Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Glück findet. Vielleicht kann man ein paar Leuten auf dem Weg dahin eine Freude machen, dann ist das ein zusätzlicher Bonus. Höhere Ansprüche habe ich nicht. Ich finde die Welt okay, wie sie ist. Zum Rebellenführer bin ich nicht geschaffen. Will ich auch gar nicht sein.«
Er legte die Beine hoch und ließ die Füße über den Bootsrand baumeln. Ich betrachtete sein Profil. Er sah völlig zufrieden aus.
»Das hier ist ein perfektes Ende für meine letzte Mission«, verkündete er. »Du musst verrückt sein, freiwillig mit so einem Leben weiterzumachen.«
»Besser als das Scheinleben, das alle anderen führen«, gab ich zurück, um ihn zu testen.
Er lächelte nur.
»Du musst nicht glauben, dass Justin mich mit seinen Parolen umkrempelt, Pat. Ich kann für mich selbst denken. Niemand muss mich erst überreden, so zu fühlen. Justin hat mir keine Gehirnwäsche verpasst.«
»Ich finde, unsere Welt ist gar nicht schlecht, Maddie«, sagte er. »Man lässt sich gegenseitig in Ruhe, es gibt kaum noch Gewalt und Verbrechen. Jeder tut, wozu er Lust hat. Vielleicht ist das schon das Beste, was man erreichen kann. Vielleicht erwartet ihr einfach zu viel.«
Ich schaute ihn ungläubig an. Wie konnte er so etwas sagen – ausgerechnet zu mir, nachdem ich sechs Monate durch die Hölle gegangen war? Er hatte heute doch mit eigenen Augen gesehen, dass Hunderte von Menschen gefoltert worden waren, nur weil sie die Wahl haben wollten, anders zu leben als der Mainstream. Menschen starben dafür, dass sie außerhalb der Computerwelt existieren konnten. Ich hatte das Gefühl, dass ich Pat überhaupt nicht mehr kannte. Vielleicht tat ich das wirklich nicht.
»Ich möchte nicht, dass mein Leben nur ›okay‹ ist«, sagte ich.
»Die Welt ist nun einmal, wie sie ist«, behauptete er.
»Sie ist, was wir aus ihr machen«, gab ich zurück.
»Willst du wirklich so weitermachen? Ständig auf der Flucht vor der Polizei? Mit einem Bein im Gefängnis oder haarscharf am Selbstmord vorbei? Ich weiß, dass Justin ein krankes Vergnügen daran hat, weil er ein Adrenalin-Junkie ist. Aber ich halte es für verschwendete Lebenszeit.« Er sah mir in die Augen. »Du kannst jederzeit damit aufhören, weißt du?«
Ich nickte. »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Glaub mir, ich lasse mich in nichts reinziehen, was ich nicht will. Dafür bin ich nicht der Typ. Und ich bin dankbar für alles, was du bisher für mich getan hast. Aber du hast uns im Stich gelassen. Du wolltest Justin verraten. So etwas tut man einfach nicht, selbst wenn man in Panik ist. Denn verspieltes Vertrauen kann man nie wieder zurückgewinnen. Das habe ich selbst schmerzhaft erfahren müssen. Justin würde sich jederzeit für dich umbringen lassen, und du warst bereit, ihn an die Polizei auszuliefern. Und dann wirfst du ihm vor, nur an sich selbst zu denken. Ich bin bereit zu vergessen, was du auf dem Pier gesagt hast, weil du sowieso aus der Gruppe aussteigst und weil ich dir glaube, dass du vor Angst nicht klar denken konntest. Ich werde kein Wort zu Justin sagen, weil dir die Sache anscheinend leid tut. Aber – «, ich musterte ihn kühl, » … wenn er jemals verpfiffen wird oder ihm sonst etwas passiert, bist du der erste Verdächtige, auf den ich die Jagd eröffne.«
Er nickte. »Ich halte mich raus, Maddie. Versprochen.« Er tauchte die Hände ins Wasser und wusch sie in einer symbolischen Geste rein. »Ich lasse die Finger von der Politik. Du darfst den ganzen Schlamassel gerne für dich allein haben.«
Ich lehnte mich erleichtert zurück. »Übrigens brauchst du mich nicht zu warnen, dass Justin gefährlich ist. Das weiß ich sehr gut. Genau deshalb mag ich ihn ja.«
Er nickte. »Schon klar. Die vergangenen Stunden haben mich echt überzeugt, dass ihr beide das perfekte Paar seid.«
Ich seufzte und schaute auf das Wasser hinaus. Da entdeckte ich einen schwachen roten Lichtschein in der Ferne. Aufgeregt zeigte ich Pat, wo die Signalleuchten warteten, und steuerte das Rettungsboot darauf zu. Als wir näherkamen, sahen wir ein großes Feuer am Ufer. Schwarze Silhouetten bewegten sich davor und erzeugten ein Muster aus Schatten und Licht. Der schimmernde Mond tauchte den feuchten Strandsand in Silber. Als unser Dinghi nahe genug kam, um von den Signalleuchten beschienen zu werden, wandten ein paar Leute die Köpfe. Dann rannten plötzlich alle auf uns zu, und eine Mädchenstimme kreischte aufgeregt meinen Namen. Clares Freudengeschrei war ansteckend, sodass wir von einer
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