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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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Handeln.
    Nachdem ich das Dinghi ins Wasser gelassen hatte, rannte ich wieder zu Pat und zerrte an seinem Pulli, um ihn aufzurichten. Er rührte sich nicht, also packte ich ihn unter den Armen und schleifte ihn auf diese Weise bis zum Heck. Die Anstrengung war fast zu viel für mich. Als ich Pat auf die Reling bugsiert hatte, sprang ich in das Rettungsboot. Von dort aus zerrte ich an Pat, bis zuerst seine Beine über Bord hingen und dann sein ganzer Körper nachkam. Ich löste das Dinghi vom Schnellboot und konnte nur hoffen, dass der Außenbordmotor funktionieren würde. Als ich an der schwarzen Anlasserschnur riss, erklang zuerst bloß ein gurgelndes Geräusch. Ich fluchte, zog noch einmal, und wie zur Antwort begann der Motor bereitwillig zu tuckern. Hastig steuerte ich auf das offene Meer zu und betete, dass es noch nicht zu spät war. Das Dinghi kroch vorwärts und musste bereits kämpfen, um gegen den Sog der Turbinen anzukommen.
    »Mach schon«, rief ich. »Mach schon!« Ich starrte wie gebannt auf die Bojen, die ruhig in der Ferne dümpelten, als könnte ich sie mit purer Willenskraft näher holen. Sobald ich wenigstens sicher war, dass wir uns vorwärts und nicht rückwärts bewegten, erlaubte ich mir einen Blick über die Schulter und sah, wie das Schnellboot von der Strömung auf die Rotoren zu gezogen wurde.
    Danach starrte ich so lange geradeaus, bis wir uns jenseits der Bojen befanden. Erst als wir in Sicherheit waren, drehte ich mich um und verfolgte das Schicksal des blauen Schnellboots. Die Turbinen zogen es immer näher, bis es zwischen die Propellerflügeln geriet. Mit einem metallischen Krachen wurde der Rumpf zerrissen, und das Boot explodierte. Holzplanken und Metallteile wirbelten durch die Luft. Doch damit nicht genug. Die Turbinen zerstückelten die Reste, hackten das Holz in kleine Splitter, kauten auf dem Metall herum und spuckten es wieder aus, bis nichts übrig war als winzige Trümmer. Ich starrte auf das Treibgut in den aufgewühlten Wellen und dachte, dass mich fast das gleiche Schicksal ereilt hätte. Die Maschine hätte meine Knochen zermahlen und mein Blut in das schäumende Wasser gespuckt.
    Ich steuerte das Dinghi nach Norden und hoffte nur, dass Scott trotz allem für Leuchtmarkierungen am Ufer gesorgt hatte. Das Meer war ruhig und ein kühler Wind aus Süden half uns beim Vorankommen. Ich hielt einen weiten Sicherheitsabstand zum Ufer, um nicht entdeckt zu werden. Im Westen versank die Sonne gerade am Horizont, und der Himmel schien zu meinen Ehren ein Freudenfeuer zu entzünden. Er strahlte in allen denkbaren Farben von Orange bis Pink. Das Dröhnen der Wellengeneratoren hallte mir aus der Ferne nach. Es klang wie das Brüllen eines hungrigen Raubtieres, dem die Beute knapp entkommen war.

Kapitel Vierunddreißig
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    Wir glitten in der Dunkelheit über das Wasser. Das Rettungsboot hatte keine Beleuchtung und auch sonst keine Ausrüstung, sodass ich mich zum Navigieren nur an den Lichtern entlang der Küste orientieren konnte. Alle paar Meilen tauchten Leuchttürme auf. Wenn wir daran vorbeifuhren, schaute ich auf die wandernden Scheinwerferstrahlen und zählte, bis sie wieder am selben Punkt ankamen. Manche der Leuchtfeuer brauchten zwölf Sekunden, andere achtzehn oder zehn. Es war wie eine Morsesprache, ein geheimer Code, den nur das Meer verstand. Alles war ganz still. Ab und zu schwebte hoch oben ein Flugzeug über mich hinweg und verlor sich im Sternenhimmel. Ich fühlte mich abgeschnitten von der Welt, trieb ohne Verbindung im Nichts. Eine große Ruhe überkam mich, und zum ersten Mal an diesem Tag hatte ich Zeit, mich zu entspannen und nachzudenken.
    Währenddessen hielt ich weiter nach den roten Signallichtern Ausschau. Ich konnte niemanden kontaktieren, denn mein Headset trieb irgendwo im Wasser und Pats war ebenfalls verschwunden. Wahrscheinlich hatte er es verloren, als ich ihn ins Rettungsboot geschleift hatte.
    In der Dunkelheit tauchten Bilder vor meinen Augen auf, die sich bei längerem Grübeln in eine Horrorfilmsequenz verwandelten: Was konnte in der Zwischenzeit alles mit Justin, Clare, Gabe und Scott passiert sein? Ich erinnerte mich an meinen Schock, als die Polizei so plötzlich aufgetaucht war. Jemand hatte uns denunziert. Aber Scott kam für mich nicht infrage. Im tiefsten Inneren wusste ich bereits, wer der Schuldige war, auch wenn mir bei dem Gedanken ganz schlecht wurde. Mein eigener Vater hatte mich verraten. Er wusste, dass wir planten, ins Center

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