenstern, hatte sie in einer Märznacht des Jahres 1670 den neugeborenen Louis-Auguste, ihren »Mignon«, fortgeschafft; seither war sie viele Male mit dem Jungen und seinem Bruder wiedergekommen, damit ihr Vater die beiden streicheln und ihre Mutter, die ansonsten keinen Finger rührte, um sie zu sehen, sie in Augenschein nehmen konnte.
    Im Juni 1673 hatte Athénaïs dem König eine Tochter geboren, die auf den Namen Louise-Françoise getauft wurde; der König rief sie aber lieber Poupotte (»Püppchen«) oder Maflé (»Pummelchen«), Zeichen einer Nachsichtigkeit, die sie sich bald zunutze machen sollte. Athénaïs war erst dreißig, und in den letzten drei Jahren hatte sie drei Kinder zur Welt gebracht; nach dem jüngsten Zuwachs kam der König zu der Einsicht, daß er seine nichtanerkannten Sprößlinge nicht endlos würde verstecken können, und so beschloß er, sie legitimieren und an den Hof bringen zu lassen, wo sie offen als seine Kinder leben sollten.
    Einen juristischen Präzedenzfall gab es bereits in der Person des Grafen von Vermandois, des illegitimen Sohnes des Königs mit Louise de la Vallière, und so wurde Louis-Auguste, inzwischen fast vier, im Dezember 1673 zum Herzog von Maine, der achtzehn Monate alte Louis-César zum Grafen von Vexin und die neugeborene Louise-Françoise zu Mademoiselle de Nantes. Nun zu legitimen Söhnen des Königs erklärt, sollten die Knaben allerdings keinen Anspruch auf den Thron der Bourbonen haben. Alle drei Kinder sollten offiziell unter der Obhut von Madame Scarron bleiben; sie sollte das Haus in der Rue de Vaugirard aufgeben und zusammen mit ihnen im Palast von Saint-Germain wohnen.
    Françoise war nicht sonderlich geneigt, diesem Wunsch zu folgen. Ganz sicher empfand sie Heimweh nach »der glücklichsten Zeit« ihres Lebens, nach den Theaterbesuchen und Diners mit ihren Freunden im Marais, nach der Ungebundenheit, bevor Gardinenaufhängen, die Beaufsichtigung der Ammen und die durchwachten Nächte, wenn die Kleinen einmal krank waren, ihr Leben bestimmten. Mittlerweile war sie achtunddreißig, die Jugend war dahin, und ein langes Leben konnte niemand garantieren. Sie hatte eine stattliche Pension von 6000 Livres, die sicherlich reichte für einen recht eleganten Lebensstil in einem guten Haus, das ihr gehörte, für die Bewirtung ihrer Freunde, für Kleider aus holländischem Samt – »Neulich sah ich ein paar Muster
349 ; der Stoff ist in Amsterdam im Angebot; falls es Dir nicht zu große Mühe macht, könntest Du mir vielleicht etwas davon mitbringen …« –, und es reichte auch noch für die unvermeidlichen Schulden von Bruder Charles und für »unsere Verwandten, die mich ständig um Hilfe bitten«. Sie hatte bereits eine, wie sich zeigen sollte, lange Karriere der finanziellen Hilfe angetreten, für die d'Aubignés, Scarrons, de Villettes und allerlei sonstige Cousins zweiten und höheren Grades.
    Andererseits hatte sie

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