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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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vorstellen, dass Sie äußerst lustig sind, wenn Sie es darauf anlegen.«
    »Das ist lieb von Ihnen. Hier, erzählen Sie das mal Kitty. Sie ist nämlich der Meinung, all meine Scherze gingen daneben.«
    Gemeinsam bewegten wir uns durch den Raum auf seine Freundin Kitty Cannell zu, die wunderschön, schlank, elegant und ganz in Gold gekleidet war.
    »Kitty war professionelle Tänzerin«, erklärte er. »Wenn sie aufsteht, um sich Wein nachzuschenken, werden Sie es auf der Stelle bemerken.«
    »Ach, Harold«, warf sie ein. »Bitte versuch nicht, charmant zu sein.«
    »Hadley, da sehen Sie es. Ich muss in Kittys Gegenwart sehr verdrießlich sein, sonst erträgt sie mich nicht.« Er verzog das Gesicht, und Kitty lachte, wobei ihre schönen Zähne hervorblitzten. »Und manchmal«, fuhr Harold fort, »überrascht mich das liebe Mädchen ganz ungemein.«
    »Deshalb bleibst du ja auch bei mir.«
    »Und wegen deiner Fesseln, Liebling.«
    Am Ende des Nachmittags war ich ganz hingerissen von Harold und Kitty und sagte erfreut zu, als sie Ernest und mich für den kommenden Abend zum Essen ins Nègre de Toulouse einluden.
    »Das ist ein wunderbares Lokal der Einheimischen«, sagte Kitty. »Man findet es in keinem Reiseführer.«
    »Ich schwöre, ich werde niemandem etwas davon verraten«, erwiderte ich und fragte mich sogleich, was ich wohl anziehen sollte. Als es am nächsten Abend Zeit zum Aufbruch war, hatte ich mich immer noch nicht entscheiden können. Bumby war nun über drei Monate alt. Meine Schwangerschaftskleidung hing mittlerweile schlaff an mir herunter, doch in die Sachen aus der Zeit davor konnte ich mich noch nicht wieder hineinzwängen.
    »Keiner schert sich darum«, behauptete Ernest. »Du könntest in Sackleinen gehen und würdest immer noch fabelhaft aussehen.«
    »Auf keinen Fall. Dir mag Kleidung ja egal sein.« Ich wies auf seine Jacke und das Sweatshirt, die beide an mehreren Stellen geflickt waren und die Uniform darstellten, die er Tag und Nacht trug, ohne einen Gedanken an Mode oder auch nur Schicklichkeit zu verschwenden. »Aber den meisten Menschen ist es eben nicht egal und sie wollen einen guten Eindruck machen.«
    »Den hast du doch offensichtlich bereits gemacht. Aber wenn du willst, sage ich ihnen, dass ich eben zu sehr auf Gertrude gehört habe, die immer meint, man solle Bilder anstelle von Kleidern kaufen.«
    »Das sagt sie tatsächlich, aber wir kaufen ja auch keine Bilder, oder etwa doch?« Ich runzelte die Stirn vor dem Spiegel.
    »Ärger dich nicht, Tatie«, bat Ernest und stellte sich hinter mich, um mir einen Kuss auf den Nacken zu geben. »Niemand ist so liebenswert und einfach und unverfälscht wie du.«
    Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. »Das hast du lieb gesagt.«
    Er küsste mich noch einmal und schob mich dann aus der Wohnungstür.
    Letzten Endes war das Restaurant so schwach beleuchtet, dass ich mich nach der ersten Flasche Wein gar nicht mehr unwohl fühlte. Die Männer unterhielten sich über Princeton, Harolds ehemalige Schule, und darüber, wie man einen ersten Roman noch einmal komplett von vorn begann (Harold arbeitete nämlich gerade an seinem). Kitty und ich dagegen waren in ein erstaunlich vertrauliches Gespräch über ihre erste Ehe mit dem Dichter Skipwith Cannell vertieft, der sie erst unglücklich gemacht und ihr dann die Scheidung verweigert hatte.
    »Wie schrecklich für dich. Wie kannst du nun wieder heiraten?«
    »Ich würde ohnehin
nie
wieder heiraten wollen, Liebes. Zum Glück sind Harold und ich uns zumindest darin einig. Aber ich möchte auch nicht für immer an Skip gebunden sein. Es war schlimm genug, als wir zusammen waren. Jetzt macht er mir sogar noch von London aus das Leben zur Hölle.«
    »Du sehnst dich also nach Freiheit.«
    »O Gott, ja. Du etwa nicht?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, ich will einfach glücklich sein.«
    »Glück ist so wahnsinnig kompliziert, Freiheit dagegen gar nicht. Entweder man ist gefesselt, oder man ist es nicht.«
    »Es hat aber doch keinen Zweck, der Ehe die Schuld zu geben. Sobald man jemanden liebt, ist man an ihn gebunden. Das lässt sich gar nicht vermeiden – außer man schwört der Liebe ganz ab.«
    »So abgebrüht bin nicht einmal ich.« Sie lachte und erhob ihr Glas. »Auf die Liebe also.«
    Harold wandte sich uns mit einem fragenden Blick zu. »Was geht denn hier vor sich?«
    »Hadley macht aus mir eine Romantikerin«, antwortete Kitty.
    Harold kicherte. »Sweetheart, das glaube ich kaum, aber es ist eine

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