Made in Germany
getroffen!”
Bei der anschließenden Schlägerei war das ganze Dorf beteiligt. Man spricht dort heute noch davon. Und auch diese Geschichte trug dazu bei, dass ich heute ohne Haustiere lebe.
KAPITEL 6
Autos
Deutschland hat viele Besonderheiten, auf die man im Ausland zu Recht mit Bewunderung und Neid blickt: das leckere Brot zum Beispiel, den herrlichen Schwarzwald, den unglaublichen Dusel bei Fußballturnieren ...
Und trotzdem: Bevor Lena 2010 den „European Song Contest” gewann, waren die Deutschen nur auf eines so richtig stolz: auf ihre Autos. Wahre Deutsche interessieren sich nicht für Haus, Boot, Pferde und Pferdepflegerinnen, die knallen andere Bilder auf den Tisch:
„Mein Auto, mein Auto, mein Auto, mein Auto, mein Auto!”
Am besten ein ganzes Autoquartett! Wer es geschafft hat, zeigt das mit seinem Auto. Ein Porsche vor der Tür soll symbolisieren: Ich habe Stil! Ich habe Erfolg! Ich habe Macht!
Tatsächlich symbolisiert er allerdings meistens etwas anderes: Ich habe zwar Stil! Aber ich habe auch Probleme! Ich habe nämlich Leasingraten von 900 Euro im Monat!
Das Auto ist das goldene Kalb der Deutschen. Selbst in den sozialen Brennpunkten, wo siebenköpfige Familien in Einzimmerwohnungen leben müssen und die Arbeitslosenquote höher ist als der Plastikanteil im Körper von Daniela Katzenberger, stehen nur teure Wagen auf der Straße. Mein Vorschlag wäre, den Audi A4 in „Audi Hartz IV” umzubenennen, denn drunter tut es selbst ein Langzeitarbeitsloser nicht.
Das Auto ist eine deutsche Erfindung. Ein deutsches Markenauto hat immer noch einen hervorragenden Ruf. Und auch wenn die Teile aus Belgien, Schweden, China, Indonesien, Polen und Taiwan oder sonst wo herkommen, so hat das deutsche Markenauto immer noch etwas weltweit Einzigartiges: Es ist viel, viel zu teuer!
FACT BOX
1885 baute Carl Benz das erste benzinbetriebene Auto, ein dreirädriges Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und elektrischer Zündung mit 0,8 PS (0,6 kW) und 18 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Die Türken konnten mit diesem Fahrzeug damals allerdings wenig anfangen, denn es hatte noch keinen Rückspiegel, an den sie ihre Glücksbringer, Duftbäumchen und Miniatur-Boxhandschuhe hängen konnten.
Pött ... Pött ... Pött ... Pött ...
Trotzdem lieben die Menschen deutsche Autos. Auch im Ausland steht man auf VW, BMW oder Mercedes. Darauf können wir zu Recht stolz sein. Aber das ist noch lange kein Grund, durch Zürich zu laufen, an den Ampeln an jeden Mercedes zu klopfen und den Fahrer zu fragen: „Wer hat’s erfunden? Die Deutschen!”
Vielleicht liegt es tatsächlich am Erfinderstolz, dass die Deutschen dermaßen vernarrt in ihre Kraftfahrzeuge sind.
Michael Schumacher wäre niemals ein solcher Volksheld geworden, wenn er siebenfacher Weltmeister im Eselreiten gewesen wäre. Aber er ist Auto gefahren. Darum haben die Deutschen ihn heiliggesprochen. Dass er die meisten Titel in einem italienischen Auto gewann, ist den Deutschen egal.
Andere Länder bauen auch schöne Autos. Und trotzdem gehen sie mit dem Thema lässiger um als die Deutschen. Die Italiener zum Beispiel bauen wunderschöne Fahrzeuge: Ferrari, Maserati, Alfa Romeo. Aber auf der Straße fahren die meisten das zweithässlichste
Auto aller Zeiten: den Fiat Panda. Ein Auto, das aussieht wie die Originalverpackung einer Waschmaschine.
Das hässlichste Auto aller Zeiten ist – zumindest in meinen Augen – übrigens der Fiat Multipla: Er sieht von vorne so aus, als wäre Donald Duck vor eine Abrissbirne gelaufen. Aber das nur am Rande.
Im Ferrari-Land Italien wird wie der Teufel gefahren. Im dichten Straßenverkehr von Rom berühren sich die Autos permanent. Fahrzeugkontakt ist normal, dementsprechend sehen viele Fahrzeuge auch aus. Wenn man mit weniger als 40 km/h einem Italiener hinten drauf fährt, dann bemerkt der das noch nicht mal! Aber wenn sich die Stoßstangen zweier deutscher Autos auch nur touchieren, springen beide Fahrer sofort aus ihren Fahrzeugen, wedeln hektisch mit ihren ADAC-Rechtsschutzbriefen und rufen sofort ihren Anwalt an.
In Frankreich, dem Mutterland solcher Auto-Ikonen wie dem Citroën DS oder dem Renault Alpine, wird grundsätzlich ohne angezogene Handbremse geparkt. Das hat den Vorteil, dass man sich seine Parkplätze so groß macht, wie man sie braucht. Franzosen parken, wie sie Boule spielen: Ein bisschen vorne dran titschen, ein bisschen hinten dran titschen, und schon passt der Van in eine Lücke, in die vorher nur
Weitere Kostenlose Bücher