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Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Titel: Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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wahrscheinlich, dass auch der Fremde auf das Grab aufmerksam geworden war. Er musste nach dem Supermagneten sehen – und ihn am besten gleich an einem anderen Ort verstecken.
    Er schaute noch einmal bei Myrial vorbei. Sie dachte sich nichts dabei, als er ankündigte, draußen allein spazieren zu gehen, zeigte Verständnis. Dann verließ Rulfan die Burg und machte sich auf den Weg zum Friedhof.
    Vorsichtshalber nahm er einen Umweg. Wieder und wieder schaute er sich um; er wollte ganz sicher gehen, dass niemand ihm folgte. Rulfan war entschlossen, das Geheimnis um das Magtron unter allen Umständen zu bewahren.
    Endlich auf dem Friedhof angekommen, konnte er sich kaum noch zwingen, langsam zu gehen. Am liebsten wäre er losgespurtet, um schnellstens zu dem falschen Grab zu gelangen. Schon während er sich der Stelle näherte, suchte er es mit Blicken. Als er dann davor stand, bestätigte sich der Eindruck, den er bereits aus der Ferne gewonnen hatte: Das Grab war völlig unversehrt! Niemand hatte hier gegraben. Erleichtert atmete Rulfan auf.
    Was nun? Sollte er das Magtron vielleicht doch an Ort und Stelle lassen? Hätte der Gelbe wirklich Verdacht geschöpft, wäre er bestimmt längst hier gewesen …
    Hinter ihm raschelte es. Rulfan wollte sich umdrehen – doch im gleichen Moment traf ihn etwas Hartes, Flaches an der Schläfe. Bewusstlos brach er zusammen.

    Blaues Licht. Es flirrte über seinen Lidern, drang durch sie hindurch. Sein Schädel schmerzte. Wenn er doch bloß die Augen öffnen könnte!
    Das blaue Licht verstärkte sich, wanderte zu seiner Stirn – er spürte seine Wärme, er spürte, wie es dort kribbelte, wo das blaue Licht seine Haut berührte. Wieder versuchte er die Augen aufzuschlagen, wieder vergeblich.
    Ihm war, als würde das blaue Licht in seinen Kopf eindringen. Rulfan wollte sich aufbäumen und bemerkte, dass feste Stricke seinen Körper einschnürten. Unter sich spürte er festgetretene Erde; befand er sich noch auf dem Friedhof?
    In seinem Kopf machten seine Gedanken sich selbstständig. An Myrial dachte er, an die tote Aruula, an Maddrax, an das Grab, an das Magtron …
    Das Magtron – seine Gedanken fixierten sich wie unter Zwang darauf. Eine Frage entstand in seinem Kopf, füllte ihn dröhnend aus:
    WO IST DER SCHLÜSSEL?
    Rulfan warf den Kopf hin und her, doch es nutzte ihm nichts. Die Stricke hielten ihn fest. Und seine Augenlider fühlten sich wie mit flüssigem Blei gefüllt an. Seine Gedanken schwirrten als riesiger Bilderschwarm unter seiner Schädeldecke.
    An – etwas – anderes – denken!, hämmerte er sich ein. Nicht – an – den – Schlüssel!
    Er stand am Fenster, setzte sein Binocular an die Augen und blickte über den Großen Fluss hinweg zur Stadt hinüber. Coellen brannte. Die Flammen schlugen aus allen Dächern, loderten aus den Türmen des Schwarzen Doms, leckten schon nach dem leuchtenden Kristall, der zwischen ihnen hing. Eine Frau rief seinen Namen – „Rulfan!“ –, und sie schrie ihn auf eine Weise, dass er mit jeder Faser seines Leibes wusste, was die Stunde geschlagen hatte: vorbei.
    Er ließ das Binocular sinken, wandte sich vom Fenster ab und stieg weiter die steile Treppe hinauf. Stockwerk für Stockwerk. Sein Ziel: der höchste Raum der T-Feste. Alle seine Kämpfer wusste er dort oben. Sie warteten nicht auf ihn. Sie waren tot.
    Von fern hörte er wieder die Frauenstimme seinen Namen rufen: „Rulfan!“
    Seine Mutter, kein Zweifel.
    An einem Fenster blieb er erneut stehen, um nach ihr Ausschau zu halten. Er setzte sein Binocular an und blickte in ein von strahlend blauem Himmel überspanntes Bergpanorama: glitzernde Schneegipfel, sattgrüne Wiesenmatten, weidendes Fleckvieh, der Wasserfall eines Gebirgsflusses. Inmitten dieser idyllischen Landschaft stand ein langer breiter Tisch aus grünem Kunstglas. Acht Männer und Frauen saßen an ihm: das Octaviat von London.
    Rulfan kannte sie alle, die Octaviane, die in alten Zeiten die Bunkerstadt regiert hatten: Sir Jefferson, Valery Heath, Ibrahim Fahka, General Charles Draken Yoshiro, Lady Warrington und wie sie alle hießen. Doch als er jetzt durch sein Binocular zu ihnen spähte und ein Gesicht nach dem anderen ins Auge fasste, erkannte er sie nicht wieder: Nur Totenschädel sah er. Skelette saßen da unter der Kuppeldecke am Regierungstisch!
    Allein seine Mutter war noch am Leben unter all den Toten, seine schöne Mutter Canduly! Sie drehte sich nach ihm um, winkte und sagte: „Endlich, mein

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