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Made in Germany

Made in Germany

Titel: Made in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya Yanar
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Beifahrersitz und auf der Rückbank meine beiden liebenswerten Gäste. Wir unterhielten uns über dies und das, aber in dem Moment, als wir auf die Autobahn fuhren, wurde es hinten mucksmäuschenstill! Die beiden sagten keinen Ton mehr! Mein Tour-Manager beschleunigte auf 160 km/h, und alles, was ich dann noch von hinten hörte, war ein schnelles, hartes, ungewöhnliches Klappern.
Ich dachte mir: „Komisch ... die Ventile können es nicht sein, die sind ja vorne”, und drehte mich um, weil ich wissen wollte, was das war. Es war ... INDISCHES ZÄHNEKLAPPERN!
    Die beiden hatten einfach panische Angst! Zum einen, weil ich mich zu ihnen umgedreht hatte, obwohl ich auf der Seite saß, wo die beiden Londoner normalerweise den Fahrer erwarten! Zum anderen waren die beiden noch nie in ihrem Leben so schnell gefahren! Sie ließen ihre Dental-Kastagnetten erklingen und klammerten sich mit beiden Händen an den seitlichen Haltegriffen fest, von denen ich bis dahin immer dachte, sie sind nur dazu da, um Oberhemden daran aufzuhängen! Pradeep und Sarbdeep taten mir aufrichtig leid, und ich war beinahe erleichtert, als uns ein Porsche mit 220 Sachen überholte und die beiden endlich ohnmächtig wurden …
     
    Das Gerücht, dass die Erfindung der deutschen Autobahn auf Adolf Hitler zurückgeht, ist übrigens falsch. Die erste Autobahn Deutschlands, die heutige A555 zwischen Köln und Bonn, wurde bereits 1932 vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer eingeweiht. Allerdings versuchte Hitler, sich beim Volk anzubiedern, indem er 1934 mit der sogenannten Reichsverkehrsordnung sämtliche Tempolimits aufhob – sie waren bis dahin Ländersache und je nach Region recht streng: In Mannheim zum Beispiel war 1899 (die älteren Leser werden sich erinnern) innerorts gerade einmal 6 km/h erlaubt! Wer es eilig hatte, der ging zu Fuß! Weinbergschnecken wurde der Führerschein entzogen! Wer sich zuerst bewegte, musste Strafe zahlen! Später galt in den meisten deutschen Städten immerhin
ein Tempolimit von 15 km/h – also ungefähr viermal so langsam wie Fahrradkuriere!
    Hier eine Europa-Karte: Die Zahlen in den roten Kreisen bezeichnen allerdings nicht das Tempolimit, sondern den Pulsschlag von Pradeep und Sarbdeep als Beifahrer!
    Diese Zeiten sind in Deutschland Gott sei Dank vorbei – sowohl in Bezug auf Adolf Hitler als auch auf die Tempolimits. Im 21. Jahrhundert ist man sich bei uns in Deutschland einig: Rasen erlaubt! In Europa sind wir zwar die einzige Heizer-Nation – international gibt es aber noch ein paar wenige andere Länder, die ebenfalls auf Tempolimits pfeifen:
    Nepal zum Beispiel verzichtet auf generelle Tempolimits. Allerdings schaffen die meisten Scherpas auf ihrem Fußmarsch zum Mount Everest bei voller Beladung kaum mehr als 2 km/h. Und die wenigen Autos, die in Nepal zugelassen sind, werden bei Tempo 30 „natürlich”
abgeriegelt – also nicht durch den Motor, sondern durch den schlechten Zustand der Straßen!
    Auch die Isle of Man ist frei von Tempolimits – selbst auf Nebenstraßen. Wer einmal mit 180 km/h an einem Kindergarten vorbeidonnern will, ist hier genau richtig! Wahrscheinlich ist auf der Isle of Man auch Hupen im Krankenhausbereich nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht! Ein Paradies für rücksichtslose Verkehrsrowdies wie zum Beispiel meinen guten Freund Hakan!

    Auf der Isle of Man ist also das ganze Jahr über Grand Prix! Allerdings gab es von 1993 bis 2003 insgesamt 112 Tote und 1042 schwer verletzte Opfer im Straßenverkehr – das entspricht bei 74 000 Einwohnern ungefähr 1,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Und trotzdem wurde 2004 der Vorschlag zur Einführung des Tempolimits abgelehnt (vermutlich von den 98,6 Prozent, die bis dahin Glück hatten).
    Andere Länder ohne generelles Tempolimit sind Afghanistan, Buthan und Nordkorea – das nur als Tipp für diejenigen PS-Freunde, denen die 2999 Euro für ein Wochenende deutsche Autobahn zu teuer sind!

KAPITEL 7
Essen und Trinken

    Italien ist das Land von Pizza und Pasta. Wenn wir italienisches Essen riechen, kommen uns sofort herrliche Bilder in den Sinn: die weiß gedeckte Tafel irgendwo in einem Olivenhain in der Toskana. Es ist kurz vor Sonnenuntergang. Noch flirrt die laue Abendluft. Die hübsche und rassige Landfrau mit der nur mühsam zu bändigenden schwarzen Lockenmähne und dem luftigen, flatternden Sommerkleid trägt lachend Riesenschüsseln voll dampfender Pasta auf. Der leichte Landwein aus der Glaskaraffe

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