Maddrax - Folge 367: Techno-Amazonen (German Edition)
sich auf Berghain stützte, beobachteten den Blutrausch, in dem sich der ganze Hass der letzten schlimmen Tage entlud, mit gemischten Gefühlen.
Aus der Dunkelheit flogen Pfeile heran. Eine Amazone brach mit zwei Geschossen im Gesicht röchelnd zusammen. „Berghain!“, befahl Anastaasa scharf. Durch die empathische Verbindung zu ihrem Tier wusste der Sebezaan sofort, was sie wollte. Fauchend rannte er die Stufen hinunter und über den Platz, wich Hindernissen trotz seines massigen Körpers elegant aus und verschwand in den Ruinen. Momente später mischte sich triumphierendes Brüllen mit einem grässlichen Todesschrei.
„Ich hoffe, das war der Letzte“, murmelte Anastaasa. Gleich darauf war sie von blutverschmierten Amazonen umringt, die ihr schreckliche Trophäen entgegenstreckten und sie mit immer noch fanatischen Blicken hochleben ließen. „Du bist die Größte und Mächtigste“, rief eine. „Sei du unsere Königin.“
„Kö-ni-gin, Kö-ni-gin“, begannen die anderen rhythmisch zu skandieren. Auch Juule fiel mit ein.
„Hört auf, sofort!“, befahl die Techno erregt. „Ich will das nicht hören!“ Doch die Frauen beruhigten sich nur mühsam wieder.
Anastaasa betrachtete nachdenklich den Platz, den sie fast komplett mit stromführenden Supraleiter-Platten hatte auskleiden lassen. Die hatte sie schon vor Jahren in einem ehemaligen Baumarkt gefunden und beiseiteschaffen lassen. Es hatte lediglich zweier angeblich konspirativer Treffen bedurft, um den Feind herzulocken. Er hatte geglaubt, den Amazonen hier einen empfindlichen Schlag versetzen zu können – und war direkt in die Stromfalle getappt.
Zwei weitere Amazonen erschienen auf dem Gendarmenmarkt. Eine davon war Pipaa. Sie begrüßte Anastaasa respektvoll mit dem doppelten Wangenkuss. „Ich muss mit dir reden, Anastaasa, sofort. Es ist wichtig.“
Bald darauf saßen die beiden Frauen in einer ehemaligen Theaterlounge. „Was gibt es, Pipaa?“
„Schlechte Nachrichten, fürchte ich. Ich bin sofort gekommen, als ich es erfahren habe.“ Pipaa lächelte humorlos. „Wüsste das die Königin, sie würde mich umgehend töten lassen.“
„Ich weiß deine Loyalität zu schätzen.“ Anastaasa war froh, überall Verbündete auch in wichtigen Positionen zu haben. Pipaa allerdings war es nicht ganz freiwillig. Anastaasa hatte sie erst mit ihrem Lieblingsspielzeug überzeugen müssen. Das war ihr nachhaltig gelungen.
„Hildegaad hat heimlich mit Dönyö verhandelt.“
„Waaas?“ Anastaasa fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. „Das glaube ich nicht!“
Pipaa atmete tief durch. „Es ist leider wahr. Ich habe unter Einsatz meines Lebens gelauscht. Hildegaad hat zwei hohe Parlamentäre Dönyös empfangen. Der macht ihr folgendes Angebot: Dönyö sieht von allen Angriffen ab und überlässt Hildegaad sogar die weitere Herrschaft über Beelinn, wenn sie dich und all deine Teknikk ausliefert.“
Anastaasa setzte sich wieder. Sie schluckte schwer. „Und?“, fragt sie heiser. „Wie hat sie geantwortet?“
„Sie wollte einen Tag Bedenkzeit haben. Der wurde ihr gewährt.“
Anastaasa biss auf ihrer Unterlippe herum. Durch den Brandbombenanschlag auf Dönyös Heerlager von der Stahltaube aus, durch die Stromfalle hier und drei, vier weitere kleine Aktionen hatten sie sich sicher Respekt bei dem Heerführer verschafft. Über den Daumen gepeilt hatte er bereits zweihundert Soldaten verloren.
Aber die Lage der Verteidiger verschlechterte sich trotzdem täglich. Die Fremden gingen bereits dazu über, ihre Kampftaktik zu ändern und wie Guerillas in kleinen Gruppen zuzuschlagen und wieder abzutauchen. Im direkten Kampf Frau gegen Mann waren die Fremden meistens überlegen. So hatten auch die Verteidiger der Stadt schon über hundert Totalverluste und rund fünfzig Verwundete zu beklagen.
Der innere Zirkel Beelinns, die Heimat der Amazonen, würde irgendwann fallen. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Trotzdem schien es Dönyö nicht schnell genug zu gehen. Er musste unter Druck stehen, denn anders war dieses Angebot an Hildegaad nicht zu erklären.
„Was ist mit den Menen und dem großkotzigen Ede?“
Pipaa spuckte aus. „Diese Feiglinge laufen in Scharen zu den Fremden über, weil Dönyö für diesen Fall Gnade und die Schonung ihrer Weiber versprochen hat. Ede ist zwar tapfer und kämpft noch immer an unserer Seite, das muss ich zu seiner Ehrenrettung sagen, aber er kann die Desertion seiner Menen nicht stoppen. Dönyö macht das sehr
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