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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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bestimmten)
22:00
Lesen, zeichnen, schreiben, Musikclub oder Kino besuchen – was immer mich inspiriert und mir beim Einschlafen das Gefühl gibt, dass ich den Tag wirklich genutzt habe
    Ich sagte dem Computer, dass ich mit meinem Vorschlag fertig war. Ein kleines Eieruhrsymbol erschien und ich trommelte mit den Fingern auf mein Hosenbein, während ich wartete.
    Der Aftershave-Typ erschien wieder, doch auf seinen makellosen Gesichtszügen zeichnete sich Verwirrung ab, und seine Mundwinkel zeigten nach unten. »Es tut uns leid«, sagte er, »keiner deiner Vorschläge entspricht den Programmoptionen. Bitte, beginne wieder von vorne oder akzeptiere die folgende, leicht veränderte Version.«
    8:00
Chatwalk
9:00
Vitaminmahlzeit, virtueller Cafébesuch
10:00
DS -Unterricht mit Onlinefreunden
17:00
Computersport, Chats, Filme, virtuelle Zugfahrt, shoppen, Plastikpflanzen für den Garten kaufen
20:00
DS -Hausaufgaben
22:00
Bücher hören, Deckenschirm bemalen, Texte in den Flipscreen tippen, Musik, Filme, Unterhaltungsprogramme im Livestream – beim Einschlafen das Gefühl haben, dass man den Tag online genutzt hat
    Ich lehnte diese Fassung ab und klickte zum zweiten Teil des Programms weiter. Vielleicht würde ich damit mehr Glück haben.
    Hier begrüßte mich ein neuer Avatar, diesmal ein Mädchen in meinem Alter, dem die schwarzen Haare bis zur Taille fielen. Sie hatte sich rote Glitzersträhnen gefärbt und fuchtelte beim Reden mit den Händen herum. Ihr Neonnagellack in Regenbogenfarben machte mich ganz schwindelig.
    »Willkommen zum DCLA -Programm New Image «, sagte sie mit breitem Lächeln. »Mit den folgenden Schritten geben wir dir die Möglichkeit, genau das Leben zu führen, das du immer schon haben wolltest. Du wurdest hierhergeschickt, weil du Probleme mit deiner Identität hast und nicht weißt, wer du wirklich bist. Dabei können wir dir helfen!« Sie klang, als sei die Suche nach meinem wahren Ich und meiner Bestimmung im Leben nicht schwieriger, als meine Schuhgröße auszumessen.
    Das Mädchen warf sich die Haarmähne über die Schulter und wedelte mit der Hand. Daraufhin erschien erneut der Planet Erde und schwebte in großer Entfernung über ihrem ausgestreckten Arm.
    »Dieses Programm soll dir helfen, dich wieder an die wirkliche Welt zu gewöhnen«, sagte sie und zeigte auf die kleine blaugrüne Kugel. Das Bild wurde langsam herangezoomt, bis die Kontinente zu erkennen waren, dann die Vereinigten Staaten, eine Stadt, ein Haus und zuletzt ein weiblicher Teenager vor einem Wandschirm.
    »Wer bist du? Womit beschäftigst du dich gerne? Was sind deine wichtigsten Charaktereigenschaften? Wie sollen andere Menschen dich sehen?« Das Mädchen faltete die Hände hinter dem Rücken und schaute mich an. »Mit dem folgenden Vier-Punkte-Programm wird es dir leichtfallen, dich selbst zu entdecken. Wenn du bereit dazu bist, musst du nur das Wort Start sagen!«
    Eine weitere Überschrift erschien auf dem Bildschirm:
    SCHRITT   1. ERFINDE DICH NEU!
    »Start«, sagte ich.
    »Zu Beginn musst du einen Fragebogen ausfüllen«, erklärte das Mädchen. »Deine Antworten werden in unsere Kontaktdatenbank eingespeist, sodass wir dir passende Freunde für die Zukunft vorschlagen können.«
    Ihre sanften Rehaugen blickten mich an, als könnte sie mich wirklich sehen. »Das ist deine Chance zu glänzen. Wer möchtest du sein? Schließ die Augen und visualisiere dein ideales Ich. Bist du eher Beauty Queen oder Nerd, eher Yuppie oder Öko? Finde Schritt für Schritt zu deiner wahren Gestalt, werde die Architektin deines eigenen Schicksals. Entwerfe ein Bild deiner selbst und verschmelze damit.«
    »Das war eine sehr berührende Ansprache«, sagte ich.
    Ich las mir den Fragebogen durch. Er bestand aus neunundzwanzig Punkten. Ungläubig starrte ich das Dokument an. Das war alles? Neunundzwanzig Punkte sollten genügen, um mich zu definieren? Vermutlich hätte das nicht einmal ausgereicht, um diesen Raum zu beschreiben. Wie wollte das Center damit die Vielschichtigkeit einer Person erfassen? Oder vielleicht waren die Menschen inzwischen gar nicht mehr so vielschichtig. Vielleicht füllte die Technik uns dermaßen aus, dass ansonsten nur noch Leere übrig blieb.
    Ich beantwortete die Fragen im Schnelltempo und sandte die Liste ab.
    »Gut«, sagte das Mädchen. »Gehe jetzt zum Dokument Mein Online-Ich und beantworte zehn Profilfragen. Nur noch ein paar Minuten, dann bist du fertig. Übrigens kannst du jederzeit zurückklicken

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