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Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Titel: Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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sie. Statt die reglose Greisin abermals zu berühren, trat ihr Körper aus der Zelle.
    Im selben Moment öffnete sich die Außentür und zwei Hydriten betraten den Raum. Als sie sie sahen, zückte sie ihre Blitzstäbe und gingen in Angriffsposition.
    Ja!, dachte Xij. Feuert eure Blitze auf mich ab! Vielleicht würden die Hydriten, während sie bewusstlos war, realisieren, was geschehen war, und ihr helfen, den fremden Geist wieder loszuwerden.
    Doch ihre Hoffnung erfüllte sich nicht …
    Geschafft! Skorm’ak bewegte Arme und Beine des neuen Körpers. Der war schmal, recht leicht und ein wenig zerbrechlich, doch er schien gesund zu sein. Ich bin frei! Nach dem Attentat hatten sie ihn, Skorm’ak, den Obersten des Gilam’esh-Bundes, in die geistlose Hülle einer greisen Hydritin gesperrt. Die war er los. Jetzt galt es, auch noch aus Hykton zu entkommen.
    Er trat aus der Zelle, als zwei hydritischen Wächter in den Zellentrakt kamen. Natürlich glaubten sie, der Oberflächenkriecherin gegenüberzustehen. Sie zückten ihre Waffen.
    Skorm’ak hob schnell beide Arme. „Nicht schießen!“, rief er und bediente sich wie selbstverständlich der Hydritensprache. Erst im nächsten Moment fiel ihm ein, dass die Menschenfrau der Sprache gar nicht mächtig sein konnte. Glücklicherweise schien es den beiden Wachen nicht aufzufallen. „Ich … ich kam während des Stromausfalls aus meiner Zelle“, fuhr er fort. „Ich wollte nicht fliehen, ganz bestimmt nicht!“ In seinem neuen Körper ging er auf die Wächter zu. Je früher er sie aufhielt, desto größer die Chance, dass sie keine Notiz von der nun toten Greisin nahmen. „Verzeiht mir.“
    „Komm mit uns!“, fuhr ihn einer der beiden unfreundlich an. „Der HydRat wartet auf dich und deinen Gefährten!“
    Der HydRat wartete? Unter dem Vorsitz von No’ris womöglich? Skorm’ak konnte sein Glück kaum fassen.
    Sie führten ihn aus dem Raum, durch den Gang und zu einer Duschkuhle. Dort hinein stießen sie den Körper der Menschenfrau. Ein Handtuch und ein Tauchanzug hingen an einem Gestell.
    „Reinige dich“, herrschte einer der Wächter ihn an. „Und dann steig in den Tauchanzug, damit du vor dem Tribunal erscheinen kannst.“
    „Tut mir nicht weh, bitte!“ Skorm’ak hob flehend die fremdartigen Hände. „Ich will auch alles tun, was ihr sagt …“
    Dann machte er sich daran, den fremden, äußerst hässlichen Menschenkörper zu entblößen und ihn notdürftig zu reinigen. Aber für die Rache, die er bald würde nehmen können, war dies ein geringer Preis.

    Das Mondshuttle schwebte etwas mehr als dreihundert Meter hoch über dem kuppelartigen, ehemals weißen Gebäude, das die Hominiden „Capitol“ nannten. An der Unruhe und dem militärischen Aufmarsch unten am Boden las der Archivar ab, dass er den Holo-Projektor mit genau der richtigen Imagination programmiert hatte. Sie verfehlte ihre Wirkung nicht.
    Mit seinen fremdartigen Sinnesorganen, die denen dieser Zeitepoche weit überlegen waren, beobachtete der Archivar die Armaturen und Monitore des Shuttles. Auf den Straßen und Plätzen rund um das Capitol hatte die Stadtregierung eine erstaunliche Menge an Panzern und Geschützen aufgefahren. Und auf den Straßen, Dächern und Balkonen im weiten Umkreis standen an die zweitausend Hominide. Vermutlich zitterten sie vor Angst und starrten sich die Augen aus den Schädeln.
    Der Archivar hatte nichts einzuwenden gegen die vielen Zuschauer; im Gegenteil. So wie er die Hominiden auf diesem Planeten einschätzte, würde deren Anwesenheit die militärische Führung sogar davon abhalten, ihre zerstörerischen Waffen einzusetzen. Dieser Mr. Black musste ja damit rechnen, dass die mächtigen außerirdischen Invasoren – Samugaar erlaubte sich ein verzerrtes Lächeln – zurückschossen und ein Blutbad unter seinen Zivilisten anrichteten.
    Bisher lief alles wie geplant und er konnte zufrieden sein; sehr zufrieden sogar. Nur Aruulas Statusmeldung war überfällig. Dabei müsste sie eigentlich ihr Ziel inzwischen erreicht haben.
    Er wartete, beobachtete die Bewegungen am Boden, und seine Ungeduld wuchs.
    Über das Funkmodul seines Exoskeletts ging ein paar Minuten später endlich die erwartete Meldung seiner Kampfgefährtin ein. Aruula hatte am vereinbarten Ort Stellung bezogen und meldete Angriffsbereitschaft.
    Der Archivar bestätigte, wartete ein paar Sekunden ab und legte sich die Worte zurecht, die er an die Regierung Waashtons zu richten gedachte.

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