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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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schöne Vorstellung.«
    »Nur eine Romantikerin pro Tisch«, meldete sich Ernest zu Wort. »Das steht auf dem Schild an der Tür.«
    Nach einem üppigen Abendessen kamen sie noch auf einen Absacker mit zu uns nach Hause. Sie taten zwar so, als bemerkten sie nicht, wie eng und tunnelartig die Wohnung war, aber ich erriet, dass sie solch einfache Lebensumstände nicht gewöhnt waren. Das Baby schlief im Nebenzimmer, daher drängten wir uns um den Küchentisch herum.
    »Ich schätze, ich werde in einem Monat mit dem Roman fertig sein«, erklärte Harold. »Und dann werde ich alles auf eine Karte setzen. Ich will einen amerikanischen Verlag, einen Vorschuss und einen Haufen guter Besprechungen.«
    »Du hast die tanzenden Mädchen vergessen«, sagte Ernest grinsend.
    »Die werden im Vertrag stehen«, erwiderte Harold. »Aber im Ernst, ich wollte es bei Boni and Liveright versuchen. Ford meint, das sei der interessanteste Laden in New York.«
    »Sie bringen Sherwood Anderson heraus«, erklärte Ernest. »Sie haben ihn gut behandelt, und er meinte, sie hätten sich auf Autoren amerikanischer Gegenwartsliteratur festgelegt.«
    »Das bin ich«, sagte Harold. »Und du auch.«
    »Du solltest ihnen deine Storys schicken, Tatie. Sherwood würde sicher ein gutes Wort für dich einlegen«, gab ich zu bedenken.
    »Vielleicht«, erwiderte Ernest. »Ich habe auch schon darüber nachgedacht.«
    »Nun, da wir das geklärt hätten, können wir bitte über etwas Interessantes reden?«, warf Kitty ein.
    »Zum Beispiel über Hüte, mein Liebling?«, fragte Harold.
    »Warum nicht.« Sie wandte sich mir zu. »Ich würde wahnsinnig gern einmal mit dir einkaufen gehen. Du könntest mein neues Lieblingsprojekt werden.«
    »Ach herrje«, rief Ernest aus.
    »Was denn? Jeder mag doch gern schöne Dinge«, verteidigte sich Kitty. »Und ich schwöre, ich werde sie nicht mit Perlen und Tüllkleidchen ausstaffieren.«
    »Ich würde liebend gern mit dir einkaufen gehen«, erklärte ich. »Lass uns bald einen Termin ausmachen.« Doch nachdem sie fort waren, merkte ich, dass es ein Fehler gewesen war, Kittys Angebot anzunehmen.
    »Siehst du denn nicht, dass sie dich nur demütigen will?«, fragte Ernest.
    »Sie versucht lediglich, nett zu sein. Ich werde keine Almosen von ihr annehmen, falls dir das Sorgen macht.«
    »Das ist es nicht. Sie will dich in die Falle locken, damit du am Ende denkst, du würdest schlecht behandelt.«
    »So etwas würde ich niemals denken.«
    »Warte nur ab. Wenn sie dir weiter Dinge einflüstert, wirst du mich irgendwann dafür hassen, wie schäbig wir leben.«
    »Du siehst das viel zu drastisch, Tatie. Um Himmels willen, wir reden hier doch nur über einen Einkaufsbummel.«
    »Nein, das tun wir nicht«, sagte er grimmig und schenkte sich einen weiteren Drink ein.

Achtundzwanzig
    Wir fragten Marie Cocotte, ob sie wieder für uns arbeiten wolle, und sie sagte sofort begeistert zu, auch wenn sie nun zusätzlich die Rolle eines Kindermädchens übernehmen musste. Während Bumby also zu Hause unter ihrer Aufsicht schlief, traf ich mich regelmäßig einmal in der Woche mit Kitty. Wenn sie Zeit hatte, tranken wir irgendwo Tee oder durchstöberten die Antiquitätenläden. Ich schaute mir dort unheimlich gern all den Schmuck an, besonders die Cloisonné-Ohrringe, die damals gerade in Mode waren. Ernest und ich hatten zwar kein Geld für solchen Luxus übrig, doch ich sah Kitty gern dabei zu, wie sie sich durch die Läden bewegte und hier und dort eine anerkennende Bemerkung fallen ließ. Sie hatte ein Auge dafür und schien instinktiv zu wissen, was seinen Wert behalten würde und was zwar hübsch, aber vergänglich war. Manchmal versuchte sie mir ein Geschenk aufzudrängen, und es versetzte mir jedes Mal einen Stich, wenn ich das Angebot ablehnen musste. Sie wollte wirklich nur nett sein, doch Ernest hatte seinen Stolz, und ich wollte keinen Streit provozieren.
    Ernest ließ sich nicht von seiner schlechten Meinung über Kitty abbringen, egal wie sehr ich ihn vom Gegenteil zu überzeugen versuchte. Sie sei vergnügungssüchtig und zu sehr auf Äußerlichkeiten bedacht, behauptete er. Ich fragte mich, ob er sich nicht vielmehr durch ihre Unabhängigkeit bedroht fühlte. Sie arbeitete als Mode- und Tanzkorrespondentin für verschiedene Magazine in den Staaten, und Harold zahlte nur deshalb die Miete für ihr zauberhaftes Apartment in der Rue Montessuy, weil er darauf bestanden hatte, dass sie getrennte Wohnungen behielten, und weil er

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