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Madame Zhou und der Fahrradfriseur

Madame Zhou und der Fahrradfriseur

Titel: Madame Zhou und der Fahrradfriseur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Landolf Scherzer
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verdient. Außerdem sprechen Chinesen mich vom Aussehen nicht sonderlich an. Auch akzeptiere ich nicht, dass viele chinesische Kinder sehr verwöhnt werden und sich dann später so verhalten, als seien sie ein König, der von allen bedient werden muss.

    Johanna H., seit drei Jahren in China. Berufswunsch: Lehrerin
    Von einer Fee würde ich mir unter anderem einen guten Job und eine ordentliche Karriere wünschen. Und für China eine bessere finanzielle Lage der armen Menschen und mehr Menschenrechte.
    Ich möchte keinen Chinesen heiraten, weil er mich dann immer zu sehr an die normalen kleinen Chinesen erinnern würde, die hier zu Tausenden auf der Straße herumlaufen. Sie riechen manchmal nicht gut und spucken auf die Straße.

Das Unglück
    ODER:
    Dang er zi wei fu mu bei pi dou er qing zhu de shi hou – Als der Sohn die Vertreibung der Eltern feierte
    Außer der »Großen Mauer«, dem Lama-Tempel, dem Platz des Himmlischen Friedens, der »Verbotenen Stadt«, dem Konfuzius-Tempel, dem Olympia-Stadion, den Ming-Gräbern und dem Sommerpalast gehört der Himmelstempel zum touristischen Standardprogramm in Peking. Wahrscheinlich ist der auf einem Marmorsockel stehende, durch seine drei blauen runden Terrassendächer weithin sichtbare Himmelsaltar auch der in Peking am häufigsten fotografierte Tempel. Denn obwohl Klaus das Himmelsgebäude schon von allen Seiten bei jedem Besucher, den er dorthin geführt hat (»ein gutes Dutzend«), aufgenommen hat, fotografiert er auch heute noch einmal. »Wegen des besonders guten Lichtes!«
    Ich steige 27 Marmorstufen hinauf, zähle von oben jeweils 9 Marmorpfosten und könnte auch die Ringe der drei Terrassen des Altars alle mit 9 multiplizieren. Die 9, so weiß ich inzwischen, gehört zu den ungeraden Zahlen, die dem Himmel zugeordnet sind und deren höchste einstellige Zahl, die Neun, nur dem Kaiser gehört.
    Nach dem Zählen von Kreisen, Pfosten, Stufen, Platten und dem Fotografieren beschäftigen sich die Besucher mit Übertragungsritualen. Dazu gehen sie an der Mauer, die das Himmelsgewölbe umrundet, in die Knie, sprechen mit den Steinen und hoffen, dass ihr Partner, der vielleicht 50 Meter entfernt das Ohr an die Mauer presst, ihre Worte versteht. Oder sie stellen sich auf einen der drei sogenannten Echosteine, klatschen in die Hände und warten darauf, dass vom ersten Stein der Ton einmal zu hören ist, auf dem zweiten Stein zweimal und auf dem dritten als Echo dreimal von der Mauer zurückschallt. Aber weil ungezählte Touristen gleichzeitig klatschen, flüstern und schreien, ist die Kommunikation unmöglich oder irreführend, denn von »I love you« über »Ni hao« bis zu »Du Idiot« erzählen die Steine allen so ziemlich alles und nichts.

    Spontaner Fächertanz im Park
    Ich umrunde stattdessen auf der untersten Panoramaetage den Himmelsaltar, und meine Gedanken schweifen dabei von der Kaisergeschichte zu Werner Tübkes Panorama des Bauernkrieges in Bad Frankenhausen …
    Im Park des über 250 Hektar großen Himmelstempels, der von 6 Uhr früh bis 21 Uhr geöffnet hat, erholt sich das Volk von Peking. In der einen Stunde, die wir dort spazieren, begegnen uns unter den ehrwürdigen Zypressen, in Wandelgängen, auf Wiesen und Plätzen wohl mehr als tausend ältere Menschen. Die Neugier der staunenden Langnasen-Touristen stört die Chinesen hier weder bei Brettspielen, Fächertänzen, bei Tai-Chi-Übungen, beim Verse-Rezitieren noch beim gemeinsamen Singen und Musizieren. Als dick in Mäntel gemummelte Chinesen aus vielen Richtungen kommen, ihre Instrumentenkoffer, die fast größer sind als sie, auspacken, das Blech der Saxophone putzen, sich Frauen und Männer um die Musikanten versammeln und Notenblätter austauschen, stellen wir uns dazu. Eine Frau, die als Einzige keine gegen die Kälteschützende Wollmütze trägt, begibt sich in die Mitte, sagt ein paar Worte und beginnt zu dirigieren. Die Umstehenden, ihre Hände in den Taschen, Einkaufsbeutel vor den Füßen und Rollis neben sich, schmettern so laut, dass die Blechinstrumente sich mühen müssen, den Gesang zu übertönen. Klaus sagt, dass sie alte chinesische Weisen, aber auch neue patriotische Lieder singen. Sie lassen sich von uns, die wir sie nun aus nächster Nähe fotografieren, nicht stören. Und von den Tönen angelockt (die vernehmbarer sind als die an der Flüstermauer) gesellen sich Vorbeikommende hinzu und singen auch noch mit.
    Klaus meint: »Die hier zusammen singen, tanzen und musizieren, treffen

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