Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars
kennen und lieben gelernt hatte – in Coellen war es gewesen –, und wie sie bis nach Meeraka und an den Kratersee in Asien gekommen war.
Von ihrer Reise nach Australien erzählte er, von ihrem Sohn Daa’tan, von ihren Abenteuern in Afra und am eisigsten Ende der Welt. Auch dass er sie geliebt und begehrt hatte, verschwieg er nicht, und wie ihre Liebe zu Maddrax durch den Tod von dessen Tochter Ann ein jähes und unglückliches Ende gefunden hatte.
All das gehörte nun einmal zu Aruulas Leben, das Traurige genauso wie das Glückliche; all das zusammen hatte Aruula ausgemacht.
„Man muss lange suchen, um eine Frau zu finden, wie Aruula eine gewesen ist“, schloss er. „Mutig, ohne Falsch und mit einem starken Herzen. Ich verneige mich vor diesem viel zu früh geendeten Leben und schwöre, meine Freundin nie zu vergessen.“
Danach sprach Juefaan ein Gebet zu Wudan und zum Schluss spielten alle aus der Burg, die ein Instrument beherrschten, ein scootisches Abschiedslied.
Zwei Stunden war es her, dass sie aus der Kapellenruine und von der Toten zurückgekehrt waren. Seitdem hatte Rulfan niemanden in Canduly Castle ein Wort reden hören.
Am späten Vormittag riefen die Torwächter nach ihm. Patric Pancis stand vor dem Burggraben! Große Erleichterung herrschte in Canduly Castle. Rulfan lief zur sich senkenden Zugbrücke und holte ihn jenseits des Grabens ab. Patric wirkte erschöpft und verwirrt. So unsicher setzte er einen Fuß vor den anderen, als hätte er gerade erst laufen gelernt. Er zitterte am ganzen Körper, als würde er frieren. Kein Wunder: Er trug den Tarnanzug nicht mehr. Alle begrüßten ihn, ließen Patric aber auf Rulfans Gesten hin dann doch in Ruhe; jeder sah ja, wie mitgenommen er wirkte.
Rulfan wies die Küche an, ihm ein kräftiges Essen zu bereiten. Nur Basti, Sir Leonard und Damon Tsuyoshi gesellten sich zu ihnen. Die ganze Zeit blieben sie bei dem armen Patric, während der das Essen hinunterschlang, und auch später, als Rulfan ihn ins Badehaus führte und ihm half, in einen Zuber mit heißem Wasser zu steigen.
Patrics besorgniserregender Geisteszustand besserte sich nur ganz allmählich. Das heiße Bad immerhin regte seinen Kreislauf und seinen Geist ein wenig an.
Er habe Albträume gehabt, berichtete er, dass jemand in seinen Kopf und dann durch jede seiner Hirnwindungen gekrochen sei. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Angst ich ausgestanden habe, seit ich die Burg verließ …“ Wirklich erinnern konnte er sich an nichts, ab dem Moment, da ihn auf der Zugbrücke der Schuss aus der fremden Waffe getroffen hatte.
Er tauchte im warmen Wasser unter, stieß die Luft aus, tauchte prustend wieder auf. „Im Wald bin ich wieder zu mir gekommen, etwa fünf Kilometer von hier. Fragt mich nicht, wie ich es aus eigener Kraft hierher nach Canduly Castle geschafft habe.“
„Was wollte dieser Kerl von dir?“, fragte Basti.
„Der Gelbe?“ Patric zuckte mit den Schultern. „In meinem Hirn herumstöbern. Ich glaube, er suchte etwas. Ja, genau, jetzt fällt es mir wieder ein: Er suchte ein Ding, das er Magtron nannte. Aber davon hab ich noch nie gehört. Ihr etwa?“ Er blickte in die Runde und erntete Kopfschütteln.
„Fällt dir sonst noch etwas ein, Patric?“, fragte Rulfan; seine Stimme klang belegt.
Der Ex-Techno zog die Brauen zusammen. „Nein, nichts. Komisch – nur dieses eine Wort …“ Er straffte sich. „He, kann mir einer von euch vielleicht mal was Ordentliches zu trinken besorgen? Ein alter Uisge täte mir jetzt gut, glaub ich.“
„Ich hole dir ein Glas, selbstverständlich.“ Sir Leonard stand auf und eilte aus dem Badehaus. Wie alle hier war er heilfroh, dass Patrics Zustand sich doch langsam besserte.
Nur Rulfan hockte mit düsterer Miene neben dem Zuber. Hinter seiner Stirn wölkten noch düsterere Gedanken. Das Magtron! Plötzlich fröstelte auch er. Dieser bernsteingelbe Exot suchte das Superior Magtron, das Matt ihm anvertraut und das er in einem Grab mit der Inschrift „Magnus Tron“ versteckt hatte.
Je länger er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es ihm, dass der Supermagnet den fremdartigen Gelben hierher nach Scootland gelockt hatte. Aber Matt dem Wesen niemals aus freien Stücken davon erzählt, so viel war sicher. Also musste ihm etwas zugestoßen sein. Vielleicht war er gefoltert worden, um ihm das Geheimnis zu entreißen?
„Was ist los mit dir, Rulfan?“, fragte Damon Marshall Tsuyoshi.
Er schreckte auf.
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