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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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ihm zu sehr schmeichelte, aber nun, da er
Fiesta
geschrieben und noch so viel vor hatte, bekam er tatsächlich das Gefühl, dass mehr von ihm abverlangt wurde. Er wusste nicht, was genau, ihm war nur klar, dass er alles einsetzen musste, was er hatte.
    Pfife war voller Zukunftspläne. Sie hatte bereits eine Hochzeitszeremonie organisiert, hatte sie wahrscheinlich schon von
Anfang an geplant. Auf diese Weise traf sie ein Abkommen mit Gott oder mit ihrem eigenen Gewissen.
    »Sag mir, dass du mich liebst«, hatte sie beim ersten Mal gesagt, als er noch in ihr war.
    »Ich liebe dich.« Sie war muskulös und stark, und es war interessant, mit ihr im Bett zu sein. Es hatte etwas Feindliches, und diese Wildheit und Härte standen in einem deutlichen Gegensatz zu Hadley.
    »Mehr, als du sie liebst? Auch wenn es nicht stimmt, ich will, dass du es sagst.«
    »Ich liebe dich mehr«, sagte er.
    Sie warf ihn auf den Rücken und setzte sich auf ihn. Ihre Hände auf seiner Brust. Der Blick aus ihren dunklen Augen durchbohrte ihn. »Sag mir, dass du wünschtest, du hättest mich zuerst getroffen«, sagte sie heftig.
    »Ja«, sagte er.
    »Dann wäre ich jetzt deine Frau. Deine einzige Frau.«
    Ihr Gesichtsausdruck schien abwesend und grimmig zugleich und verunsicherte ihn ein wenig. Vielleicht hatte sie sich längst ein gemeinsames Leben für sie ausgemalt. Wie sonst konnte sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren, weiterhin Hadleys Freundin zu sein? In Schruns hatte er die beiden beobachtet, wie sie Seite an Seite redend und lachend vor dem Feuer gesessen hatten. Sie hatten die Beine in dieselbe Richtung übergeschlagen, trugen die gleichen Socken und die gleichen Hausschuhe. Sie waren keine Schwestern; sie ähnelten sich überhaupt nicht. Im Grunde war er das Einzige, das die beiden verband.
    Er schlief schlecht und hatte wieder Alpträume. Manchmal dachte er in der nächtlichen Stille an all die Frauen, die er je geliebt hatte. Er erinnerte sich daran, wie er versucht hatte, seiner Mutter zu gefallen, und wie furchtbar das gewesen war. Er nannte sie »Fweetee« und dichtete Lieder für sie, und als sie ihn mit zehn Jahren im Zug mit nach Boston nahm, war er so stolz,
mit ihr im Speisewagen mit den weißen Tischtüchern sitzen und Krabbensalat mit einer dreizinkigen Silbergabel essen zu dürfen. Doch kurz nachdem sie nach Hause zurückgekehrt waren, war ein weiteres Baby zur Welt gekommen, und dann noch eins, und er war zu alt, um sie so verzweifelt zu brauchen. Also tötete er seine Verzweiflung langsam und bewusst ab, indem er sich daran erinnerte, wie wechselhaft und tadelsüchtig sie unter ihrer Zärtlichkeit war und wie wenig er ihr vertrauen konnte.
    Dieser Trick funktionierte nicht immer. Manchmal blieb eine Frau mysteriös und unkontrollierbar, wie Kate, und manchmal drang sie bis in seinen Kern ein und blieb dort, was auch immer geschah. Hadley war die beste Frau, die er kannte, und viel zu gut für ihn. Das hatte er von Anfang an gedacht, und auch noch, nachdem sie die Tasche mit seinen Manuskripten verloren hatte. Er hatte immer versucht, in Gedanken nicht bei diesem Tag zu verweilen. Es war das schrecklichste Ereignis seines Lebens gewesen. Verwundet zu werden war eine Sache. Damals waren sein Körper zerstört und Angst und Schrecken in ihm erweckt worden. Sie begleiteten ihn seither stets, wie Granatsplitter, die tief im Muskelgewebe steckten. Doch seine Arbeit, das war er. Als sie verschwunden war, hatte er sich völlig leer gefühlt, als ob er sich einfach in Luft auflösen könnte – in eine verletzte Stelle und ein Gefühl um das Nichts herum.
    Er liebte Hadley danach immer noch. Er konnte und würde vielleicht niemals aufhören, sie zu lieben, doch sie hatte auch etwas in ihm getötet. Einst hatte er sich so fest verankert, so solide und sicher mit ihr gefühlt, aber nun fragte er sich, ob er überhaupt jemals irgendjemandem trauen konnte. Das war die eigentliche Frage, und er fand darauf keine Antwort. Manchmal fühlte es sich an, als hätte er in seinem Inneren einen fehlerhaften Grundpfeiler, der das ganze Gerüst von außen unsichtbar gefährdete. Pauline war seine Zukunft. Er hatte seine Versprechen
gemacht und sich verpflichtet, ihr alles zu geben, was er besaß. Aber wenn er ehrlich zu sich war, wusste er, dass er auch ihr nicht vertrauen konnte. Dieser Teil der Liebe war für ihn vielleicht für immer verloren.

Sechsundvierzig
    Mitte Oktober kam Ernest mit einem Exemplar von seinem Roman
Fiesta
vorbei,

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