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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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Steinbank stand, die von kupferroten Chrysanthemen umgeben war. Die Mauern auf beiden Seiten waren mit Efeu bewachsen. Darauf würde Ernest nun blicken, wenn er aus dem Fenster des Ateliers schaute – und diese neue Aussicht hatte absolut nichts mehr mit mir zu tun. Ich versuchte mich durch diesen schrecklichen Gedanken nicht von meinem wackeligen Entschluss abbringen zu lassen, während ich ein Taxi rief und mich zum Hôtel Beauvoir in der Avenue de l’Observatoire bringen ließ. Es war der erste Ort, der mir in den Sinn kam, weil das Hotel direkt gegenüber der Closerie des Lilas lag und ich schon tausendmal zu ihm aufgesehen und seine schlichten, gut verarbeiteten schmiedeeisernen Gitter und Geranientöpfe vor den Fenstern bewundert hatte. Ich würde einen Weg finden, diese Sache zu überstehen. Ich würde zwei Zimmer mieten, eins für mich und eins für Bumby. Marie Cocotte würde in der kommenden Woche mit ihm aus der Bretagne zurückkehren, und ich würde ihr schreiben, dass sie ihn hierher bringen sollte. Wir könnten dann jeden Morgen im Lilas frühstücken. Dort würde er auch oft seinen Vater und ein paar von unseren Freunden sehen können, und alles wäre ganz vertraut, was nun sehr wichtig war.
    Während das Taxi sich langsam durch den Verkehr bewegte, versuchte ich an nichts anderes zu denken als an den CaféCrème, den ich bald trinken würde. Ich würde ihn in die Länge ziehen, und danach würde ich den nächsten Schritt angehen, wie dieser auch aussehen mochte. All meine Sachen waren noch in der Sägemühle, darum würde ich mich kümmern müssen. Ich würde Ernest bitten, sie zu holen, oder jemanden beauftragen, denn ich wusste, dass ich nicht dorthin zurückkehren konnte. Ich würde es nicht tun. Ich tat es nicht. Ich tat es nie wieder.

Vierundvierzig
    Ernest erklärte mir einmal, das Wort
Paradies
sei persischen Ursprungs und bedeute »ummauerter Garten«. Ich wusste damals, dass er verstand, wie wichtig die Versprechen, die wir einander gaben, für unser Glück waren. Wahrhaft frei war man nur, wenn man wusste, wo die Mauern sich befanden, und sie pflegte. Wir konnten uns auf diese Mauern stützen, weil sie existierten; sie existierten, weil wir uns auf sie stützten. Als Pauline in unser Leben trat, begann alles auseinanderzufallen. Nichts erschien mir nun mehr dauerhaft zu sein, außer der Vergangenheit, all das, was wir bereits gemeinsam getan und durchlebt hatten.
    So erklärte ich es eines Abends Don Stewart im Deux Magots. Er und Beatrice waren nach Paris zurückgekehrt und hatten mich aufgesucht, da sie sich um mich sorgten und ihnen unsere Trennung zu schaffen machte.
    »Weißt du, du könntest um ihn kämpfen.«
    »Dafür ist es längst zu spät. Pauline drängt ihn dazu, mich um die Scheidung zu bitten.«
    »Aber dennoch, was wirst du später tun, wenn du jetzt nichts unternimmst?«
    Ich zuckte mit den Schultern und schaute aus dem Fenster, wo gerade eine wunderschöne Frau in Chanel an der Straßenecke auf irgendjemanden oder irgendetwas wartete. Sie war ein schmales schwarzes Rechteck mit einem winzigen Hut und sah ganz und gar nicht fragil aus. »Ich glaube einfach nicht, dass ich noch konkurrieren kann.«
    »Aber warum solltest du auch konkurrieren? Du bist die Ehefrau. Er gehört rechtmäßig zu dir.«
    »Man gehört nur so lange zueinander, wie beide daran glauben. Und er hat aufgehört zu glauben.«
    »Vielleicht ist er nur schrecklich verwirrt.«
    Er brachte mich zurück ins Hotel und küsste mich sanft auf die Wange, was mich an den gefährlichen Sommer in Pamplona mit Duff und Pat und Harold erinnerte, als alles überkochte und hässlich wurde. Doch selbst damals hatte es noch kleine Versuche des Glücks gegeben.
    »Du warst immer gut zu mir, Don«, sagte ich. »Das hat sich tiefer festgesetzt, als du vielleicht denkst.«
    »Vergiss meinetwegen, was ich im Café gesagt habe. Ich will dir nicht vorschreiben, was du mit deiner Ehe tun sollst. Mein Gott, ich bin ja selbst gerade erst seit kurzem verheiratet. Aber irgendetwas musst du doch bekommen. Irgendeine Antwort.«
    Ich wünschte ihm eine gute Nacht und erklomm langsam die Treppen in den dritten Stock, wo Bumby tief und fest schlief und Marie mit geschickten Händen Bumbys Kleidungsstücke perfekt zusammenfaltete und stapelte. Ich schickte sie nach Hause und legte die restlichen Sachen selbst zusammen, wobei ich darüber nachdachte, was ich noch tun könnte, um bei Ernest irgendetwas zu bewirken. Ich kam dabei immer

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