Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
hat er über nichts anderes geredet.«
Noah warf seiner Schwester einen mörderischen Blick zu. »Äh …«
»Wir haben extra dieses Shuttle gerufen und auf euch gewartet«, fügte Clare hinzu.
»Super! Da passen wir wirklich alle rein«, verkündete Christine und kletterte mit ihren Freundinnen an Bord. Pat begann zu protestieren, aber Clare schob ihn auf die Tür zu.
»Siehst du, jetzt musst du doch nicht auf deine Party verzichten«, sagte ich zu Pat. »Damit ist das Kriegsbeil begraben, stimmt’s?« Ich hob die Hand zu einem Peace-Zeichen.
»Mit dir rede ich nie wieder«, sagte Pat, grinste dabei aber so ansteckend, dass ich lachen musste.
Clare wollte hinter ihm einsteigen. »Das will ich auf keinen Fall verpassen.«
Ich ergriff ihren Arm, bevor sie im Shuttle verschwinden konnte. »Meinetwegen musste du nicht gehen«, sagte ich.
Sie setzte eine verschwörerische Miene auf. »Ich glaube, ihr beide braucht jetzt ein bisschen Zeit allein«, flüsterte sie und schaute über meine Schulter auf Justin. »Viel Spaß«, fügte sie hinzu und zwinkerte. Dann stieg sie ein und die Türen schlossen sich piepend hinter ihr. Das Shuttle sauste auf der Straße davon und ließ Justin und mich allein zurück. Aus der Ferne wehte Technomusik zu uns herüber. Eine knisternde Elektrizität machte sich zwischen uns breit. Als ich mich umdrehte, betrachtete Justin mich eindringlich.
Er nahm wieder meine Hand. »Lass uns ein Stück gehen«, sagte er. Die Straßen waren leer, nur ab und zu kam eine Bahn vorbei. Flackernde Werbeschilder zogen sich die Häuserwände entlang und umgaben uns von allen Seiten. Ihr buntes Lichtermeer machte die Straßenbeleuchtung eigentlich überflüssig. Ich vermisste Eden, wo alles so still und erreichbar war und meine Gedanken sich viel klarer anfühlten.
»Wie läuft es denn so bei dir?«, fragte Justin.
Auf solche Fragen erwartet man normalerweise eine Standardantwort: Prima, und bei dir? Bestens. Super. Null Problemo. Dann kann man sich anderen, bequemeren Themen zuwenden wie Filmen, Restaurants oder Computershows. Aber auf Justins Fragen hatte ich nie einfache Antworten. Unsere Gespräche entwickelten sich immer in unbequeme Richtungen, weil er mich durchschaute und mir nicht erlaubte, mich zu verstecken.
Am liebsten hätte ich behauptet, dass mein Leben perfekt war und ich mir keinen aufregenderen Ort vorstellen konnte als eine Riesenstadt mit zwanzig Millionen Menschen. Ich wollte die üblichen Lobeshymnen auf L.A. anstimmen, auf die glitzernde Metropole mit ihrer Starkstromatmosphäre, in der man vor Reizüberflutung ständig high war. Auf keinen Fall wollte ich ihn wissen lassen, wie sehr ich ihn vermisst hatte und dass ich immerzu sein Gesicht sah … bei unbekannten Passanten, bei Werbeszenen auf Wandschirmen und sogar bei den Schlierenmustern auf meinen Duschfliesen.
Er beobachtete mich und wartete auf eine Antwort, als würde er dabei zusehen, wie die Gedanken in meinem Kopf rumorten, sich verknoteten und zerfaserten.
»Du hast mal gesagt, dass es Zeitverschwendung ist, jemanden zu vermissen«, begann ich schließlich. »Okay, ich vermisse dich kein bisschen, und Eden erst recht nicht, und alles an meinem Leben ist so fantastisch, dass mich das Glück mit seiner Masse glatt erdrücken würde, wenn es denn eine Masse hätte.«
Ich schaute ihn an und lächelte.
»Du hast eine wirklich bizarre Art, ehrlich zu sein. Na gut, jetzt bin ich dran«, sagte er. »Ich habe dich vermisst.« Die Worte schienen ihm nur mit Anstrengung über die Lippen zu kommen. Ihm fiel es merkbar schwer, solche Gefühle zuzugeben … oder sie überhaupt zu fühlen. »Und ich weiß, was ich zu dir gesagt habe. Ich bin immer noch der Meinung, dass es Zeitverschwendung ist, aber in den letzten Wochen habe ich gelernt, dass man nichts dagegen machen kann.«
»Komm schon, so schlimm ist das auch wieder nicht«, neckte ich ihn. »Wir sprechen hier nicht von einer Krankheit. Du klingst, als hätte dein Immunsystem versagt und sich nicht genug dagegen gewehrt.«
»Ich muss mich halt erst daran gewöhnen«, sagte er. »Bisher habe ich nie jemanden vermisst. Das ist echt eine traumatische Erfahrung. Du hast ja keine Ahnung, wie viel Zeit mir durch die Lappen geht. Ich habe so oft an dich gedacht, dass es dir Angst machen würde, wenn du davon wüsstest.«
Ich schmunzelte, aber war vor allem erleichtert.
»Alles hat irgendwie mit dir zu tun. Du bist wie ein Schwarzes Loch. Das ist so verdammt irritierend «,
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