Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
Hydriten in die Kuppel. Während Syram’ur zu der Maschine eilte, warf sich Try’kon auf Jenny und riss sie zu Boden. Er bleckte die spitzen Zähne und ballte die Hand zur Faust. Zwischen Handgelenk und Unterarm schob sich ein Stachel aus der Haut. Mit kaltem Schweiß auf der Stirn sah Jenny, wie aus der Spitze eine gelbliche Flüssigkeit tropfte.
Noch während Try’kon ihr den Stachel in den Arm jagte, ließen die Bodenvibrationen nach. Oder lag das nur an der Lähmung, die Jennys Körper und Geist erfasste? Sie hörte noch, wie das Pfeifen abnahm und in einem schnorchelnden Geräusch endete, bevor ihr die Sinne schwanden.
Indischer Ozean, 1436 vor Christus
Tantris-Pflanzen begrenzten den Grund des Versammlungsplatzes. Wie in vielen hydritischen Städten gab es auch in dieser einen öffentlichen Ort. An ihm trafen sich die Hydriten, um zu reden, gemeinsam die leichte Gezeitenströmung zu genießen oder ihren Nachwuchs zusammenspielen zu lassen.
Gilam’esh ließ sich auf einer Bionetikliege nieder, die wie die Schale eines Hummers geformt war. Es gab insgesamt sieben davon am Schelfgrund auf dem Platz.
Über ihm krachte Horn auf Horn. Fünf Paare lieferten sich Trainingskämpfe. Eines von ihnen stellten Chal’fir und Sar’tus, die sich regelmäßig um diese Zeit zum Üben trafen.
Gilam’esh hob den Kopf. Seine Augen waren müde geworden. Er sah schlecht auf die Entfernung. Eben stieß Chal’fir mit einem Dreizack vor. Sie hatte den Part des wilden, unbeherrschten Mar’os-Jüngers übernommen. Sar’tus verteidigte sich mit einem Speer.
Blitzstäbe waren in dieser Zeit selten. Gilam’esh war sicher, dass auch damit der Gilam’esh-Bund zu tun hatte. Eine Organisation, die sich zwar nach ihm benannt hatte, aber nicht in seinem Sinn handelte. Sie wussten ja nicht einmal, dass er lebte.
Der Bund gehört zu den erbittertsten Feinden der freien Hydriten , dachte Gilam’esh. Ich wüsste zu gern, ob er Kar’oste unterstützt hat. Allein hätte er niemals diese Kraken züchten können. Und wer außer dem Bund wäre so skrupellos gewesen, einem Mar’os-Jünger zu helfen? Sie machen Geschäfte mit den Fischfressern.
Gilam’esh war überzeugt davon, dass dem Bund Ei’don ein Dorn im Auge war.
Vor ihm wirbelte Chal’fir durch das Wasser. Sonnenstrahlen brachen sich auf ihrem Scheitelkamm, ihre Rüstung schimmerte, illuminiert von der Helligkeit. Sie griff erneut an und zwang Sar’tus, auszuweichen. Ihr Dreizack zerteilte das Wasser.
Wärme durchströmte Gilam’esh. Chal’fir war ihm wie eine Tochter.
„Hier bist du also“, klang Quart’ols Stimme neben ihm auf. Er ließ sich zu ihm auf den Rand der Liege sinken und wies mit einem Kopfnicken auf Sar’tus und Chal’fir. „Sind das deine Schüler?“
Gilam’esh nickte. „Ich bin stolz auf sie. Auch wenn es mir lieber wäre, sie würden sich mit Wissenschaft befassen, nicht mit Kampf.“
Quart’ol breitete die Arme aus. „Es ist Krieg“, sagte er schlicht.
„Du hast ein Anliegen?“ Gilam’esh richtete sich auf der Liege auf und machte dem Freund mehr Platz.
„Ja.“ Quart’ol schwieg einen Augenblick. „Du weißt, ich wollte lange Zeit nicht nach dem Portal zurück zum Flächenräumer suchen. Wir leben jetzt in dieser Zeit und das Damals …“, Quart’ol suchte sichtlich nach Worten, „ist vergangen. Manchmal erinnere ich mich nicht mehr daran, wie Bel’ar überhaupt aussieht, so lange ist es her. Trotzdem möchte ich noch einen Versuch wagen. Mit dir zusammen.“
Gilam’esh horchte auf. „Du hast das Portal also gefunden?“
Quart’ol nickte. „Nach all den Jahren. Und ich habe auch schon versucht, hindurchzugehen. Es hat mich abgewiesen. Vielleicht deshalb, weil wir gemeinsam herkamen und auch nur so wieder gehen können.“
Gilam’esh sagte nichts dazu. Er wusste schon lange, dass es so war, aber er wollte nicht in seine Zeit zurück. Nicht nur, weil er fürchtete, in einer durch den Streiter zerstörten Welt herauszukommen. Im Grunde galt das, was Quart’ol gesagt hatte, auf ihn weit mehr als auf den Freund: Diese Zeit war seine Zeit geworden.
Über ihnen stieß Chal’fir ein lautes Klacken aus. Sar’tus hatte ihr mit der Übungswaffe einen heftigen Stoß gegen die Brust versetzt. Sie trudelte, ihre Arme und Beine schlugen unbeherrscht um sich. Endlich fing sie sich und setzte zu einem Gegenangriff an.
Gilam’esh senkte die Stimme. „Ich kann Ei’don in dieser schwierigen Phase nicht allein lassen. Er will
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