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Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod

Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod

Titel: Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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definitiv die besseren Geschmacksknospen. Dennoch bereitete das Essen ihm Vergnügen. Es lenkte ihn von den Problemen ab.
    Quart’ol saß neben ihm. Er war an diesem Abend als Gast geladen. Eben ließ er sich von Ho’tan einen Behälter mit spezieller Würzpaste reichen, die sich im Wasser nicht auflöste. Ho’tan und Zar’kir gehörten zu den Mitgliedern des innersten Kreises um Ei’don, die zuletzt zu ihnen gestoßen waren. Ei’don selbst hatte sie bekehrt und von der Fischfresserei abgebracht. Seitdem waren sie ihm treue Gefährten.
    Me’it stand auf. Die Hydritin war schmächtiger als Chal’fir, aber ebenso zäh. Die Wunde an ihrer Schulter heilte bereits. „Ich möchte meine Freude darüber ausdrücken, dass wir den Kampf gegen Kar’oste erfolgreich geschlagen haben! Außerdem will ich Euch, Meister Ei’don, gratulieren. Ich habe gehört, Ihr sollt der Herrscher der Meere werden! Auf Euch und die Zukunft! Möge eine lange Zeit des Friedens anbrechen!“
    Geklacke und Geschnalze. Die Anhänger Ei’dons stießen sich von ihren Sitzen ab. Ihre Scheitelkämme schillerten in allen Farben des Regenbogens. „Das war längst überfällig“, klackte die alte Jan’tir.
    Das geht nicht gut , dachte Gilam’esh. Ihre Enttäuschung wird grenzenlos sein. Er und Quart’ol saßen als Einzige noch. Gilam’esh blickte zu Ei’don hin, der sich langsam erhob. Er wartete, bis Stille einkehrte. „Ich werde mich nicht krönen lassen“, verkündete er dann.
    Mehrere Kiemenzüge war kein Laut mehr zu hören, dann brach ein Sturm los. Das Wasser geriet in Bewegung, die Schalen wackelten auf dem Tisch. Tiefsee-Ko’onen machten sich selbstständig und trieben nach oben.
    „Aber du musst Herrscher werden“, jammerte Qual’pur. Wie Gilam’esh gehörte er zu den engsten Vertrauten, die Ei’don unverbindlich ohne Ehrentitel ansprachen. „So wie du mein Leben gerettet hast, kannst du unzählige andere retten. Du bringst den Meeren den Frieden!“
    Ähnliche Rufe wurden laut. Es dauerte, bis das Wasser sich wieder beruhigte und die Stimmen leiser wurden.
    Ei’don schwamm ein Stück empor, ganz ein Bild von Gelassenheit und Anmut. „Ich weiß, dass ihr euch danach sehnt, mich auf einen Thron zu setzen. Aber ich werde das tun, was ich schon lange vorhabe: an Land gehen, unter die Menschen. Denn auch die sie brauchen den Frieden. In einer Gegend namens Indien werde ich wirken.“
    „Und was ist mit deinem Volk?“, fragte die greise Jan’tir ungewohnt heftig. „Willst du uns wirklich verlassen?“ Sie warf Gilam’esh einen Blick zu, als erhoffte sie von ihm Unterstützung.
    Plötzlich sahen alle auf Gilam’esh, selbst Quart’ol. Sie wussten, dass er Ei’dons Mentor war. Wenn der sich noch umstimmen ließ, dann nur von ihm. Sie erwarteten seine Rede.
    Gilam’esh stieß sich ab. In seiner Brust kämpften widersprüchliche Gefühle. Einerseits hatte er auf eine solche Gelegenheit gehofft, andererseits fürchtete er sich. Wenn er scheiterte, war es endgültig vorüber.
    Er schwamm bis auf Ei’dons Höhe. Seine Stimme schnalzte deutlich durch den Raum. „Hör auf deine Anhänger, Ei’don. Wir brauchen dich unter den Meeren. Als Herrscher.“
    Ei’dons Stimme blieb leise und freundlich. „Wenn ihr euch alle so sehr nach einem Herrscher sehnt, sollt ihr einen bekommen. Gilam’esh, mein treuer Freund. Ich gebe dir meinen Körper. Lass dich an meiner statt krönen. Wenn du einen Herrscher haben möchtest, dann sei du der Herrscher.“
    Neben Gilam’esh sog Quart’ol scharf das Wasser in die Kiemen. Es gurgelte in der Stille. So laut es zuvor gewesen war, so leise wurde es nun. Alle trieben wie erstarrt im Raum. Gilam’esh erschien der Moment beinahe komisch. Die Gesichter seiner Gefährten zeigten ihre Fassungslosigkeit. Qual’pur wollten die Augen aus dem Kopf quellen.
    Gilam’esh sah Quart’ol an und wusste, was der Freund dachte: Das darfst du nicht tun. Es ist nicht deine Welt. Du hast immer gesagt, wir dürfen kein Paradoxon auslösen. Und ich will, dass du mit mir kommst. Zum Portal.
    Die Stille hielt einige Augenblicke an. Dann brach das Chaos los. Laute Debatten begannen. Sar’tus übertönte die anderen: „Das ist Blasphemie! Betrug am eigenen Volk!“ Er fixierte Ei’don zornig. „Du kannst nicht einen anderen Herrscher sein lassen, Ei’don! Stell dich deiner Verantwortung!“
    „Ihr seid alle so verdammt egoistisch!“, klackte Chal’fir. „Wenn Ei’don gehen will, dann lasst ihn gehen! Es

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