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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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»Und mir bleibt ja auch nichts anderes übrig.«
    Chink nickte ernst.
    »Ich habe für den
Star
geschuftet wie ein Tier«, fuhr Ernest fort. »Jetzt haben wir genug zusammen, um acht Monate davon zu leben. Acht Monate, die ich ganz ausschließlich der Schriftstellerei widmen werde.«
    »Das ist mein Tatie«, rief ich. Chink erhob sein Glas, und wir alle stießen auf uns und auf Weihnachten an.
    Doch die Tage verstrichen, und Ernests Notizbücher und Bleistifte blieben unbenutzt in seinem Koffer. Seine Corona steckte immer noch in ihrer schwarzen Hülle. Er erwähnte diese Tatsache mit keinem Wort, und ich hütete mich, es selbst anzusprechen. Unterdessen fuhren wir Tag für Tag Ski, manchmalbis in den Abend hinein, wenn die Sonne hinter den Wolken zu bluten und uns etwas zeigen zu wollen schien, das vor uns noch niemand gesehen hatte. Wir genossen jede Sekunde in Chinks guter Gesellschaft, aber auch miteinander. Wir liebten uns jeden Tag, manchmal zweimal – bis ich Ernest erzählte, dass ich unsere übliche Verhütungsmaßnahme in Paris vergessen hatte.
    Ernest selbst hatte meinen monatlichen Zyklus immer genauestens festgehalten, so wie er auch Auflistungen über alles andere führte. Er hatte ein Büchlein, in das er Einnahmen und Ausgaben eintrug, ein anderes für Korrespondenzen, ein drittes, in dem er Ideen für Storys notierte und festhielt, wie viele Wörter er pro Tag geschrieben hatte. Und dann gab es ein Notizbuch mit der Aufschrift
Hadley
, das dem monatlichen Auf- und Abstieg meiner Zykluskurve gewidmet war, damit wir so oft wie möglich ungeschützten Verkehr haben konnten. In der unsicheren Anfangszeit wendeten wir wie viele andere Paare den Coitus interruptus an. »Kein großer Unterschied zum russischen Roulette«, pflegte Ernest zu scherzen, und er hatte recht. Man konnte zwar auch beim Apotheker oder im Friseurladen Kondome kaufen, doch diese bestanden aus dickem, rauhem Gummi und waren bestenfalls unbequem und schlimmstenfalls an mehreren Stellen durchlöchert.
    Nach unserer Ankunft in Paris fragte uns Gertrude, die in diesen Dingen herrlich offen sein konnte, ob wir schon vom Diaphragma gehört hätten. Ohne größere Unannehmlichkeiten fanden wir einen Arzt, der mir eins anpasste, das wir seitdem stets verwendeten. Ernest wusste besser als ich, welche Tage sicher waren und welche nicht. Nach etwa einer Woche in Chamby erinnerte er mich daran, dass wir am Ende unseres Zeitfensters angelangt waren.
    »Könnten Sie die nötigen Vorkehrungen treffen?«, fragte er eines Abends im Bett. Das war sein üblicher Code. MeineRolle war es, mit »Jawohl, Sir« zu antworten, als wäre ich seine Sekretärin und er hätte mich gerade gebeten, eine Lunch-Verabredung zu treffen oder ein Telegramm zu versenden. Doch an diesem Abend lachte ich nicht und stand auch nicht auf, um in der Sockenschublade nach dem Kästchen zu suchen. Stattdessen brachte ich lediglich ein »O je« hervor.
    »Sag nicht, du hast es in Paris liegengelassen.«
    Ich konnte nur nicken.
    »Das kommt ja gerade recht.« Sein Gesicht wurde rot. Ich sah, dass er sehr verärgert war.
    »Ich wollte es dir in Lausanne schon sagen, gleich als ich es bemerkte, aber das war nun auch nicht gerade der richtige Zeitpunkt.«
    »Was verheimlichst du mir denn sonst noch alles?«
    »Nichts. Es tut mir leid. Ich hätte es dir sagen sollen.«
    »Das will ich meinen.« Er warf die Decken zurück, stieg aus dem Bett und ging, nur mit der Unterhose bekleidet, stinksauer im Zimmer auf und ab. »Manchmal frage ich mich, wen ich da eigentlich geheiratet habe.«
    »Tatie, sei bitte nicht unfair. Es ist ja nicht so, dass ich es absichtlich vergessen habe.«
    »Ach nein?«
    »Natürlich nicht.« Ich durchquerte den Raum und kam nah genug vor ihm zum Stehen, um sein Gesicht im Dunkeln zu sehen. »Das habe ich nicht. Dennoch würde ich lügen, wenn ich behauptete, ich fände die Vorstellung von einem Baby nicht ganz wunderbar.«
    »Jetzt kommt es also raus. Ich wusste es. Wir haben immer gesagt, dass ich erst mal richtig Fuß fassen muss, bevor wir auch nur anfangen, über ein Kind zu sprechen. Wir waren uns einig.«
    »Das weiß ich doch«, erwiderte ich.
    »Ich komme nun endlich langsam in Gang. Willst du mir das alles zerstören?«
    »Selbstverständlich nicht«, antwortete ich. »Aber ich habe auch meine Sorgen. Ich bin einunddreißig.«
    »Seit kurzem. Und du warst außerdem noch nie verrückt nach Kindern. Die Kinder von anderen scheren dich doch überhaupt

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