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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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nicht.«
    »Ein eigenes zu wollen ist aber etwas ganz anderes. Ich habe nicht ewig Zeit.«
    »Ich auch nicht. Man bekommt im Leben selten mehr als eine Chance. Und ich will meine jetzt ergreifen.« Sein Blick war klar und herausfordernd, wie immer, wenn er Loyalität verlangte. »Bist du auf meiner Seite?«
    »Aber natürlich.« Ich schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn, doch seine Lippen verloren ihre Härte nicht unter meinen. Seine Augen waren geöffnet und blickten mich aus wenigen Zentimetern Entfernung fragend an.
    »Du glaubst wohl, dass ich nun einfach mit dir schlafen werde.«
    »Ernest! Ich will dich doch nicht in die Falle locken!«
    Er antwortete nicht.
    »Tatie?«
    »Ich brauche einen Drink.« Auf dem Weg zur Tür schnappte er sich seinen Morgenmantel.
    »Bitte bleib hier und lass uns darüber reden.«
    »Geh ins Bett«, erwiderte er und verließ den Raum. Vor lauter Sorgen fand ich in dieser Nacht jedoch kaum Schlaf. Er kehrte nicht wieder in unser Zimmer zurück. Am Morgen zog ich mich an und schaute unten nach ihm. Er war bereits im Skianzug und trank seinen Frühstückskaffee im Esszimmer.
    Ich lief zu ihm und bat: »Können wir uns nicht wieder versöhnen, Tatie? Ich bin das alles so leid.«
    »Das weiß ich«, seufzte er. »Sieh mal, wir müssen in dieser Sache zusammenhalten. Ansonsten hat alles keinen Sinn, das verstehst du doch, oder?«
    Ich nickte und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
    »Wenn du wirklich ein Baby möchtest, wird irgendwann die richtige Zeit dafür sein.«
    »Aber nicht jetzt.«
    »Nein, mein Kätzchen. Nicht jetzt.«
    Chink betrat den Raum und wünschte uns einen guten Morgen. Dann hielt er inne und beobachtete uns einen Moment lang. »Ist alles in Ordnung?«
    »Hadley ist unpässlich.«
    »Arme Mrs. Popplethwaite«, sagte Chink sanft. »Du solltest dich wieder hinlegen.«
    »Ja. Versuch dich auszuruhen«, stimmte Ernest zu. »Wir rufen dich dann zum Mittagessen.«
    Sie gingen also allein zum Skifahren, während ich versuchte, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Ich zog ein paar dicke Wollsocken und meine Hausschuhe an und machte es mir mit einem Exemplar von
Die Schönen und Verdammten
vor dem Kamin gemütlich. »Fitzgerald ist ein wahrer Dichter«, hatte Shakespear behauptet, als sie es mir empfahl, bevor sie und Pound für mehrere Monate nach Italien abreisten. Ich musste zugeben, dass er ganz bezaubernd schrieb, doch die Geschichte von Gloria und Anthony machte mich auch unendlich traurig. Sie redeten hübsch daher und besaßen schöne Dinge, doch ihr Leben war hohl. Und ich war gerade nicht in der richtigen Verfassung für ein so scheußliches Bild von der Ehe.
    Ich legte den Roman weg und wollte mich gerade wieder ins Bett begeben, als Ernest hereinkam. Sein Haar war feucht und von seiner Wollmütze platt gedrückt, und sein Gesicht war rosa vor Kälte. Er setzte sich neben mich aufs Bett, und ich stellte fest, dass sein Blick viel sanfter geworden war. Die Auszeit mit Chink hatte ihm gutgetan.
    »Du siehst schön warm aus«, sagte er. »Darf ich mich an dich kuscheln?«
    »Natürlich. Wenn du das für eine gute Idee hältst.«
    »Ich bin beim Apotheker im Dorf vorbeigegangen«, erklärte er und zog ein kleines Döschen Kondome aus seiner Hosentasche.
    »Ich bin erstaunt. Ich dachte, du hasst diese Dinger.«
    »Nicht mit dir zusammen sein zu können ist schlimmer.«
    Während er sich auszog, betrachtete ich seinen flachen Bauch und seine wohlgeformten Beine. »Tatie, du bist wunderschön«, sagte ich.
    »Du auch, Tatie.« Als er zu mir ins Bett kroch und ich seine kalte Haut auf meiner spürte, begann es draußen zu schneien. Wir pressten uns auf dem Federbett eng aneinander, seine Hände waren wunderbar grob, und seine Hüftknochen bohrten sich in meine Schenkel. Später würden dort violette Flecken zum Vorschein kommen, und die Haut in meinem Gesicht und an meinen Brüsten würde von seinen unrasierten Wangen rissig und gerötet sein, doch für den Augenblick war zwischen uns nur wortlose Leidenschaft und das Gefühl der Rückkehr. Er hatte mich für eine Weile verlassen. Er hatte an mir gezweifelt, doch nun war er wieder mein, und ich wollte ihn hier behalten, in diesem Durcheinander aus Gliedmaßen und Bettdecken, bis ich jede einzelne Stimme in ihm zum Schweigen gebracht hatte und zwischen uns wieder alles gut war.
     
    Als wir nach drei Wochen in Chamby wohlgenährt und sonnenverbrannt waren und uns von Chink verabschiedet hatten, brachen wir nach Rapallo

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