Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
Vom Netzwerk:
sagte er mit einem Grinsen.
    »Danke?«, meinte ich.
    »Deshalb musste ich dringend mit dir sprechen. Weil ich einfach nicht weiß, wie man so etwas macht. Wie benimmt man sich als fester Freund?«, fragte er selbstironisch.
    Dabei verzog er keine Miene, sondern schaute mich nur an. Mein Magen machte einen Hüpfer bei dem Ausdruck »fester Freund«. Es klang seltsam aus seinem Mund, weil ich selbst diese Flirtphase irgendwie übersprungen hatte. Für mich war längst klar, dass ich bis in alle Ewigkeit mit ihm zusammen sein wollte. Aber dieses kleine Detail behielt ich lieber für mich. Sonst bekam er wahrscheinlich einen Herzinfarkt. Bei Justin musste ich behutsam vorgehen. Er tat immer so, als sei er stark wie ein Fels, aber wenn es um Gefühle geht, sind wir schließlich alle aus Glas.
    »Na ja, die erste Regel bei einer Beziehung lautet, dass man sich ab und zu meldet . Du weißt schon: anrufen, simsen, mailen …«
    Justin dachte ernsthaft darüber nach. »Damit zeige ich, dass du mir wichtig bist? Indem ich dich in bestimmten Abständen kontakte?« Ich nickte, und er wollte wissen, wie oft. »Einmal in der Woche? Zweimal?«
    »Hast du denn nie eine Seifenoper gesehen?«, fragte ich. »Oder einen Film? Dann würdest du nämlich wissen, wie wichtig Kontakt ist. Menschen wollen miteinander reden. Sie wollen eine Bestätigung haben, dass der andere an sie denkt. Dass er Gefühle für sie hat. Dass er sie nicht einfach vergessen hat, weil er zum Beispiel zu sehr damit beschäftigt ist, die Digital School zu bekämpfen.«
    Justin blieb stehen. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Backsteinwand und starrte zu Boden.
    »Ich weiß, dass dein Job im Moment an erster Stelle kommt«, sagte ich. »Aber eine Beziehung funktioniert nicht von alleine. Dafür muss man sich ein bisschen Mühe geben. Zumindest, wenn man will, dass sie hält«, fügte ich hinzu.
    Er nickte nachdenklich, während er meine Worte in sich aufnahm, als sei ich ein heiliges Orakel und hätte ihn gerade in die tiefsten Geheimnisse der weiblichen Seele eingeweiht. Ich selbst fand das alles ziemlich offensichtlich.
    »Hm«, sagte Justin. »Also so funktioniert eine gesunde Beziehung. Zumindest in Seifenopern.«
    Ich lächelte. »Netter Versuch, aber ich werde nicht mit dir darüber diskutieren. Die Sache ist ganz einfach: Wenn ich dir etwas bedeute, dann meldest du dich ab und zu. Weil du nämlich wissen willst, wie es mir geht. So funktioniert zwischenmenschlicher Kontakt.«
    Justin war fasziniert. Er schaute mich mit großen Augen an, als sei das alles wirklich neu für ihn. Ich dachte genauer darüber nach. Justin hatte keine engen Freunde. Er hatte keine Dates. Er wusste nicht, wie man Menschen nahe kam, nur wie man sich von ihnen abschottete. So ging er mit Beziehungen um. Seine Eltern hatten ihn in dem Glauben aufwachsen lassen, es sei normal, alle Menschen auf Abstand zu halten.
    Er wiederholte langsam meinen letzten Satz und murmelte: »So funktioniert das.«
    Ich starrte nach oben in den sternenlosen Himmel. Justin war meine Inspiration und brachte mich dazu, jeden Tag nach echter Freundschaft zu suchen. Aber wenn es um Liebe und Partnerschaft ging, kam es mir vor, als müsste ich ihn bei der Hand nehmen und ihm jeden Schritt einzeln beibringen. Er war wie ein Kind, das gerade erst laufen lernt.
    »Was meinst du denn, wie eine Beziehung funktioniert?«, fragte ich und war gespannt auf seine Sicht der Dinge. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen. Wir begannen wieder, nebeneinander herzugehen.
    »Gar nicht«, sagte er. Dann fügte er weniger selbstsicher hinzu: »Oder doch?« Er schaute stur geradeaus und der erste nagende Zweifel rieselte mein Rückgrad hinunter.
    »Wenn du nicht an Beziehungen glaubst, was tust du dann hier?«, fragte ich mit belegter Stimme. Der Wind zerrte an uns. Er war sommerwarm, aber trotzdem bekam ich an den Armen eine Gänsehaut.
    »Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast, bevor du nach L.A. gezogen bist. Du hast gesagt, dass du mich liebst.«
    Mein Puls begann zu rasen. Dabei war es mir nicht peinlich, an diesen Moment erinnert zu werden. Ganz im Gegenteil, ich war stolz auf mich, weil ich den Mut gehabt hatte, meine Gefühle auszusprechen. »Stimmt, ich liebe dich.«
    Er schaute mich eher verwirrt als glücklich an. »Ich war beeindruckt. Das muss dich echt Nerven gekostet haben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, es war eine Erleichterung. Ich fand es viel schwerer, meine Gefühle für mich zu

Weitere Kostenlose Bücher