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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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Avignon und die eingestürzten, schwelenden Zugwaggons eingebaut hatte. »Möchtest du den Kleinen baden?«
    Er krempelte die Ärmel hoch, holte den Waschbottich und hockte sich dann auf den Fußboden daneben, während Bumby spielte und spritzte.
    »Er wird bald zu groß für den Bottich, nicht wahr?«, bemerkte ich.
    »In ein paar Wochen wird er drei. Wir sollten eine Party mit Hütchen und Erdbeereis für ihn geben.«
    »Und mit Luftballons«, rief Bumby. »Und einem kleinen Affen.«
    »Du bist ein kleiner Affe, Schatz«, sagte Ernest und hob ihn, in das große Handtuch gewickelt, hoch.
    Danach brachte ich ihn ins Bett, und als ich aus seinem Zimmer trat und die Tür hinter mir schloss, saß Ernest immer noch am Tisch.
    »Ich will nicht fragen, ob ich bleiben darf«, sagte er.
    »Dann frag nicht«, erwiderte ich. Ich machte das Licht aus und ging zum Tisch, wo ich mich vor ihm hinkniete. Er legte zärtlich seine Hand auf meinen Hinterkopf, und ich vergrub mein Gesicht in seinem Schoß und atmete in den groben Stoff seiner neuen Hose hinein – einer, die er zweifellos mit Paulines Hilfe gekauft hatte, damit sie sich nicht schämen musste,wenn sie ihn ihren reichen Freunden vorführte. Ich presste mich stärker an ihn und drückte dann meine Fingerspitzen in die Hinterseite seiner Waden.
    »Na, komm«, sagte er und versuchte aufzustehen, doch ich rührte mich nicht. Ich schätze, es war pervers, aber ich wollte ihn bei mir haben, es gehörte zu meinen Bedingungen, und ihn so lange behalten, bis das heiße, üble Gefühl in meinem Magen verschwunden war. Er war immer noch mein Ehemann.
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, lag er schlafend neben mir, und das Bettzeug um uns herum war warm. Ich schmiegte meinen Körper gegen seinen Rücken und streichelte seinen Bauch, bis er wach genug war und wir uns erneut liebten. In mancherlei Hinsicht war es, als hätte sich nichts verändert. Unsere Körper kannten einander so gut, dass wir nicht über unsere Bewegungen nachdenken mussten. Doch als es vorbei war und wir schweigend dalagen, überkam mich eine entsetzliche Traurigkeit, da ich ihn immer noch so sehr liebte wie zuvor.
Wir sind dieselbe Person,
dachte ich, aber das stimmte nicht. Wir hatten zwar tatsächlich begonnen, uns ähnlich zu sehen mit unserem kurzen Haar und unseren gebräunten, gesunden, rundlichen Gesichtern. Aber dass wir uns ähnlich sahen, bedeutete nicht, dass wir nicht allein waren, ein jeder von uns.
    »Hat das hier etwas zu bedeuten?«, fragte ich und gab acht, ihm dabei nicht in die Augen zu sehen.
    »Alles hat etwas zu bedeuten.« Er schwieg ein paar Minuten lang und fügte dann hinzu: »Weißt du, es zerreißt sie fast.«
    »Das geht uns allen so. Hast du gestern Abend Bumbys Gesicht gesehen? Er war so froh, dich bei uns zu haben. Er muss schrecklich verwirrt sein.«
    »Wir sind alle mies dran, so viel steht fest.« Er seufzte, setzte sich auf und begann sich anzuziehen. »Weißt du, Pfife findet essehr klug von dir, dass du auf diese Weise versuchst, Ordnung in das Chaos zu bringen, das wir angerichtet haben. Aber sie geht daran zugrunde und ich ebenso.«
    »Warum sagst du so etwas? Was soll ich denn deiner Meinung nach nun empfinden?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wem soll ich es erzählen, wenn nicht dir?«

Fünfundvierzig
    Sobald er den Murphys von ihrer Trennung berichtet hatte, war Gerald überaus zuvorkommend gewesen. Warum nur? Er hatte das Atelier aus dem Hut gezaubert und gleich noch Geld dazu. Nun hatte er Zugriff auf das Bankkonto der Murphys.
    »Es geht hierbei nicht nur um eure Ehe«, hatte Gerald gesagt, als die beiden allein waren und er ihm das Angebot über einem Drink unterbreitete. »Ich wüsste nicht, was ich ohne Sara tun würde, aber du bist anders und daher gelten für dich auch andere Regeln. Du kannst dir einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern. Du bist ja schon dabei. Dein Name ist bereits vermerkt, und du musst nun lediglich in die eine statt in die andere Richtung gehen.«
    »Was hast du gegen Hadley?«
    »Nichts. Wie könnte ich? Sie bewegt sich eben nur in einer anderen Geschwindigkeit. Sie ist zaghafter.«
    »Und ich soll gnadenlos sein. Ist es das, was du willst?«
    »Nein. Bloß entschlossen.«
    »Sie hat mich bis hierhin gebracht.«
    »Ja, und das hat sie ganz wunderbar gemacht. Aber was als nächstes kommt, ist völlig neu. Du musst jetzt nach vorn blicken. Ich bin mir sicher, dass dir das bewusst ist.«
    Er hatte oft den Eindruck gehabt, dass Gerald

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