Madame Zhou und der Fahrradfriseur
200 Schiffen und 30 000 Mann Besatzung, sondern mit drei insgesamt 70 Meter langen Karavellen und 88 Mann Besatzung in See gestochen.)
Intrigen am Kaiserhof und der Kampf zwischen den nach »innen gerichteten Abschottern« und den sich nach außen öffnen wollenden »Vertretern der Meerespartei« endeten mit der Zerstörung der chinesischen Werften, der Seekarten und der angedrohten Todesstrafe für diejenigen, die Schiffe mit mehr als zwei Masten bauten.
China, das »Land der Mitte« der gesamten Welt, und der Kaiser als universeller Herrscher zwischen Himmel und Erde verzichteten auf den Austausch mit anderen, wie sie sagten, »barbarischen Kulturen«.
Und noch im 18. Jahrhundert, als die Engländer einen Gesandten nach China schickten, damit der am Kaiserhof für die künftige Lieferung englischer Produkte die Türen öffnen sollte, antwortete der Kaiser Qianlong in einem Brief an den englischen König, dass er, der Himmelssohn, den englischen König gern als tributpflichtigen Untertanen begrüßen würde, ansonsten aber die mitgeschickten Geschenke nicht benötigte.
»Wie Ihr Gesandter sehen mag, besitzen wir bereits alles. … Und haben keine Verwendung für die Waren Ihres Landes.« Weder für schottischen Whisky und englische Wolle noch für Webstühle. Also mussten die Europäer (allen voran die Tee trinkenden Engländer) für chinesische Seide, chinesisches Porzellan und chinesischen Tee bares Silber bezahlen. Die Handelsbilanz war nur für China positiv. Als die englischen Silbervorräte zur Neige gingen und auch die übrigen Europäer interessiert am »freien« Handel mit China waren, forderten sie vom »Land der Mitte« eine Öffnung, um Handelsniederlassungenzu gründen und dadurch wirtschaftlichen Einfluss zu erhalten.
Wie in den anderen überseeischen Kolonien der Europäer begann die wirtschaftliche Eroberung mit der christlichen Missionierung. Getreu dem Motto »Vor dem Markt hat Gott die Missionierung gesetzt« hatten um 1800 auf der chinesischen Insel Macao, die unter portugiesischer Verwaltung stand, Jesuiten und andere Glaubensbrüder einen Stützpunkt zur christlichen Bekehrung Chinas errichtet. Einer der eifrigsten, um nicht zu sagen besessensten Missionare in Macao war Karl Gützlaff, der als pommerscher Schneidersohn in Berlin eine Missionsschule besucht und sich unter anderem 6 Fremdsprachen angeeignet hatte. 1828 ging er als Missionar nach Macao. Dort erlernte er Dialekte der chinesischen Sprache so perfekt, dass er, in Verkleidung und chinesisch sprechend, unerkannt in das für Ausländer verbotene geheime China reisen konnte. Er verteilte die von ihm ins Chinesische übersetzte Heilige Schrift und gründete erste christliche Gruppen. Doch weil die Missionierung, wie schon gesagt, meist nur Vorbote für die anschließende handfeste ökonomische Invasion ist, verdingte sich Karl Gützlaff, der den Chinesen christliche Werte und Moral beibringen wollte, 1831 bei der britischen Firma Jardin & Matheson. Sie schmuggelte Opium nach China. Karl Gützlaff begleitete die schwerbewaffneten Schiffe der Firma als vertrauenerweckender chinesisch sprechender Missionar in das Innere von China. Die Firma verdiente am Handel mit dem Opium das Silber, das die Engländer nicht mehr besaßen, um chinesischen Tee kaufen zu können.
Der Opium-Silber-Tee-Deal lief über Indien. Um an Silber und damit an chinesischen Tee, Seide und Porzellan zu kommen, tauschten die Engländer ihre Wolle, Whisky, Webstühle und andere Waren, die die Chinesen nicht haben wollten, in Indien gegen Opium. Das schmuggelten sie vom Hafen Kanton in das Innere von China. In den Jahren der besonders eifrigenMissionierung Chinas von 1821 bis 1837 verfünffachte sich auch die Menge des in China umgeschlagenen Opiums.
Mit Gottes Hilfe brachte man den Chinesen Religion und Opium. Als das Opium nicht nur die Silbervorräte Chinas kostete, sondern auch die wirtschaftlichen Strukturen und die Volksgesundheit zerrüttete, verbot Kaiser Daoguang im Jahre 1839 den Ausländern jeglichen Opium-Handel in China. Sein Beamter Lin Zexu soll 1600 Chinesen verhaftet, 70 000 Opium-Pfeifen vernichtet und in Kanton beim britischen Superintendenten für den Handel, Charles Elliot, 22 000 Kisten (über 1000 Tonnen) Opium beschlagnahmt haben lassen, das dann verbrannt wurde. Darauf entsandte die britische Regierung einen Flottenverband mit 16 Kriegsschiffen (540 Kanonen und 4000 Soldaten), um China zu zwingen, seine Märkte für den »freien Handel« zu
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