Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
die Krönung nicht annehmen. Vielleicht kann ich ihn überzeugen, es doch zu tun.“
Quart’ol sah ihn eindringlich an. „Das ist nicht unsere Welt, Gilam’esh.“
Stimmte das? Inzwischen war ihm diese Welt weit vertrauter als die alte. Aber er wollte keine philosophischen Gespräche mit seinem Freund führen. „Wir wissen nicht einmal, ob die Zeitblase unsere neuen Körper überhaupt erkennt. Es sind nicht mehr die, mit denen wir einst herkamen.“
„Es ist den Versuch wert“, widersprach Quart’ol. Er wirkte enttäuscht, weil Gilam’esh nicht sofort Feuer und Flamme war, zusammen mit ihm diesen Weg zu nehmen.
„Und was erhoffst du dir davon? Die Vernichtung der Erde durch den Streiter zu sehen?“
„Und selbst wenn … Haben wir nicht lange genug gelebt? Ich bin bereit, das Risiko einzugehen. Aber ich hoffe darauf, dass Matt und die anderen einen Weg gefunden haben, den Untergang der Welt abzuwenden. Wir sollten es versuchen. Bist du dabei?“
Gilam’esh schwieg. Er wünschte, er hätte eine Antwort für den Freund gehabt. Aber er hatte keine.
Hydritenenklave En’jak, 3. Dezember 2527
„ Lasst mich los!“ Jenny Jensen stieß eines der Fischwesen von sich. Try’kons Serum hatte nicht lange gewirkt. Offenbar hatte sich der Hydrit in seinen Berechnungen, was den menschlichen Organismus anging, verschätzt. Jenny war erwacht, und der Zorn stieg in ihr auf wie ein heißer Wind. Wer gab diesen Fishmäcs das Recht, sie am Sterben zu hindern? Es war ihre Entscheidung!
Weitere Fischwesen drängten in den Raum. Binnen Sekunden hatte Try’kon sie mit zwei Helfern überwältigt. Jenny lag am Boden und die Hydriten hielten sie an Armen und Beinen fest. Syram’ur beugte sich über sie. Wie durch eine Nebelwand hörte sie seine Stimme. „Wir können nicht mit unserer Ethik vereinbaren, dass Sie sich und Ihren Gefährten umbringen.“
Sie setzten Jenny auf. „Und was wollt ihr tun?“, fragte sie trotzig. „Mich fesseln, damit ich es nicht wieder versuche?“ Ihr verschleierter Blick fiel auf Pieroo, den man in eine Hummerschale gelegt hatte. Auf seiner Körpermitte hingen in einer Reihe Schläuche, die an die Versorgungsmaschine angeschlossen waren.
„Ich werde Ihnen helfen“, sagte Syram’ur mit sanfter Stimme, die etwas in ihr zum Klingen brachte. „Ich bin … ein Quan’rill.“
Das Wort hallte in Jennys Kopf nach. Was haben die mit mir vor? , fragte sie sich.
Sie hatte jedwede Hoffnung verloren, war zu keiner Gegenwehr mehr fähig. Sollten sie doch machen, was sie wollten – sie würde schon einen Weg finden, zu gehen!
Syram’ur stellte sich hinter sie. Er begann ihre Schläfen zu massieren, langsam und gleichmäßig. Kurz darauf legte er eine seiner großen Schaufelhände auf ihren Kopf.
Jenny glaubte förmlich zu fühlen, wie Syram’ur sich konzentrierte. Sie bildete sich ein, unter ihrer Schädeldecke ein Knistern zu hören; so als hüpften tausend Funken über ihre Synapsen.
Eine Bilderflut rollte vor Jennys geistigem Auge vorbei. Pieroo, die EIBREX, Mutter , die Halle mit dem Schacht, Matt, Aruula … und immer wieder Ann! Die Bilder vermischten sich zu einem bizarren Kaleidoskop. Alltagsgegenstände verschmolzen mit Gesichtern. Wie das Gemälde eines Wahnsinnigen …
Syram’ur stieß leise klackende Geräusche aus.
Und mit den Lauten kam der Schmerz!
Jenny war, als bohre ihr jemand Nadeln in die Schläfen. Sie riss die Augen auf. Stakkatoartig ratterten die Bilder vorbei.
Plötzlich wurde alles ganz leicht! Eine unglaubliche Schwerelosigkeit packte Jenny.
Ich schwebe …
Ihr Blick wurde klarer. Die Hydriten standen um sie herum, einer von ihnen glotzte sie seltsam an. Er sah entstellt aus, an seiner linken Hand fehlten zwei Finger.
Jenny warf Pieroo einen Blick zu und lächelte. Alles wird gut, Geliebter.
„ Sie müssen sich keine Sorgen mehr machen …“
Keine Sorge …
„Die Dinge werden in Einklang kommen. Alles ist voller Leben, Jennifer! Erde, Wasser, sogar Steine! Alles ist eins!“
Da stimmt was nicht!
Als hätte man einen Knopf gedrückt, durchzuckte Jenny ein Alarmsignal. Irgendetwas störte sie, doch sie kam nicht darauf, was es war.
„Wir sind gleich soweit“, klackte Syram’ur.
Jetzt wusste sie, was sie gestört hatte: Sie verstand jedes Wort von dem, was Syram’ur auf Hydritisch sagte!
„Ich … kann Sie verstehen!“
Syram’ur trat um sie herum. Sein Scheitelkamm verfärbte sich. „Ja“, schnalzte er. „Jetzt können Sie
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