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Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Titel: Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Lebens ihm zu verdanken hatte. Seitdem er sie verstoßen hatte – zweimal verstoßen sogar! – ging es bergab.
    „Wenn er dein Feind ist, dann ist er auch meiner“, sagte Samugaar nebulös.
    „Du hast du ihn also nicht getötet, um an sein Fluggerät zu kommen?“ Der Gedanke daran, wenn es so wäre, erschreckte sie weit weniger als gedacht.
    „Nein“, antwortete Samugaar. „Drax hat einfach nicht gut genug aufgepasst auf sein Gefährt.“
    Auch das klang überraschend ehrlich. Trotzdem wollte sich Aruula nicht auf ihre reine Intuition verlassen. Sie konzentrierte sich, um seine Gedanken zu belauschen, und fand –
    - nichts. Jedenfalls nichts, was sie in Bilder und Emotionen fassen konnte. Die Gedankenwelt des Archivars unterschied sich so vollkommen von der anderer Menschen, dass sie nicht begreifbar war.
    Sie schwiegen eine Zeitlang. „Warum bist du hergekommen?“, fragte Aruula dann. „Doch nicht, um ‚Tuma sa feesa‘ zu sagen, Patric Pancis zu entführen und mich zu retten.“
    „Nein, natürlich nicht“, sagte Samugaar. „Ich bin hier, weil ich von einem Werkzeug erfahren habe, das Rulfan für Matt Drax aufbewahrt. Man nennt es ‚Magtron‘.“
    Aruula nickte. „Davon habe ich schon gehört. Ein unglaublich starker Magnet, richtig? Was willst du damit?“
    Samugaar senkte leicht den Kopf. „Um das zu verstehen, musst du wissen, dass ich ein Gestrandeter in dieser Zeit und Welt bin. Es gibt ein Tor zurück in meine Heimat, doch es ist im Moment unbegehbar. Das Magtron könnte es vermutlich öffnen. Darum kam ich her: Ich brauche dieses Werkzeug. Wirst du mir helfen, mein Ziel zu erreichen?“
    Aruulas Gedanken drehten sich schon seit geraumer Zeit im Kreis. Das Angebot, ein so mächtiges Wesen wie Samugaar zu begleiten und von seinen Kenntnissen zu lernen, war verlockend. Nun, da sie keine Königin mehr und heimatlos war, konnte dies den Neuanfang bedeuten, den sie brauchte.
    Andererseits würde sie ihre Freunde zurücklassen müssen: Rulfan, Juefaan und die anderen. Und sich mit einem Wesen verbünden, das Maddrax nicht freundlich gesinnt war …
    Aber was dachte sie denn da? Hatte sich Maddrax ihre Feindschaft denn nicht redlich verdient mit seinem Verrat, seinen haltlosen Vorwürfen, seiner Ungerechtigkeit ihr gegenüber? Verachtete er sie denn nicht auch, seit dem Unfall, bei dem seine Tochter Ann so tragisch ums Leben gekommen war? Hätte sie ihn nicht schon hassen sollen, als er ihren Sohn Daa’tan ermordete?
    Die Wut stieg in Aruula auf wie eine dunkle Wolke. Ein winziger Teil ihres Verstandes wunderte sich darüber, doch er ging in dem Brodeln unter, das ihre Gedanken erfasste.
    Samugaar erhob sich von seinem Hocker. „Ich gebe dir Bedenkzeit, bis die Sonne im Zenit steht“, sagte er. „Bis dahin erfülle ich mein Versprechen und lasse ihn“, er deutete auf Pancis, „nahe der Burg frei. Seine Starre sollte sich bald lösen, dann kann er dorthin zurückkehren.“ Er griff in seine Box und holte ein erbsengroßes Ding hervor, das er zwischen seinen langen dünnen Fingern drehte. „Und das hier gebe ich ihm als Abschiedsgeschenk mit …“

    Eine entsetzliche Stimmung herrschte in der Burg. So viele weinende Männer hatte Rulfan lange nicht gesehen. Er selbst hatte sich die ganze Nacht über an Myrials Schulter ausgeheult.
    Aruula tot – war es denn möglich? Es schien ihm noch immer unfassbar.
    Am Morgen hatte sich die gesamte Burgbelegschaft zu einer Trauerfeier in der Kapellenruine versammelt. Dort hatte man inzwischen auch die Beine der toten Barbarin mit Steinen bedeckt und aus dem Schuttberg ein Grab geformt. Sie auszugraben und ihren zerschmetterten Körper zu sehen hätte den Schmerz nur vergrößert. Sie alle wollten Aruula so in Erinnerung behalten, wie sie sie zum letzten Mal gesehen hatten, am Abend des gemeinsamen Essens.
    Man hatte das Grab mit den ersten Frühlingsblumen und frischem Grün bedeckt. Juefaan hatte Aruulas Schwert aus Holz nachgeschnitzt und über dem Pflanzengebinde in die Trümmer gesteckt, wo es wie ein Kreuz aufragte.
    Vor dieser denkwürdigen Komposition aus Steinen, Frühlingsblumen und Schwert hatte Rulfan aus Aruulas Leben erzählt. Jedenfalls das, was er darüber wusste: ihre Kindheit auf den Dreizehn Inseln, ihre Entführung als Sechsjährige und ihre Jugend in einer Horde der Wandernden Völker, bis sie Maddrax in seinem Feuervogel vom Himmel stürzen sah. Wie sie an Maddrax’ Seite durch Euree gezogen war, wie er selbst, Rulfan, sie

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