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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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oder ihr einen Kuß zu geben, obwohl sie doch die Töchter des Königs waren. Und all die Minister, die in der Wohnung von Madame de Maintenon tätig waren, verneigten sich stets sehr tief vor ihr.«
    Nanon und die junge Angola waren tüchtig und zuverlässig, aber eine ehrgeizige Kammerfrau brauchte außerdem eine andere Art von Anhängerschaft. Sie brauchte höhergestellte Personen, Menschen, die sie vor ihren Feinden am Hof beschützen konnten, vorzugsweise Leute, die ihre Stellung ihr verdankten und deren Fortkommen ihr eigenes Ansehen mehrte. Françoise brauchte einen Clan.
    Ihr jüngstes Bündnis mit den Frommen am Hof hatte ihr zwei verheißungsvolle jüngere Freundinnen eingebracht, die dreißigjährige Jeanne-Marie, Herzogin von Chevreuse, und deren Schwester, die dreiundzwanzigjährige Henriette-Louise, Herzogin von Beauvillier. Töchter des königlichen Ministers Colbert, teilten die beiden Herzoginnen eine heftige Abneigung gegen Athénaïs und ihr sultanhaftes Gehabe, eine Abneigung, die durch die kürzlich erfolgte Verheiratung ihrer jüngsten Schwester, der dreizehn Jahre alten Marie-Anne, mit Athénaïs' vierzehnjährigem Neffen nicht geringer geworden war. Die Ehe hatte den König »vierzehnhunderttausend Livres
529 « gekostet: 600 000 für Marie-Annes Mitgift, die Colbert offenbar nicht aufzubringen vermochte, und 800 000 für die Rückzahlung der Schulden von Athénaïs' unverbesserlich verschwenderischer Familie. Die beiden älteren Schwestern schlossen sich nur zu gerne Françoise an, der offenkundigen, wenn auch unerklärten Feindin von Athenaïs, »und sie selbst hatte durchaus nichts dagegen, daß der
König sah, daß Personen von solchem Rang ihr den Vorzug vor Madame de Montespan gaben«.
    Abgesehen von den Töchtern Colberts und ihren Ehemännern waren da natürlich noch die Montchevreuils, die große, hagere Marquise mit ihren »schrecklich langen Zähnen« und der »bescheidene, anständige, strohdumme« Marquis. Den Bemühungen von Françoise hatten sie es zu verdanken, daß sie jetzt am Hof fest etabliert waren. »Madame de Montchevreuil war eine Frau
530 von einigem Verdienst, sofern man unter Verdienst nicht mehr als tugendhaft versteht. Sie war eine recht klägliche Erscheinung und durchaus nicht sonderlich intelligent, aber sie hing sehr an Madame de Maintenon, und es war Madame sehr recht, daß sie jemanden am Hof einführen konnte, der nichts Besonderes war, jemanden, der sie gekannt hatte, als sie noch unbekannt war.«
    Françoise hatte dafür gesorgt, daß die Marquise zur Aufseherin der Kammerjungfern der Dauphine ernannt wurde. »Die Stellung war an sich
531 nicht bedeutend, aber es waren hohe Auszeichnungen mit ihr verbunden: Sie galt als die vierte Dame im Haushalt der Dauphine … und die klangvollsten Namen waren dort beschäftigt.«
    Der Marquis war vier Jahre lang Erzieher des vierzehnjährigen Mignon, des Herzogs von Maine, gewesen. Françoise hatte diesen Posten zunächst einem anderen alten Freund aus der Zeit ihres Salons angeboten, dem Dichter Jean de Segrais, aber Segrais hatte abgelehnt, da er es nicht mehr nötig hatte, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er hatte kürzlich geheiratet, »eine sehr reiche Cousine
532 , die einen armen Mann heiraten wollte, damit er nicht auf sie herabschauen konnte«. »Und außerdem
533 «, sagte Segrais selbst, »wurde ich ein bißchen taub … Die Schwester von Madame de Montespan sagte, das hätte mich nicht abschrecken müssen, weil man von mir erwartete, zu dem Prinzen zu sprechen, nicht ihm zu lauschen. Aber ich sagte ihr, daß man in jenem Land sowohl gute Augen als auch gute Ohren braucht.«
    Montchevreuil, der in Wirklichkeit nicht so dumm war, wurde der Aufgabe sehr gut gerecht, auch wenn Françoise sich nicht enthalten konnte, ihm hin und wieder Ratschläge zu erteilen: »Sie müssen vernünftig
534 mit ihm reden – daran ist er von klein auf gewöhnt. Halten Sie alle seine Lehrer unter Kontrolle; sie sollen sich um nichts anderes kümmern als ihr jeweiliges Fach. Vernünftiges Reden wird ihm mehr nützen als ein bißchen mehr Latein. Zeigen Sie ihm, was mit dem Geld passiert, das er für wohltätige Zwecke gibt; das wird ihm helfen, Regieren zu lernen … Verzeihen Sie mir, daß ich all diese Dinge ausspreche – wenn es kein guter Rat ist, so ist es doch gut gemeint. Sie wissen, wie sehr ich an unserem Herzog hänge.«
    Die langzähnige Marquise dagegen kam mit den Kammerjungfern nicht so gut zurecht. Wie

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