Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht
Länger als eine Stunde würde sie bis dorthin nicht brauchen.
Sie brannte schon auf den nächsten Kampf. Und darauf, endlich Maddrax und seiner kleinen Schlampe gegenüberzustehen.
Der große Ratssaal war schon zur Hälfte gefüllt, als Matt zwischen seinen beiden Wächtern hineingebracht wurde. Wegen der Schwere seines Verbrechens hatte der HydRat die Öffentlichkeit von Hykton zur Verhandlung zugelassen.
Matt Drax’ Blicke flogen über die terrassenförmig im Halbrund übereinander angeordneten Zuschauerreihen. An die tausend Hydriten hatten sich bereits versammelt. Matt erschrak über die große Zahl; und er schämte sich. Fast glaubte er ihr Getuschel verstehen zu können: „Seht nur, da kommt er, der Massenmörder!“
Seine Wacheskorte schleppte ihn zu einem halbrunden Podest am Grund der Gerichtsarena und dort in eine sitzartige Vertiefung. Links von ihm ließ sich der Hydrit mit dem roten Scheitelflossenkamm nieder, rechts von ihm der ältere Hydrit mit den Silberschuppen. Die drei Sitzkuhlen neben diesem blieben leer. Vorerst jedenfalls.
Hinter dem Mann aus der Vergangenheit stiegen die halbrunden Sitzreihen der Zuschauer fast bis zur Kuppeldecke hinauf. Vor ihm, nur leicht erhöht und hinter einer sichelförmig gebogenen Tischreihe, saßen die Räte von Hykton. Der in der Mitte und in der besonders hochlehnigen Sitzkuhle thronende Hydrit musste wohl No’ris sein. Er hatte einen hoch aufgereckten und auffallend großen, tiefblauen Scheitelflossenkamm. Neun Hydriten in Schwarz standen vor ihm und dem Halbrundtisch des Tribunals, offenbar seine Leibwache. Jeder von ihnen trug einen langen Dreizack.
Das also war das Tribunal, das über Matts Zukunft entscheiden würde. Und über Xijs. Wo steckte sie eigentlich? Matt blickte sich um, entdeckte aber nirgends eine zweite Person im Tauchanzug.
Er fragte sich, ob auch Räte aus Rymaris zum Tribunal gehörten. Anhand der äußerlichen Merkmale war es unmöglich zu beurteilen, ob einige der Hydriten aus der Mittelmeerregion stammten. Es gab ja nicht einmal lokale Unterschiede in der Hydritensprache.
Von links schwammen drei Gestalten heran – und die Mittlere trug einen Tauchanzug. Xij! Sie und die beiden Wächter an ihrer Seite ließen sich rechts von Matt in den drei freien Sitzkuhlen nieder. Matthew empfand eine maßlose Erleichterung, seine Geliebte unverletzt zu sehen. Er versuchte einen Blick in ihr Gesicht zu erhaschen, doch sie beachtete ihn gar nicht. Seltsam. Was bezweckte sie damit?
Die Ränge füllten sich zusehends. Neben No’ris, dem Vorsitzenden, nahm nun auch das letzte Mitglied des Tribunals Platz. Schnattern, Klacken und Glucksen erfüllten den riesigen Kuppelsaal. No’ris’ Gestalt straffte sich. Matt sah, wie er streng nach allen Seiten blickte und Anstalten machte, die Verhandlung zu eröffnen.
Plötzlich fuhr Xij von ihrer Kuhle hoch und schwebte ein Stück über dem Podest für die Angeklagten. „Bevor die Verhandlung beginnt, habe ich dem HydRat etwas Wichtiges mitzuteilen!“, klackerte sie auf Hydritisch.
Bionetische Übertragungstechnik machte ihre Stimme außerhalb des Tauchanzugs hörbar. No’ris verlangte von ihr, sich wieder zu setzen und den offiziellen Beginn der Verhandlung abzuwarten. Ihre Wacheskorte zog sie zurück in die Kuhle, doch Xij gab keine Ruhe. „Ich habe vertrauliche Informationen über Matthew Drax, die maßgeblich zur Wahrheitsfindung beitragen können, verehrter Vorsitzender!“, rief sie.
Matt war völlig ratlos, was seine Gefährtin vorhatte. Was konnte sie dem Rat vortragen, um ihn zu entlasten? Ob Bel’ar dahintersteckte?
„Mit diesen Informationen erübrigt sich eine langwierige Sitzung“, fuhr Xij mit lauter Stimme fort, „und Ihr, verehrte Räte, werdet ein schnelles Urteil fällen können!“
Im riesigen Kuppelsaal breitete sich Unruhe aus. Jeder schien jetzt mit seinen Sitznachbarn zu palavern, und auch die Mitglieder des Tribunals steckten die Köpfe zusammen.
Matt musterte Xij von der Seite. Warum erwiderte sie seine Blicke nicht? Irgendetwas stimmte nicht mit seiner Gefährtin. Er hatte plötzlich ein ganz mieses Gefühl.
Am Tisch des Tribunals hatte man sich inzwischen geeinigt. No’ris winkte und forderte Xijs Wacheskorte auf, die Gefangene zu ihm zu bringen. Er beugte sich weit über den Tisch und blickte ihr entgegen. Matt hatte nicht die geringste Ahnung, was nun folgen würde.
Als sie kaum noch zwei Armlängen vom Vorsitzenden entfernt war, schnellte die zierliche Frau
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