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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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Kapitel Dreiunddreißig
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    Ein Donnerschlag ließ mich zum Himmel hochblicken. Ich erwartete Sturmwolken und zuckende Blitze, sah aber nur das Rosarot eines friedlichen Sonnenuntergangs. Als ich den Blick wieder senkte, stellte ich fest, dass der Riesenpropeller vor mir langsamer wurde.
    Mein Finger am Abzug erstarrte und ich blinzelte ungläubig. Vielleicht bildete ich mir den Effekt nur ein? Ich griff nach dem Headset, um Scott zu kontaktieren, doch in diesem Moment verschwand der Strömungssog schlagartig. Mein Fahrzeug bockte, als hätte ich mit voller Kraft auf die Bremse getreten. Ich wurde gegen die Windschutzscheibe geworfen und schlug mit der Stirn gegen das Plexiglas. Das Headset rutschte von der Konsole, landete im Wasser und versank. Inzwischen waren die Turbinen fast zum Stillstand gekommen. Die blitzenden Raubtierzähne verwandelten sich in ein Feld aus Riesengänseblümchen. Das Haifischgebiss wurde zu einem landenden Vogelschwarm voller flatternder Flügel.
    Ich war zu erleichtert, um mich um die Stirnwunde zu scheren, aus der mir Blut ins Auge tropfte. Automatisch wischte ich es mit dem Ärmel weg. Die Turbinen kamen elegant zum Stillstand. Die Bordwand des Schnellboots stieß gegen ein feucht glitzerndes Propellerblatt und prallte mit einem metallischen Geräusch davon ab.
    Vorsichtig steuerte ich mein Fahrzeug durch die eingefrorenen Maschinen, solange ich Gelegenheit dazu hatte. Der Motor erwachte röchelnd zum Leben und das Boot nahm Geschwindigkeit auf. Die Turbinen waren in dichten Reihen aufgestellt, sodass ich mich wie durch einen Tunnel bewegte. Ich hielt den Atem an, während ich zu beiden Seiten von Propellerblättern umgeben war, und lauschte auf jeden Hinweis, dass sie sich wieder in Bewegung setzten. Doch ich hörte nur das Grollen des Bootsmotors und das Schäumen der Bugwelle. Ich stand ganz still, als könnte ich sonst das schlafende Ungeheuer wecken. Mein Herzschlag dröhnte mir bis in die Ohren und übertönte sogar das Motorengeräusch.
    Als das Ende des Propellerfeldes in Sicht kam, hielt ich den Atem an. Ich glitt an der letzten Turbinenreihe vorbei und der Ozean empfing mich mit offenen Armen. Ich stieß die Luft aus, aber noch war ich nicht weit genug entfernt, um vor dem Sog geschützt zu sein. In der Ferne dümpelte eine Kette orangefarbener Bojen, die vermutlich sicheres Fahrwasser markierten. Als ich mit Vollgas darauf zusteuerte, begann der Motor plötzlich zu stottern. Ich hielt den Hebel stur weiter bis zum Anschlag gedrückt.
    »Komm schon«, murmelte ich und tätschelte das glatte Kunstleder der Konsole. »Lass mich jetzt nicht im Stich.« Der Motor gab ein Geräusch von sich, das wie ein röchelndes Husten klang. Dann gab er mit einem letzten Seufzer den Geist auf. Ich schaute über die Schulter auf das Propellerfeld. Alles wirkte unnatürlich still … wie die Stille vor dem Sturm. Jetzt erinnerten die Maschinen wieder an Raubtiere, allerdings im Betäubungsschlaf. Das einzige Geräusch weit und breit war mein hämmernder Herzschlag.
    Ich rannte ans hintere Ende des Bootes und riss die Abdeckung vom Motor. Er war voll Wasser gelaufen, das gurgelnd darin herumschwappte. Ich versuchte, ihn mit dem Zündschlüssel neu anzuwerfen, aber die Maschine gab nur ein klägliches Hüsteln von sich. Fluchend hämmerte ich mit den Fäusten auf das Steuerrad ein, als könnte ich das Boot mit Gewalt zum Anspringen bringen. Dann heulte eine Warnsirene los und schallte wie ein Nebelhorn über das Wasser. Ich fuhr erschrocken zusammen. Ein tiefes Seufzen erfüllte die Luft, als würde der Himmel gähnen. Ich schaute über die Schulter. Die Propeller begannen sich zu drehen. Wie zum Hohn tänzelten die Bojen in fast greifbarer Entfernung. Vielleicht hundert Meter, dann wäre ich in Sicherheit.
    Ich fluchte wieder und drehte erfolglos den Zündschlüssel im Schloss. Dann rannte ich zu Pat, aber der lag noch immer reglos und in tiefer Betäubung auf dem Deck. Ich starrte auf das Meer und fragte mich, wie lange ich es im kalten Wasser aushalten würde, wenn ich die Strecke schwamm und mich an einer Boje festhielt. Und dann fiel mir das Rettungsboot ein.
    Ich sprang auf und eilte zum Heck. Dort hing das kleine Dinghi immer noch wartend an der blauen Bordwand. In der Ferne wirbelten die Propeller mit wachsender Geschwindigkeit und begannen das Wasser aufzuschäumen. Mein Boot tänzelte auf den Wellen und trudelte rückwärts. Mir blieb keine Zeit zum Denken, nur zum

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